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Für Krebs gibt es keine genetische Veranlagung, sondern er wird von einem Defekt im Energiestoffwechsel der Zelle verursacht. Wenn es Ihnen gelingt, Ihre mitochondriale Gesundheit zu verbessern, werden die Tumorzellen regelrecht verhungern. Die meisten Onkologen wissen nicht wovon ich spreche oder sprechen nicht darüber. Finden Sie mehr darüber heraus – Sie sind es sich schuldig.

Im Mittelpunkt der meisten schweren Krankheiten steht eine Fehlfunktion der Mitochondrien – auch bei Krebs.

Wenn Sie in keiner Krebsstatistik auftauchen möchte (und wer möchte das schon?!), sollten Sie sich besser mit der Stoffwechseltheorie zu Krebserkrankungen vertraut machen.

Im August 2016 überreichten wir Dr. Thomas Seyfried den Mercola.com Game Changer Award.1 Seyfried ist Biologieprofessor am Boston College und zählt zu den führenden Forschern im Bereich des Krebsmetabolismus und der ernährungsbedingten Ketose.

Bei einer Krebserkrankung ist die Zellatmung in den Mitochondrien gestört

Hier nun eine Wiederholung dieses beliebten und wichtigen Artikels, in dem wir über Seyfrieds Buch Cancer as a Metabolic Disease sprechen. Das Werk leistet einen wichtigen Beitrag dazu, zu erkennen, wie Krebs beginnt und wie er behandelt werden kann.

Allein in den Vereinigten Staaten sterben täglich rund 1.600 Menschen an Krebs, weltweit sind es um die 21.000. Viele dieser Todesfällen könnten verhindert werden und man hätte sie behandeln können.

Seyfried zählt zu den Pionieren, wenn es darum geht, ernährungsbedingte Ketose zur Behandlung von Krebs anzuwenden. Die Therapie basiert auf der Arbeit von Dr. Otto Warburg, einem der fraglos genialsten Biochemiker des 20. Jahrhunderts. Warburg erhielt für seine Forschung am Stoffwechsel bösartiger Zellen1931 den Nobelpreis für Physiologie/Medizin.

Warburg, ein Dr. med. und Dr. phil., war gut mit Albert Einstein und vielen anderen prominenten Wissenschaftlern seiner Zeit befreundet. Er betrachtete es als seine Lebensaufgabe, ein Heilmittel gegen Krebs zu finden – und das hat er tatsächlich auch. Doch leider ist nur den allerwenigsten bewusst, wie bedeutsam seine Erkenntnisse sind.

Seyfried führt Warburgs Arbeit fort und betreibt wichtige Forschung mit der Absicht, dieses Wissen noch zu mehren. Tatsächlich ist er inzwischen über Warburgs ursprüngliche Annahmen hinaus und hat wichtige Erkenntnisse zusammengetragen, was den Stoffwechsel des Krebs anbelangt.

Krebs als Stoffwechselerkrankung

Traditionell herrscht die Einschätzung beziehungsweise das Dogma vor, dass Krebs eine genetisch bedingte Krankheit sei. Warburg jedoch fand heraus, dass Krebs in Wirklichkeit von einem Defekt im Energiestoffwechsel der Zelle verursacht wird. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen hier die Mitochondrien, die kleinen »Kraftwerke« innerhalb jeder Zelle.

Die Mitochondrien waren zu Warburgs Zeit noch nicht gründlich erforscht, doch inzwischen wissen wir deutlich mehr über ihre Funktionsweise.

Ich halte diese Informationen für bahnbrechend, denn sie erlauben es nicht nur, Krebs zu behandeln, sondern praktisch jede andere uns bekannte Krankheit. Im Mittelpunkt der meisten schweren Leiden steht nämlich eine Fehlfunktion der Mitochondrien. Wie Seyfried anmerkt:

»Ein Dogma gilt als unumstößliche Wahrheit. Dass Krebs eine genetische Krankheit ist, ist fraglos ein Dogma. Das Problem bei Dogmen: Manchmal machen sie uns blind für alternative Betrachtungsweisen und ziehen Ideologien nach sich, die sich nur mit sehr viel Mühe verändern lassen.«

