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Seyfrieds bahnbrechende Krebstheorie
Thomas Seyfried, Ph.D., Professor für Biologie am Boston College, ist ein führender Experte und Forscher auf dem Gebiet des Krebsstoffwechsels und der Ernährungsketose. Sein Buch Cancer as a Metabolic Desease: On the Origin, Management and Prevention of Cancer (Krebs als Stoffwechselkrankheit: Zur Entstehung, Behandlung und Vorbeugung von Krebs) ist ein grundlegendes Lehrbuch zu diesem Thema. Im August 2016 erhielt er für seine Arbeit den Mercola.com Game Changer Award.
Hier erörtern wir die Mechanismen von Krebs und den Einfluss der mitochondrialen Funktion, die bei der Entstehung und Behandlung dieser Krankheit eine entscheidende Rolle spielt. Seyfrieds bahnbrechende Krebstheorie steht als kostenlose PDF-Datei zur Verfügung.
Viele seiner Ansichten sind nun in seinem jüngsten Artikel1 »Mitochondrial Substrate-Level Phosphorylation as Energy Source for Glioblastoma: Review and Hypothesis« (Mitochondriale Substrat-Level Phosphorylierung als Energiequelle für Glioblastome: Zusammenfassung und Hypothese) zusammengefasst, der am 27. Dezember 2018 online veröffentlicht wurde. Er hat auch eine Reihe anderer Arbeiten über die metabolischen Grundlagen von Krebs veröffentlicht.2,3,4
»Der Aufsatz … ist ein Übersichts- und Hypothesenartikel, der das fehlende Glied in Otto Warburgs zentraler Theorie identifiziert«, erklärt Seyfried.
»[Warburg] hat den Ursprung von Krebs bereits in den 1920er, -30er, -40er und -50er Jahren bei seiner Arbeit in Deutschland sehr genau definiert. Im Wesentlichen lieferte er Daten, die zeigten, dass alle Krebszellen, unabhängig von der Herkunft des Gewebes, Fermenter waren. Sie fermentierten Milchsäure aus Glukose als Substrat.
Selbst in Gegenwart von Sauerstoff fermentierten diese Zellen. Dies ist eindeutig ein Defekt der oxidativen Phosphorylierung. Jahrzehntelang sagten die Leute, Warburg habe sich geirrt – vor allem, weil wir sehen, wie viele Krebszellen Sauerstoff aufnehmen und Adenosintriphosphat (ATP) aus den Mitochondrien bilden … Man begann sich zu fragen: ›Wenn Krebszellen eine normale Atmung haben, warum sollten sie dann Glukose als fermentierbaren Brennstoff verwenden wollen?‹
Das ganze Konzept wurde verzerrt … Die Krebszellen entscheiden sich einfach dafür, zu fermentieren, anstatt zu atmen. Bei der Betrachtung der meisten Krebsarten unter dem Elektronenmikroskop werden Sie natürlich feststellen, dass die Mitochondrien auf verschiedene Weise defekt sind. Ihre Strukturen sind abnormal. Die Zahlen sind abnormal. Es gibt viele Anomalien der Mitochondrien, die direkt unter dem Elektronenmikroskop zu sehen sind. Offensichtlich lag Warburg doch nicht falsch.«
Warum Biopsien riskant sind
Bevor wir uns damit befassen, wie es tatsächlich zu Krebs kommt, wäre es gut, eine Diagnosestrategie zu überprüfen, die fast allen von uns angeboten wird, wenn wir mit einer Krebsdiagnose konfrontiert werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass dies vielleicht nicht die beste Strategie ist und dass es für viele klug wäre, eine Biopsie zu vermeiden.
Seyfried warnt davor, Biopsien durchzuführen, da dieses Verfahren tatsächlich eine Ausbreitung des Krebses verursachen kann. Ein Tumor besteht im Grunde genommen aus einer Gruppe von wuchernden Zellen in einem bestimmten Teil Ihres Körpers. Für die Diagnose wird oft eine kleine Probe entnommen, um festzustellen, ob der Tumor gut- oder bösartig ist.