»In allen großen Lehrbüchern wird Krebs als Genkrankheit beschrieben. Das erste, was man auf der Webseite des National Cancer Institute (NCI) liest, ist, dass Krebs eine durch Mutationen verursache Genkrankheit ist … und falls Krebs eine genetische Krankheit ist, leitet sich von diesem Konzept alles Weitere ab.«

»Es zieht sich durch die pharmazeutische Industrie, die akademische Industrie und die Lehrbuch-Industrie – den gesamten Wissensbestand. Es gibt sehr wenige Debatten zu alternativen Ansichten, was die genetische Betrachtungsweise anbelangt. Das Argument lautet inzwischen: ›Ja, in Krebszellen kommt es zu Problemen mit dem Stoffwechsel. Das bestreitet niemand. Aber diese Probleme sind allesamt auf Genmutationen zurückzuführen, deshalb müssen wir uns an die festgelegten Pfade halten, wonach all dieser metabolische Kram aus der Welt wäre, wenn wir einfach nur mehr über die genetischen Grundlagen der Krankheit verstünden.‹«

»Das wäre ja alles schön und gut, wenn es denn stimmen würde. Aber die Beweise mehren sich, wonach die von uns beobachteten Mutationen im Zentrum der Beobachtungen stehen und die Grundlagen für die Gentheorie in Wirklichkeit ein Epiphänomen sind. Es handelt sich um Folgeeffekte dieser Stoffwechselstörung, die Warburg in den 1920er- und 1930er-Jahren erstmals definierte.«

Wie sich die Stoffwechseltheorie auf die Krebsbehandlung auswirkt

Das Problem, wie Seyfried sagt, ist nicht mangelndes wissenschaftliches Verständnis der Forscher und Ärzte, sondern vielmehr, dass sie nicht akzeptieren können, dass es sich tatsächlich um die Wahrheit handeln könnte. Das nämlich hätte starken Einfluss darauf, wie man an die Behandlung herangeht.

Sollten schadhafte Mitochondrien für den Ursprung des Krebs verantwortlich sein und ein schadhafter Energiestoffwechsel für die Mehrheit der Phänotypen – also des Erscheinungsbilds der Krankheit –, wie behandelt man dann die Krankheit?

Zu den großartigsten Dingen, die Seyfried zu diesem Forschungsfeld beigetragen hat, zählt für mich seine Zusammenstellung dessen, was unabhängige, renommierte Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen herausfanden. Diese Menschen haben wertvolle Experimente durchgeführt, wussten aber die Ergebnisse nicht zu deuten.

Seyfried bündelte all diese Arbeiten und erschuf ein starkes wissenschaftliches Fundament für die Theorie, wonach es sich bei Krebs tatsächlich um eine Stoffwechselkrankheit und nicht um eine genetische Erkrankung handelt und wonach Genmutationen in Wahrheit Folgeeffekt eines mangelhaften Energiestoffwechsels in den Mitochondrien sind.

»In der Literatur war ständig die Rede von Experimenten mit Zellkerntransfers. Sie galten als Anomalien. Sie passten nicht zu der Einschätzung, dass Krebs eine Genkrankheit des Kerns ist … aber die Beobachtung wurde nicht mit Blick auf den Ursprung des Krebs interpretiert.«

»Ich habe all diese Beobachtungen in einem neuen Licht gebündelt und die Schlussfolgerungen all dieser Experimente unter dem Aspekt betrachtet, ob die Ergebnisse für eine genbasierte Zellkerntheorie sprechen würden oder für eine Mitochondrien-Stoffwechseltheorie …«

»Es ging nur darum, eine Reihe von Experimenten im Licht des Ursprungs der Krankheit zu betrachten und sich dann zu fragen, welche Schlussfolgerung diese Experimente stützen würden. Sprächen Sie für die genbasierte Zellkerntheorie zur Entstehung von Krebs oder würden Sie die Theorie stützen, dass es der Stoffwechsel der Mitochondrien ist, die Krebs verursacht?«

»In jedem einzelnen Fall sprachen die Ergebnisse eher für die Stoffwechseltheorie als Ursache für den Krebs als für die Gen-Zellkerntheorie«, sagt Seyfried.