Sticht man in die Mikroumgebung des Krebses, um einen Teil des Gewebes zu entnehmen, entsteht jedoch eine Wunde in diesem Bereich, die wiederum die Invasion von Makrophagen und anderen Immunzellen auslöst.
Wenn Sie bereits eine säurehaltige Mikroumgebung haben, laufen Sie Gefahr, in diesem Umfeld ein Fusionshybridisierungsereignis zwischen Ihren Makrophagen und Krebsstammzellen auszulösen (wie weiter unten dargelegt). Dies könnte eine potenziell gutartige Situation in eine bösartige verwandeln. Und wenn der Tumor bösartig ist, könnte das Hineinstechen in ihn eine bereits schlimme Situation noch weiter verschlimmern.
»Die Frage ist, welchen Wert die Durchführung einer Biopsie überhaupt hat. Wir nehmen Biopsien von Brustgewebe vor, um eine genomische Auslesung der verschiedenen Arten von Mutationen zu erhalten, die sich in den Zellen befinden könnten. Wenn Krebs aber keine genetische Krankheit ist und die Mutationen weitgehend irrelevant sind, dann macht es keinen Sinn, dies überhaupt zu tun. Warum sollte man in den Tumor stechen wollen, wenn er gutartig ist? Ist er bösartig, warum sollten Sie dann überhaupt in ihn stechen wollen?
Ich bin zu dieser Ansicht gekommen, weil ich in der Literatur so viele Artikel gelesen habe, die von Hirnkrebs, Brustkrebs, Dickdarmkrebs und Leberkrebs handeln und zeigen, wie Nadelbiopsien zur Verbreitung dieser Tumorzellen geführt haben; dadurch waren die Betroffenen dem Risiko für metastasierenden Krebs und den Tod ausgesetzt«, sagt Seyfried.
Bei der Stoffwechseltherapie würden Sie den Tumor nicht berühren, die Mikroumgebung nicht stören. Wenn Sie ihn in Ruhe lassen, sorgen Sie dafür, dass der Tumor schrumpft und verschwindet.
»Wenn man anfängt, dies als ein biologisches Problem zu betrachten, machen viele der Dinge, die wir bei Krebs tun, keinen Sinn. Bei einem Gehirntumor heißt es: ›Sie haben einen sehr geringgradigen Tumor. Lassen Sie uns reingehen und ihn herausholen.‹ Und wenn man das tut, verwandelt er sich im folgenden Jahr in ein Glioblastom.«
»Wie ist das passiert? Nun, Sie haben die Mikroumgebung gestört und es ermöglicht, dass diese Zellen, die nur geringfügig aggressiv sind, sehr aggressiv wurden. Und das führte zum Untergang des Patienten«, erklärt Seyfried.
»Dies wird als sekundäres Glioblastom bezeichnet, das beim therapeutischen Versuch entsteht, einen geringgradigen Tumor zu behandeln. Dasselbe kann bei allen Organen passieren. Man sticht in Brusttumore, man sticht in Dickdarmtumore, und man läuft damit Gefahr, die Zellen zu verbreiten …«
»Meine Meinung ist folgende: Hat der Patient eine Geschwulst, sei es in der Brust, im Dickdarm, in der Lunge oder wo auch immer, oder eine Läsion irgendeiner Art, dann sollte dies das Stichwort für eine Stoffwechseltherapie sein. Führen Sie zuerst eine Stoffwechseltherapie durch. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Geschwulst schrumpfen und weniger aggressiv werden. Dann lautet die Option: ›Sollen wir sie vollständig entfernen, anstatt eine Art Biopsie durchzuführen?‹ Wir wollen ja das Risiko verringern, und wenn wir den ganzen Tumor vollständig erfassen können, laufen wir nicht Gefahr, ihn zu verbreiten …«
»Durch die Stoffwechseltherapie bringen Sie den Körper wieder in einen sehr hohen Zustand des metabolischen Gleichgewichts, und dann gehen Sie strategisch vor und bauen die Tumore langsam ab, ohne den Rest des Körpers zu schädigen.«
»Bestrahlung, Chemo und die Strategien, die wir heute anwenden, tun dies nicht. Sie basieren auf der Gentheorie vom Krebs, dass genetische Mutationen den Zellzyklus außer Kontrolle geraten lassen. Das ist aber nicht der Fall. Noch einmal: Viele dieser toxischen Verfahren müssen neu überdacht, neu analysiert werden.«
Das Dilemma der Warburg-Theorie lösen
In der Biologie bestimmt die Struktur die Funktion. Dies ist ein evolutionär festgelegtes Konzept. Wie können also Mitochondrien im Gewebe strukturell abnormal sein und dennoch eine normale Atmung haben? Wie Seyfried feststellt, ergibt das keinen Sinn. Verwirrung ist zum Teil deshalb entstanden, weil viele Forscher Krebs in Kultur (also in vitro) untersuchen und »tiefschürfende Aussagen und Kommentare dazu machen, was in der Kultur passiert«, sagt Seyfried.
»Betrachtet man Krebszellen in Kultur, so nehmen viele von ihnen Sauerstoff auf und bilden ATP, aber gleichzeitig gären sie. Und das gab Rätsel auf. Sie nannten es den Warburg-Effekt. Sie gären, aber viele Forscher dachten gleichzeitig, ihre Atmung sei normal.«
»Das war das Hauptproblem der Warburg-Theorie. Aber Warburg sagte in seinen Artikeln klar und deutlich, [dass] es nicht stimmt, dass sie Sauerstoff aufnehmen; es geht vielmehr darum, wie viel ATP sie durch oxidative Phosphorylierung erzeugen können, was die normale Atmungskapazität der Mitochondrien ist.«
Wie Seyfried erklärte, scheint es so – wenn man ATP misst und den Sauerstoffverbrauch in Tumorzellen betrachtet – als würden sie ATP herstellen und Sauerstoff aufnehmen, weshalb ihre Atmung für normal gehalten wird. Wenn man sich jedoch die Gewebe von Krebspatienten ansieht, sind die Mitochondrien abnormal.
»Was ich und Dr. Christos Chinopoulos von der Semmelweis-Universität in Budapest, Ungarn, der weltweit führende Experte auf dem Gebiet der mitochondrialen Physiologie und Biochemie, … erkannten, [war], dass die Mitochondrien der Tumorzellen tatsächlich Aminosäuren, vor allem Glutamin, fermentieren. Sie atmen nicht. Sie fermentieren einen alternativen Brennstoff, nämlich Glutamin«, sagt Seyfried.
Warburgs Krebstheorie erweist sich als richtig
Mit diesem Verständnis kann Warburgs Theorie bestätigt werden: Krebs entsteht durch eine Schädigung der Fähigkeit der Mitochondrien, in ihrer Elektronentransportkette Energie durch Atmung zu produzieren.
Die kompensatorische Fermentation umfasst nicht nur die Milchsäuregärung, sondern auch die Bernsteinsäuregärung unter Verwendung von Glutamin als fermentierbaren Brennstoff. Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass Glutamin ein Hauptbrennstoff für viele verschiedene Krebsarten ist, aber die meisten Forscher dachten, es würde geatmet anstatt fermentiert.
Die Entdeckung von Seyfried und Chinopoulos bestätigt, dass die Krebszellen tatsächlich eine geschädigte Atmung haben, und um zu überleben, müssen sie die Fermentation nutzen. Die beiden am besten verfügbaren fermentierbaren Brennstoffe in der Krebsmikroumgebung sind Glukose und Glutamin. Daher besteht eine entscheidende Komponente der Krebsbehandlung darin, Glucose und Glutamin gezielt ins Visier zu nehmen.