Was die Zellkerntransfer-Experimente ergaben

Bei den Experimenten mit dem Zellkern ging es darum, den Kern einer Tumorzelle in gesundes und normales Zytoplasma einzusetzen. Zum Zytoplasma, also dem Material innerhalb einer Zelle, ausgenommen des Zellkerns, gehören auch die Mitochondrien, das Energie erzeugende Organell der Zelle.

Die Theorie besagt: Ist Krebs von Zellkerngenen getrieben und der Krebs-Phänotyp unreguliertes Zellwachstum, sind also Genmutationen für die Charakteristika, die sich im Zusammenhang mit dieser Krankheit beobachten lassen, verantwortlich, dann müssten diese anormalen Gene auch im neuen Zytoplasma zu finden sein. Aber das ist nicht das, was geschah.

Wieder und wieder bildete das neue, gesunde Zytoplasma keinen Krebs, wurde ihm der Kern einer Krebszelle eingesetzt. Das Zytoplasma blieb gesund und normal.

»Interessant ist, dass bei vielen dieser Zellkerntransfer-Experimente die Organismen zu bestimmten Punkten der Entwicklung abbrachen. Diese Abbrüche schienen im Zusammenhang damit zu stehen, wie viele Mutationen der transferierte Zellkern enthielt«, sagt Seyfried.

»Es stimmt, dass diese Krebszellkerne Mutationen enthielten, aber es waren nicht diese Mutationen, die die typische Eigenschaft der Krankheit verursachten, also Wucherungen. Stattdessen verursachten sie innerhalb einer Entwicklungsphase des Organismus einen Abbruch … Und wenn der normale Zellkern in kanzeröses Zytoplasma [inklusive defekter Mitochondrien] eingesetzt wurde, starb die Zelle oder sie bildete Tumorzellen aus.«

Zusätzliche Beweise hat vor kurzem Dr. Benny Kaipparettu mit seinen Kollegen der Universität Baylor vorgelegt. Als sie normale Mitochondrien (inklusive intakter Zellkerne) in kanzeröses Zytoplasma einsetzten, hielten diese das anormale Zellwachstum auf. Sie regulierten die Onkogene herunter, die vermeintlich das Wachstum des Tumors vorantrieben, und sorgten dafür, dass die Zellen wieder normal wuchsen.

Als man andererseits das Mitochondrium aus einer Tumorzelle entnahm und in eine Zelle eines sehr langsam wachsenden Krebses einsetzte, beschleunigte sich das Zellwachstum drastisch. Seyfried sagt: »Bündelt man all diese Experimente, gelangt man zu der Schlussfolgerung, dass nicht Kernmutationen der Faktor sein können, der diese Krankheit vorantreibt.«

Und was ist mit BRCA1 und anderen vererbten Krebsgenen?

Anhänger der Gentheorie führen häufig das Argument ins Feld, dass Krebs vererbt werden kann und es deshalb eine genetische Grundlage geben muss. Zwei Beispiele sind das Li-Fraumeni-Syndrom2, bei dem das Risiko einer Krebserkrankung in sehr jungen Jahren steigt, und das Gen BRCA1, welches das Risiko für Brustkrebs erhöht.

»Ja, auf den ersten Blick erscheint das richtig«, sagt Seyfried. »Aber wie Warburg gesagt hat: Es gibt viele sekundäre Krebsursachen, aber nur eine Hauptursache und das sind Schäden der Atmung. Durch Krebs verursachende Keimbahnen vererbte Mutationen können sich auf die Mitochondrien auswirken, aber der Ursprung des Krebs ist [dennoch] in den Mitochondrien zu suchen.«

»Es ist nur einfach so, dass der Defekt in diesem Fall von einem vererbten Gen ausgeht und nicht von einem chemischen Karzinogen, Strahlung, einem Virusinfekt, einem Befall durch einen Parasiten oder einen anderen Faktor. Sie alle beschädigen die Atmung, sie alle können auf diese Weise Krebs verursachen.«

»Ganz offensichtlich ist der Ursprung der Krankheit eine Störung der Atemfähigkeit dieser Zelle. Um zu überleben, muss diese Zelle Gene hochregulieren, die für die Zellfermentation wichtig sind. Viele dieser Gene sind sogenannte Onkogene. Die Onkogene führen schlichtweg nur eine Rettungsaktion in der Absicht durch, dafür zu sorgen, dass diese Zelle in einem Fermentations- anstelle eines Oxidationsstoffwechsels funktionieren kann. Onkogene können wir herunterregeln, indem wir einfach eine neue Atmung aktivieren.«

Wenn Genmutationen nicht die Hauptursache von Krebs sind, sondern nur ein sekundärer Folgeeffekt einer gestörten Zellatmung, wie und warum kommt es dann zu Mutationen? Seyfried erklärt: Ist die Atmung der Zellen beschädigt, führt dieser Schaden zu einer ergänzenden Fermentation und diese erfordert es, Onkogene (Krebsgene) hochzuregulieren.

Eine beschädigte Atmung führt dazu, dass große Mengen an reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und sekundärer freier Radikaler produziert werden, die DNA-Proteine und DNA-Lipide (die Fette innerhalb der Zellmembranen) beschädigen. Die ROS verursachen ebenfalls Mutationen des Kerngenoms. Insofern sind die Mutationen das Ergebnis schadhafter Atmung und nachfolgender übertriebener ROS-Produktion.

Warum Krebs noch nicht besiegt wurde

Die Krebsindustrie konzentriert sich aktuell auf die nachrangigen Effekte des Problems. Das ist der Grund, warum der »Krieg gegen den Krebs« ein dermaßen erbärmlicher Fehlschlag war.

»Personalisierte Medikamente, Immuncheckpoint-Inhibitoren … all diese Therapieformen befassen sich im Grunde mit den nachrangigen Effekten der Krankheit«, sagt Seyfried. »Leider unterscheiden sich die meisten Zellen im Tumor untereinander genetisch stark.«

»Es wird Ihnen nicht gelingen, alle unterschiedlichen Zellen mit derartigen Ansätzen ins Visier zu nehmen. Einige Monate lang mag man Erfolg haben, bei einigen Menschen sogar ein Jahr lang, aber der Großteil der Menschen wird nicht wirklich auf diese Art von Therapie reagieren.«

Warum es so wichtig ist, effektiv Fett zu verbrennen

Ins Visier nehmen die ROS auch die Mitochondrien selbst, wo die Atmung erfolgt. Das bringt uns zu einem sehr wichtigen Punkt. Reaktive Sauerstoffspezies werden vor allem vom Coenzym Q10 in der Elektronentransportkette gebildet. Sowohl Glukose wie auch Fettsäuren produzieren FADH2, das ROS bilden kann.

Aus Fett gewonnene Ketonkörper wiederum produzieren nur NADH und das verstärkt die Redoxspannung des Coenzyms Q10 und reduziert die Bildung von ROS. Insofern gelten Ketonkörper im Vergleich zu Glukose oder Fettsäuren als »sauberer« Kraftstoff. Heute verbrennen die meisten Menschen Glukose als Kraftstoff. Das hängt mit einem Überangebot an Zucker und verarbeitetem Getreide in der Ernährung zusammen sowie mit einem Mangel an gesunden Fetten.

Produzieren Sie in Ihren Mitochondrien weniger ROS, erleiden Ihre Mitochondrien weniger Schäden, ebenso die DNA. Wenn Sie den Brennstoff, mit dem Sie Ihren Körper versorgen, umstellen, ist das nicht nur bei der Krebsbehandlung ein zentraler Aspekt, es ist auch der wichtigste Weg, wie Sie im Vorfeld verhindern können, dass überhaupt Krebs entsteht.

»Ich halte das für einen wichtigen Punkt. Entzündungen gehören zu den Dingen, die Krebs verursachen können. Wir haben Entzündungen. Chronisch hohe Blutzuckerspiegel verursachen Entzündungen. Das sieht man in zahlreichen Situationen. Glukose an sich verursacht keinen Krebs, aber ein erhöhter, aus dem Gleichgewicht geratener Glukosestoffwechsel kann zu Entzündungen führen und eine Reihe anderer Störungen im Gesamtstoffwechsel verursachen«, sagt Seyfried.