Ohne Glucose und Glutamin werden die Krebszellen verhungern, da sie keine Ketone verwenden können. Der einfachste Ansatz zur Krebsbekämpfung besteht also darin, die Patienten in therapeutische Ketose zu versetzen und dann die Verfügbarkeit von Glukose und Glutamin strategisch vorzugeben.
»Im Grunde genommen sagen wir, dass die mitochondriale Phosphorylierung auf Substratebene ein nicht-oxidativer Stoffwechselmechanismus innerhalb der Mitochondrien ist, der ohne oxidative Phosphorylierung erhebliche Energiemengen erzeugen würde«, sagt Seyfried.
Genetische Mutationen sind nicht die Ursache von Krebs
Laut Seyfried ist eine mitochondriale Dysfunktion das Herzstück fast jeder Krebsart. Leider sind nur wenige Onkologen dieser Auffassung, und viele glauben immer noch, Krebs sei die Folge genetischer Defekte. Kerntransferexperimente zeigen jedoch eindeutig, dass Krebs keine genetische Krankheit sein kann.
»Mir ist kein rationales wissenschaftliches Argument begegnet, das die Vielzahl der Beweise angezweifelt hätte, die zeigen, dass die [genetischen] Mutationen nicht die Triebkräfte, sondern die Auswirkungen [der mitochondrialen Dysfunktion] sind«, sagt Seyfried.
Seyfried weiter:
»Tatsächlich liegen jetzt neue Informationen vor, wonach Forscher die sogenannten genetische Treiber von Krebs finden, die in normalen Zellen, normaler Haut und auch in der Speiseröhre exprimiert und vorhanden sind … Das ist ein weiteres [Problem] – wie man diese sogenannten Treibermutationen in normalen Geweben erhält. Wir finden auch einige Krebsarten, die keine Mutationen aufweisen, die jedoch gären und außer Kontrolle geraten.«
»Es gibt eine Reihe neuer Beobachtungen, die das Konzept, dass Krebs eine genetische Krankheit ist, infrage stellen. Wenn man erst einmal erkannt hat, dass es sich nicht um eine genetische Krankheit handelt, dann muss man die Mehrzahl der Therapien, die zur Behandlung der Krankheit eingesetzt werden, ernsthaft infrage stellen. Dies [hilft] zu erklären, [warum] in den Vereinigten Staaten täglich 1.600 Menschen an Krebs sterben.«
»Warum haben wir noch immer eine solche Epidemie des Leidens und Sterbens, obwohl wir diese Krankheit bereits seit Jahrzehnten erforschen? Betrachtet man die enorme Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten, die über Krebs geschrieben werden, so kreisen sie oft um die Theorie der Gendefekte.«
»Wenn Krebs aber gar keine genetische Krankheit ist und die Mutationen nachgelagerte Epiphänomene sind, warum sollte sich das Fachgebiet dann weiterhin auf Dinge konzentrieren, die für die Art der Krankheit meist irrelevant sind? Was ich damit sagen will, ist äußerst niederschmetternd, denn ich lege nahe, dass die Mehrheit der Forscher auf diesem Gebiet im Grunde ihre Zeit verschwendet …«
»Ich denke, wir können die Sterblichkeitsrate dieser Krankheit innerhalb von 10 Jahren um etwa 50 Prozent senken, wenn Krebs als mitochondriale Stoffwechselkrankheit behandelt wird, die auf fermentierbare Brennstoffe und nicht auf toxische Therapien reagiert, die sich auf nachgeschaltete Effekte konzentrieren.«