»Wenn Sie fasten, wenn Sie nichts mehr essen, dann sinkt Ihr Blutzuckerspiegel. Ihre Insulinspiegel fallen. Der Körper beginnt, Fett zu verstoffwechseln, um Energie zu gewinnen. Aber die Fettsäuren selbst sind dabei nur ein Baustein. Die Hauptbausteine sind natürlich die Ketonkörper … Dabei handelt es sich um wasserlösliche Fettprodukte. Sie dringen leicht in Zellen ein und werden durch mehrere Schritte zu Acetyl-Coenzym A verstoffwechselt.«

»Diese Schritte bilden NADH (Nicotinamidadenindinukleotid), das an Redoxreaktionen beteiligt ist. Aber es hält auch das Coenzym Q10 in einem oxidierten Zustand. Das ist insofern sehr wichtig, weil es dieses Coenzym Q10 ist, wo überhaupt erst ROS gebildet werden …«

»Bei Ketonen handelt es sich nur insofern um sauberen Brennstoff, als er die Bildung von ROS unterdrückt, und zwar insbesondere dann, wenn die Blutzuckerwerte gering sind. Hat man nämlich sehr hohe Ketone UND hohen Blutzucker, spricht man von Ketoazidose, was lebensbedrohlich ist.«

Bitte verwechseln Sie die ernährungsbedingte Ketose nicht mit Ketoazidose!

Ernährungsbedingte Ketose sollte auf keinen Fall mit diabetischer Ketoazidose verwechselt werden, die für Sie nur von Belang ist, wenn Sie einen Typ-1-Diabetes haben. Für Menschen mit normaler Physiologie ist es ungewöhnlich, einen Ketonspiegel von mehr als 7 oder 8 Millimol (mmol) aufzuweisen. Leiden Sie an diabetischer Ketoazidose, wird dieser Wert ungefähr bei 20 mmol liegen, außerdem wird Ihr Blutzuckerwert sehr hoch sein. In der ernährungsbedingten Ketose dagegen ist der Blutzucker sehr niedrig. Es handelt sich also um zwei völlig unterschiedliche Zustände.

Eine Ketoazidose kann lebensbedrohlich werden. Eine ernährungsbedingte Ketose dagegen ist ein gesunder Zustand, der Ihnen hilft, maximale Energieeffizienz zu bewahren, und der dafür sorgt, dass Ihr Körper weniger reaktive Sauerstoffspezies produziert. Seyfried sagt: »Werden Ketone anstelle von anderen Brennstoffen, insbesondere Glukose, verstoffwechselt, werden die Mitochondrien gesund.«

In den vergangenen Jahrzehnten haben die meisten Anhänger alternative Medizin versucht, das ROS-Problem durch die Einnahme von Antioxidantien zu umschiffen, sei es durch Nahrungsmittel mit hohem Anteil an Polyphenolen und anderen natürlichen Antioxidantien oder durch Nahrungsergänzungsmittel. Ich halte dies mittlerweile für eine ausgesprochen schlechte Strategie, die beträchtliche Nachteile mit sich bringt.

Anstatt zu versuchen, die bereits existierenden ROS einzudämmen, ist es viel wirksamer, die ROS-Erzeugung schon an der Quelle zu stoppen, und zwar bei dem Kraftstoff, den Ihr Körper an allererster Stelle verbrennt, um Energie zu gewinnen. Wenn Sie von Zucker- auf Fettverbrennung umstellen, dann werden Sie auch weniger reaktive Sauerstoffspezies produzieren.

Ketone verhindern eine gestörte ROS-Bildung und reduzieren dadurch das Krebsrisiko

Es ist nicht so, als würden Ketone keine ROS bilden; das tun sie, aber es sind nicht so viele. Was uns zu einem weiteren zentralen Punkt führt: Reaktive Sauerstoffspezies agieren nicht nur zerstörerisch, sie sind auch sehr wirksame Signalmoleküle. Unterdrückt man sie wahllos, löst man damit biologische Dysfunktionen aus.

Insofern ist es besser, sie gar nicht vollständig zu eliminieren, sondern sie soweit zu kontrollieren, dass sie auf einem optimalen Niveau liegen und ihre Signalfunktion erfüllen können, ohne Schäden anzurichten. Bezieht Ihr Körper seine Energie in erster Linie aus der Verbrennung von Ketonen, liegen Sie auf diese Weise ziemlich genau in einem therapeutischen Rahmen, was die ROS-Bildung anbelangt, denn dann haben Sie weder zu viele ROS noch zu wenige.

»Das steht völlig außer Frage. Wir sprechen hier von einem homöostatischen Zustand«, sagt Seyfried. »Ketone verhindern eine Störung der ROS-Bildung … Sie ermöglichen es Ihrem Körper, über einen längeren Zeitraum hinweg gesund zu bleiben. Im Grunde ist es das, was wir hier tun … Krebs ist eine beschleunigte Entropie. Es handelt sich um eine völlige Zerrüttung der homöostatischen Parameter, innerhalb der Zellen und außerhalb der Zellen im morphogenetischen Feld und im gesamten Körper.«

»Krebspatienten erleiden alle möglichen Arten von Störungen ihrer systemischen Homöostase, nicht nur in den Zellen … Leidet der Körper an Krebs, hat das Auswirkungen, die innerhalb des gesamten Körpers stattfinden.«

»Wir produzieren mehr Säure. Als Resultat dieser Krankheit gibt es im gesamten Körper viele Reaktionen in den Hormon- und Signalkaskaden. Man muss Krebs als systemische Krankheit behandeln. Der gesamte Körper muss behandelt werden, aber auf nicht toxische Weise.«

Tatsächlich ist die Toxizität eines der größten Versagen der derzeitigen Behandlungsprotokolle bei Krebs. Die Behandlungen sind größtenteils extrem toxisch, wodurch das Problem noch zusätzlich verschlimmert wird. Viele Krebs-Rezidive dürften mit der ursprünglichen Behandlung zusammenhängen.

Betrachtet man Krebs hingegen als Stoffwechselkrankheit, kann man die Krankheit ins Visier nehmen und sich mit ihr befassen, ohne für systemische Toxizität zu sorgen. Wie Seyfried erklärt, zielt man dabei auf die Brennstoffe, mit denen die Krebszellen arbeiten, also in erster Linie Glukose und Glutamine.

»Was wir uns verdeutlichen müssen, ist: Handelt es sich bei Krebs um eine Krankheit des Mitochondrienstoffwechsels und man erkrankt an Krebs, weil in bestimmten Zellpopulationen und bestimmten Geweben die Mitochondrien versagen, und verhindert man, dass die Mitochondrien in diesen gestörten Zustand geraten, … dann ist die Wahrscheinlichkeit, Krebs zu bekommen, beträchtlich geringer.«

»Um wieviel Prozent? Ich würde sagen, um mindestens 80 Prozent. Wie ich in meinem Buch schreibe: Krebs ist möglicherweise eine der am besten zu behandelnden Krankheiten, die wir kennen …«

»Das Problem ist, dass viele Menschen die [präventiven Schritte zur Vermeidung von Krebs] nicht gehen wollen. Sie sagen: ›Ich muss eine Woche lang therapeutisch fasten? Nein, das mache ich nicht. Lasst mich in Ruhe.‹ Eine effektive Prävention besteht darin, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen. Viele Leute haben dazu keine Lust … Ist einem erst einmal klar, was Krebs ist, nämlich dass es sich um eine Stoffwechselkrankheit handelt, dann übernimmt man die Kontrolle über diese Dinge. Anders gesagt: Ob man Krebs bekommt oder nicht, hängt nicht von Gottes Willen ab. Es ist kein Pech.«

Die Wurzel der meisten Krankheiten ist eine Fehlfunktion der Mitochondrien

Gerät die Atmung der Mitochondrien aus dem Gleichgewicht, ist Krebs nicht das Einzige, was geschehen kann. Diese Art Dysfunktion spielt ebenso bei neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und ALS eine Rolle.

Mehr noch: Auch bei Krämpfen, Diabetes, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und zu hohem Cholesterin wirken sich gestörte Mitochondrien aus. Die meisten schweren Krankheiten, die wir derzeit mit starken und toxischen Medikamenten behandeln, ließen sich mit einer ordentlichen Ernährungsintervention lindern, bei der im Mittelpunkt steht, welchen Kraftstoff Sie Ihren Zellen anbieten.