»Die Bestrahlung ist so ausgelegt, dass die DNA-Replikation gestoppt wird. Die DNA-Replikation erfordert Energie. Wenn man aber den Stecker für fermentierbare Brennstoffe zieht, können sich die Krebszellen sowieso nicht mehr replizieren … Im Grunde genommen nähern wir uns bei der Behandlung von Krebs der Krankheit aus einem Missverständnis der Biologie heraus an …«
»Wir wissen, dass Viren Krebs verursachen können. Wir wissen, dass Strahlung Krebs verursacht. Wir wissen, dass Karzinogene Krebs verursachen. Wir wissen, dass intermittierende Hypoxie Krebs verursacht. Wir wissen, dass systemische Entzündungen Krebs verursachen. Wir wissen, dass allein das Älterwerden das Risiko für weitere Krebserkrankungen erhöht.«
»Wir wissen, dass es erbliche Mutationen im Genom gibt, die Krebs verursachen können. Aber wie sind all diese Dinge durch einen gemeinsamen pathophysiologischen Mechanismus miteinander verbunden? Der gemeinsame pathophysiologische Mechanismus wird durch die Struktur und Funktion der Mitochondrien geschädigt.«
»Jedes dieser Probleme … einschließlich vererbter Mutationen, schädigen die Atmung einer bestimmten Zellpopulation in einem Gewebe. Schauen Sie sich zum Beispiel das Brustkrebsgen (BRCA 1) an. Die Leute werden sagen: ›Krebs muss eine genetische Krankheit sein, weil man eine Mutation erbt, die die Krankheit verursacht.‹ Man bekommt die Krankheit nur, wenn diese Mutation die Funktion der Mitochondrien stört. 50 Prozent der Frauen, die die Mutation in sich tragen, erkranken nie an Krebs oder Brustkrebs, weil die Mutation aus irgendeinem Grund die Mitochondrien in dieser Person nicht beschädigt hat.«
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der wahre Ursprung von Krebs die Schädigung der Atemfunktion der Mitochondrien ist, die eine kompensatorische Fermentation auslöst, die von Onkogenen gesteuert wird. Onkogene spielen eine Rolle, indem sie den Eintritt von Glukose und Glutamin in die Zelle erleichtern, um die oxidative Phosphorylierung zu ersetzen.
Warum und wie sich Krebs ausbreitet
Auch zur Biologie der Metastasierung (der Ausbreitung von Krebs) hat Seyfried eine gänzlich andere Auffassung. Er erklärt:
»Wir haben uns in einer Reihe unserer präklinischen Modelle mit Krebsstammzellen befasst … Diese wachsen vor Ort wie verrückt. Der Tumor expandiert einfach weiter, aber er breitet sich nicht aus. Er breitet sich nicht in die Blutbahn aus und metastasiert nicht in verschiedene Organe.«
»Wir haben vor 20 Jahren einen sehr ungewöhnlichen Krebs entdeckt. Wir brauchten 10 bis 15 Jahre, um herauszufinden, was es war. Man kann ein paar dieser Zellen irgendwo im Körper der Maus einsetzen, und innerhalb von 3 bis 4 Wochen ist diese Maus voll von metastasierendem Krebs. Sie schaffte es auf die Titelseite des International Journal of Cancer, als wir dies 2008 veröffentlichten, aber wir hatten jahrelang an diesem Problem gearbeitet.«
»Wir konnten nicht herausfinden, was es war, das diese Zellen so unglaublich metastasierend machte. Nachdem wir die Biologie der Zelle identifiziert hatten, stellte sich heraus, dass sie viele Merkmale mit dem Makrophagen gemeinsam hat, der eine der stärksten Immunzellen unseres Körpers ist.«
»Wir sagten: ›Wow, ist das nur bei dieser Art von Zellen so einzigartig, oder exprimieren metastasierende Krebsarten beim Menschen auch mit Merkmalen von Makrophagen?‹ Wir schauten nach und stellten fest, dass fast jeder Krebs, der Metastasen bildet, Merkmale von Makrophagen aufweist. Dann fragten wir uns, wie das sein konnte. Kommt es von den Makrophagen?«
»Eine Reihe von Wissenschaftlern … haben alle klar gezeigt, dass ein gewisser Charakter der Fusionshybridisierung vorhanden ist. Mit anderen Worten: Die Makrophagen, unsere wundheilenden Zellen, kommen in eine Mikroumgebung, in der man viele proliferierende neoplastische Stammzellen finden könnte, aber sie haben nicht die Fähigkeit zur Metastasierung.«
»Erst wenn die Makrophagen mit diesen Stammzellen verschmelzen, kommt es in dieser Hybridzelle zu einem dysregulierten Energiestoffwechsel. Diese hybride Zelle hat nun Eigenschaften sowohl von Stammzellen als auch von Makrophagen.«
»Die Stammzelle ist genetisch nicht dafür ausgerüstet, in das Gewebe ein- und aus ihm auszutreten. Der Makrophage ist als normale Zelle Ihres Körpers genetisch so ausgestattet, dass er in Gewebe ein- und austreten und in der Blutbahn leben kann. Sie sind sehr stark immunsuppressiv. Das sind alles auch Merkmale von metastasierendem Krebs.«
Metastasierender Krebs ist eine hybride Zellkombination
Metastasierende Krebszellen sind nach Seyfried im Wesentlichen ein Hybrid, eine Mischung aus einer Zelle des Immunsystems und einer dysregulierten Stammzelle, wobei Letztere von einer desorganisierten Epithelzelle oder etwas Ähnlichem stammen könnte. Kurz gesagt handelt es sich um eine Hybridzelle mit Makrophagen-Eigenschaften.
Makrophagen sind für die Wundheilung unerlässlich und Teil unseres primären Abwehrsystems gegen bakterielle Infektionen. Sie leben sowohl in der Blutbahn als auch in Geweben und können überall im Körper hingelangen. Wenn eine Verletzung oder Infektion auftritt, ziehen sie sofort los, um das Gewebe zu schützen.
»Die metastasierende Krebszelle hat viele der gleichen Eigenschaften«, erklärt Seyfried, »aber die Energie und die Funktion der Zelle ist vollständig dysreguliert, sodass sie sich wie verrückt vermehrt, aber die Fähigkeit hat, sich zu bewegen und sich im Körper auszubreiten; es handelt sich dabei also um einen korrumpierten Makrophagen. Wir bezeichnen ihn als einen ›Schurkenmakrophagen‹.«
Wie die Makrophagen können auch metastasierende Krebszellen in einer hypoxischen Umgebung überleben, weshalb die meisten angiogenen Therapien gegen metastasierenden Krebs wirkungslos sind.
Was also brauchen diese metastasierenden Hybridzellen zum Überleben? Sowohl Makrophagen als auch Immunzellen sind große Glutaminverbraucher, und laut Seyfried kann man metastasierende Zellen wirksam abtöten, wenn man auf Glutamin abzielt.
Herkömmliche Krebsbehandlungen sind unnötig tödlich
Es muss jedoch so geschehen, dass die normalen Makrophagen und die normalen Immunzellen nicht geschädigt werden. Mit anderen Worten: Es muss strategisch geschehen. Aus diesem Grund entwickelte Seyfried eine »Druck-Puls-Therapie« für Krebs, die es dem Patienten erlaubt, die normale Funktion des Immunsystems aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig die korrumpierten Immunzellen – die metastasierenden Zellen des Makrophagenfusionshybrids – sowie die Entzündung ins Visier nimmt.