Und wie genau geht das vonstatten? Um ernährungsbedingte Ketose zu erzielen, muss man Seyfried zufolge die Nettomenge an Kohlenhydraten (also Kohlenhydrate minus Ballaststoffe) auf unter 100 Gramm täglich reduzieren, besser noch auf unter 50 Gramm. Ich vertrete da eine leicht abweichende Haltung, die ich Ihnen im nächsten Abschnitt präsentiere.

Reduzieren müssen Sie auch Ihre Aminosäuren. Am weitesten in Proteinen verbreitet ist Glutamin. Krebszellen können parallel zu Glukose auch Glutamin nutzen, um Energie zu gewinnen und zu wachsen. Die Kombination aus Glukose und Glutamin sorgt für ein »System auf Turbolader«, sagt Seyfried.

Um Ihre Glutaminspiegel zu senken, müssen Sie weniger Proteine zu sich nehmen. Hinzu kommt: Ab einer bestimmten Grenze stimuliert man den mTOR-Pfad und der wirkt sich im Zusammenspiel mit Insulin möglicherweise deutlich stärker auf die mitochondriale Dysfunktion und die mitochondriale Biogenese aus, als es Insulin allein vermag.

So können Sie die Gesundheit Ihrer Mitochondrien einschätzen

Wie finde ich heraus, wie es um die Gesundheit meiner Mitochondrien bestellt ist? Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Seyfried hat eine Arbeit zur Berechnung des Glukose-Keton-Index3 in einem Journal veröffentlicht, das allgemein zugänglich ist. Sie können diesen Rechner nutzen, um die Gesundheit und Vitalität Ihrer Mitochondrien einzuschätzen.

Der Rechner betrachtet das Verhältnis zwischen Glukose und Ketonen. Ketone müssen im Blut gemessen werden, nicht im Urin, und die Glukose muss in mmol gemessen werden, nicht in Milligramm pro Deziliter (mg/dl). »Beträgt das Glukoseverhältnis 1,0 oder weniger, wissen Sie, dass sich Ihre Mitochondrien in einem sehr gesunden Zustand befinden«, sagt Seyfried.

Diesen Wert zu erreichen, ist allerdings ziemlich schwierig. Mein Wert liegt zumeist zwischen 2 und 3 und meine Ernährung besteht zu rund 80 Prozent aus gesunden Fetten mit minimalen Netto-Kohlenhydraten. Um also ein derartig niedriges Ergebnis zu erzielen, werden Sie möglicherweise vollständig fasten müssen. Sie müssen in diesem Ultraniedrigbereich nicht sehr lange Zeit verweilen, wenn Sie allerdings Krebs haben, ist es erstrebenswert, diesen Wert so oft wie möglich zu erreichen.

»3, 4 Tage lang fastet man mit Wasser, dann kann man einige exogene Ketone zu sich nehmen und der Blutzucker sinkt weit in den Keller«, sagt Seyfried. »Um Krebs zu verhindern, muss man dort nicht länger als 4, 5 Tage alle 6 Monate oder so bleiben. Das ist nur ein Leitfaden.«

Mit einer Ernährungs-App können Sie sich leichter einen Überblick über Ihre Kohlenhydrat- und Proteinzufuhr verschaffen, um in der Ketose zu bleiben

»Einige Menschen können sehr rasch und sehr problemlos in diesen Bereich gelangen, andere müssen richtig kämpfen. Das alles ist eine Messung per Biomarker. Wir haben mithilfe des Glukose-Ketone-Index einige interessante lineare Regressionsanalysen zur Überlebensfähigkeit von Mäusen mit Krebs durchgeführt.«

»Es gibt definitiv eine statistische Beziehung zwischen dem, wie lang man seinen Glukose-Ketone-Index niedrig halten kann, und wie lang man mit einem sehr aggressiven Krebs überleben kann. Natürlich ist es nur ein Biomarker-System, das einem Menschen hilft, seinen eigenen Krebs zu bekämpfen.«

Die Therapeutische Ketose wird mit einer Ernährungs-App einfacher

Für die meisten Menschen wird diese Strategie möglicherweise zu extrem sein, sofern sie nicht um ihr Leben kämpfen oder aus anderen Gründen hochmotiviert sind. Anstatt sich auf langwierige Fastenphasen einzulassen, während derer man außer Wasser nichts zu sich nimmt, halte ich es für nutzerfreundlicher, die Netto-Kohlenhydrate auf unter 50 Gramm pro Tag und die Proteinzufuhr auf unter ein Gramm pro Kilogramm Magermasse des Körpers zu reduzieren. Die meisten Menschen nehmen üblicherweise deutlich mehr Netto-Kohlenhydrate und Protein zu sich.