»Die Therapien, mit denen wir versuchen, diese [metastasierenden] Zellen abzutöten, setzen uns dem Risiko aus, dass die Zellen überleben und uns töten. Man kann diese Zellen für eine kurze Zeit kontrollieren, aber sie können sich verstecken und in eine Art leicht schlafenden Zustand übergehen, doch sie tauchen wieder auf.«
»Die Leute sagen: ›Oh, diese Tumorzellen sind so raffiniert und schlau, dass sie sich an Ihnen rächen können.‹ In Wirklichkeit aber haben Sie deren Existenz nie wirklich angefochten, denn sie sind auf Gärung angewiesen, um zu überleben. Wenn Sie ihre Fermentierung nicht ins Visier nehmen, werden sie weiter überleben und zurückkommen.«
»Viele der Therapien, die wir anwenden – Bestrahlung, Chemo und einige dieser anderen Verfahren – zielen nicht wirklich auf den Kern des Problems ab. Dadurch riskieren Sie oft das Wiederauftreten der Krankheit.«
»Ihr Körper ist durch die toxischen Behandlungen bereits ernsthaft geschwächt. Und in der Schlacht verlieren Sie. Selbst wenn Sie das Glück haben zu überleben … ist Ihr Körper dennoch angeschlagen.«
»Sie haben Ihren [Körper] nun für andere Arten von Krankheiten anfällig gemacht … Warum setzen wir solche toxischen Therapien ein, um eine Zelle zu töten, wenn wir doch eigentlich wissen, was ihre Schwächen sind? Das sind die Paradigmenwechsel, die stattfinden müssen, wenn wir in die neue Ära des logischen Umgangs mit Krebs eintreten.«
Ein strategischer Ansatz zur Abtötung von Krebszellen
Um Krebs richtig anzugehen, müssen Sie also die Mikroumgebung aufräumen, weil diese strategisch Zellen abtötet, die auf Fermentation angewiesen sind, während sie diejenigen, die nicht auf Fermentation angewiesen sind, verstärkt. Gleichzeitig wird die Mikroumgebung auch Entzündungen reduzieren.
»Man muss sehr darauf achten, dass die normalen und gesunden Immunzellen nicht abgetötet werden, denn auch sie brauchen Glutamin«, sagt Seyfried. »Greifen wir den Tumor auf diese Weise strategisch an, so müssen wir feststellen, dass unsere Immunzellen gelähmt sind«, erklärt er.
»Die Krebszellen werden abgetötet, aber die normalen Immunzellen sind gelähmt. Sie sterben nicht ab, sie verrichten bloß ihre Arbeit nicht mehr. Bei unserem Vorgehen schrauben wir die Therapie ein wenig zurück, erlauben es den normalen Immunzellen, ihre biologische Kapazität wiederzuerlangen, tote Zellen aufzusammeln, die Mikroumgebung zu heilen, und dann gehen wir wieder auf die Krebszellen los.«
»Es ist eine abgestufte Reaktion, wenn man die Biologie der normalen Zellen und die abnorme Biologie der Tumorzellen kennt. Das ist eine schöne Strategie. Wenn man erst einmal weiß, wie man eine Gruppe von Zellen gegen eine andere ausspielen und eine Gruppe von Zellen strategisch töten kann, ohne die anderen Zellen zu schädigen, dann wird es wirklich zu einem Präzisionsmechanismus, Tumorzellen zu eliminieren, ohne den Rest des Körpers zu schädigen.«
»Sie brauchen nicht vergiftet und bestrahlt zu werden. Man muss nur wissen, wie man diese Verfahren einsetzen kann, um die Zellen strategisch abzutöten. Zum strategischen Prozess gehört es, die normalen Makrophagen zu schützen und die korrumpierten Makrophagen zu töten. Auch hierbei gilt es, all dies auf einem sehr logischen Weg zusammenzufügen. Andernfalls werden Sie nicht den Erfolg haben, den wir haben sollten.«
Die Druck-Puls-Strategie
Diese Strategie nennt Seyfried »Druck-Puls-Behandlung«; sie besteht im Wesentlichen darin, die fermentierbaren Brennstoffe – Glukose und Glutamin – zyklisch einzuschränken, um Schäden an normalen Zellen und Geweben zu vermeiden. Glukose wird durch eine ketogene Ernährung wirksam eingeschränkt. Die Beschränkung von Glutamin ist etwas schwieriger.