Sie benötigen ein Analysetool, damit durch eine ausführliche Analyse der Ernährung gewährleistet ist, dass Sie dieses Ziel auch tatsächlich erreichen. Ansonsten wissen Sie nicht, wie viel Fett, wie viel Kohlenhydrate und wie viel Protein Sie zu sich nehmen. Suchen Sie sich eine gute Ernährungs-App.

So eine Software nimmt dann – abhängig von den Parametern, die Sie eingeben (beispielsweise Größe, Gewicht, Körperfettanteil, Hüftumfang) – sämtliche Berechnungen für Sie vor. Sie können zudem diverse Biomarker eingeben, etwa den Nüchternblutzucker, ein wichtiger Indikator.

Ihren Nüchternblutzucker sollten Sie unbedingt gut im Blick behalten. Im Idealfall messen Sie zweimal täglich, einmal gleich frühmorgens und einmal vor dem Schlafengehen. Der Wert sollte unter 70 mg/dL liegen, idealerweise um 60 mg/dL.

Ist Ihr Nüchternblutzucker morgens deutlich höher als nachmittags, liegt das möglicherweise an einer Glukoneogenese und spricht dafür, dass Sie nicht ausreichend Protein erhalten. Ihr Körper benötigt eine gewisse Menge an Aminosäuren, ansonsten wird er beginnen, Magermasse zu verstoffwechseln. Bei diesem Prozess wird Überschuss in die Leber abtransportiert, die dann zusätzlich Glukose bildet (das führt dann, obwohl Sie nichts essen, zu einem höheren Blutzuckerwert).

Zusätzliche Informationen

Sie wollen sich tief in die Materie einarbeiten, was therapeutische Ketose anbelangt? Dann lesen Sie Dr. Seyfrieds Buch Cancer as a Metabolic Disease (Krebs ist einen Stoffwechselerkrankung) oder greifen Sie, wenn Ihnen eine kürzere Abhandlung lieber ist, zu seinem wissenschaftlichen Aufsatz, der 2014 im Fachmagazin Carcinogenesis4 erschien, oder seiner Arbeit von 2015, die im Magazin Frontiers abgedruckt wurde (»Cancer as a Mitochondrial Metabolic Disease«).

Hoffentlich haben wir Sie inspirieren können, über die ernährungsbedingten Wurzeln von Krebs und anderen chronischen Krankheiten nachzudenken. Ich kann Ihnen versprechen, dass Sie in den kommenden Monaten und Jahren deutlich mehr darüber hören werden, denn ich bin überzeugt, der Schlüssel für die meisten gesundheitlichen Probleme, die uns derzeit plagen, ist bei der Behebung mitochondrialer Dysfunktionen zu finden. Die gute Nachricht: Eine optimale Funktion der Mitochondrien lässt sich wirksam erreichen, indem man seine Ernährung und seinen Lebenswandel umstellt (mehr Sport). Es sind keine kostspieligen Medikamente oder invasiven Maßnahmen erforderlich.

Noch liegt ein langer Weg vor uns, aber mehr und mehr Ärzte befassen sich mit dem Thema. »Wir stehen am Wendepunkt«, sagt Seyfried. »Viele Ärzte springen auf den Zug auf. Ich glaube, die Dinge fangen an, sich zum Besseren zu wenden und zum Wohle der Menschen.«

Viel zu viele Menschen sind grundlos gestorben und das Sterben ist noch nicht vorüber. Es ist an der Zeit, wieder den richtigen Kurs einzuschlagen. Dafür wird sehr viel Aufklärungsarbeit zu leisten sein, aber es lohnt die Mühe, das steht völlig außer Frage. Wir haben das Wissen, wie man Krebs und andere chronische Krankheiten verhindern kann. Jetzt muss es nur noch umgesetzt werden.

Dieser Artikel erschien erstmal am 15. Dezember 2019 auf Mercola.com.

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