Die Druck-Puls-Strategie wurde aus dem Konzept des Druck-Pulses im Bereich der Paläobiologie entwickelt. Ein »Druck« war ein chronischer Stress für Populationen, der eine große Anzahl von Menschen tötete, aber nicht alles, denn einige Organismen können sich an Stress anpassen. Der »Puls« bezieht sich auf ein katastrophales Ereignis.
Das gleichzeitige Auftreten dieser beiden unwahrscheinlichen Ereignisse führte zur Massenausrottung fast aller Organismen, die auf dem Planeten existierten. Dies war ein zyklisches Ereignis über viele Hundert Millionen Jahre. Die geologischen Aufzeichnungen enthalten Beweise für dieses Druck-Puls-Auslöschungsphänomen.
»Wir übernahmen einfach dieses Konzept und sagten uns: ›Lasst uns die Tumorzellen chronisch belasten.‹ Sie brauchen Glukose. Man kann wahrscheinlich eine beträchtliche Anzahl von Tumorzellen abtöten, wenn man ihnen Glukose entzieht. Das ist der Druck. In dieser Phase gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Blutzucker zu senken. Sie belasten die Population mit diesem chronischen Stress entweder durch Glukose einschränkende ketogene Ernährung [oder] therapeutisches Fasten. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie das erreichen können.«
»Wichtig ist auch der Abbau von emotionalem Stress. Menschen flippen aus, weil sie Krebs haben, deshalb sind ihre Kortikoid-Steroid-Werte erhöht, was wiederum den Blutzucker hochschießen lässt. Mit verschiedenen Formen der Stressbewältigung sowie mäßiger Bewegung lässt sich der Blutzucker senken, was zum chronischen Druck und Stress auf die Krebszellen beiträgt.«
»Sie werden jedoch nicht alle Krebszellen abtöten, wenn Sie nur die Glukose wegnehmen. Denn der andere Brennstoff, der die Bestie am Leben hält, ist das Glutamin. Wir müssen pulsieren, denn für das Glutamin-Targeting können wir keinen Druck einsetzen, denn dann töten Sie auch Ihre normalen Immunzellen ab oder schwächen sie, und sie werden schließlich für die letztendliche Lösung der Krankheit gebraucht.«
»Allerdings werden wir verschiedene Medikamente pulsieren lassen. Wir haben kein Ernährungssystem, das auf Glutamin abzielt. Es ist überall vorhanden. Es ist die Aminosäure, die in Ihrem Körper am häufigsten vorkommt … Aber Sie müssen [die Medikamente] sehr strategisch einsetzen, sonst können sie unser normales Immunsystem schädigen und dann kontraproduktiv sein …«
»Ich denke, wenn wir erst einmal verstanden haben, wie wir Glutamin wirksam bekämpfen können, ohne unsere normalen Immunzellen zu schädigen … ist das die Strategie, die die meisten anderen Therapien überflüssig machen wird … Sie ist kosteneffektiv, ungiftig und wird sehr gut funktionieren.«
»Aber wir stehen noch ganz am Anfang. Wir müssen weiterhin die Dosis, den Zeitpunkt und den Zeitplan für die Medikamente entwickeln, die am wirksamsten auf Glutamin abzielen, und zwar ohne die übrigen Zellen in unserem Körper zu schädigen.«
Wenn Sie die Forschung von Dr. Seyfried unterstützen möchten, erwägen Sie bitte eine Spende an die »Stiftung für metabolische Krebstherapien« unter https://www.foundationformetaboliccancertherapies.com/index.php/donate. Diese Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Dr. Seyfrieds Studien zur Stoffwechseltherapie bei der Krebsbehandlung zu unterstützen, wobei 100 Prozent der gespendeten Gelder direkt in die Forschung zur Stoffwechseltherapie bei Krebs fließen.
Dieser Artikel erschien erstmals am am 08. Dezember 2019 auf Mercola.com.