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Beobachtungsstudie zeigt eindeutige Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Kuhmilch und Brustkrebs
Professor Dr. Gary E. Fraser und sein Team von der Loma Linda University in Kalifornien veröffentlichten im Februar diesen Jahres eine groß angelegte Studie im International Journal of Epidemiology, welche ein bis zu 80 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko durch den Konsum von Kuhmilch beobachtete.1 Ganze 8 Jahre wurden knapp 52.800 Frauen beobachtet und befragt. Innerhalb dieser 8 Jahre erhielten 1.057 Frauen die Diagnose Brustkrebs. Der Teil der Frauen, die viel Milch, sprich 2–3 Gläser am Tag tranken, zeigten ein bis zu 80 Prozent erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Schon 60–80 Milliliter täglich sollen das Risiko um bis zu 30 Prozent erhöhen, 230 Milliliter um bis zu 50 Prozent.
Dr. Fraser geht noch einen Schritt weiter und hält Kuhmilch nicht nur für risikoerhöhend, sondern ursächlich:
»Es gibt ziemlich starke Beweise dafür, dass Kuhmilch eine Ursache für Brustkrebs sein kann.«
Nun wurde uns der morgendliche Latte macchiato doch etwas schlechtgeredet. Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht: Spannenderweise und sicherlich zur Erleichterung einiger unter Ihnen, konnte kein erhöhtes Brustkrebsrisiko durch den Konsum von Käse oder Joghurt beobachtet werden.
Was ist der Grund für das erhöhte Brustkrebsrisiko?
Ganz eindeutig geklärt ist es nicht, warum Kuhmilch für ein erhöhtes Brustkrebsrisiko sorgt. Dr. Fraser vermutet jedoch, dass einer der Gründe der Hormongehalt in der Milch sein könnte. In der Massentierhaltung ist ein Großteil der Milchkühe trächtig und die Milch dadurch stark hormonbelastet.2 Dies wiederum soll krebserregend wirken.
Zudem sollte erwähnt werden, dass einige Studien generell die Aufnahme von Milch und anderen tierischen Proteinen mit einem erhöhten Wert des IGF-1 Hormons in Zusammenhang bringen, was ebenfalls die Entstehung von Krebs fördern soll. Auch diese Forschungen sind unter anderem ein Grund für die andauernde Diskussion über den gesundheitlichen Nutzen von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs.
Selbst die Deutsche Krebsgesellschaft warnt:
»Wer viel tierische Fette isst (fette Wurst und fettes Fleisch, Vollmilchprodukte, Butter, Schmalz), hat ebenfalls einen höheren Östrogenspiegel und damit ein etwas höheres Risiko. Das erklärt unter anderem die sehr viel geringere Brustkrebshäufigkeit in asiatischen Ländern, in denen traditionell wenig tierische Fette gegessen werden. Durch die zunehmende Anpassung an westliche Gewohnheiten steigt jedoch mittlerweile auch in Asien das Brustkrebsrisiko.«3
Das Image der »gesunden Milch« beginnt zu bröckeln
Es wäre Unsinn abzustreiten, dass Kuhmilch eine Reihe von wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen liefern kann. Mal abgesehen von tierischen Proteinen und Fettsäuren, bei denen man sich nun streiten kann, ob sie gut für uns sind oder nicht, befinden sich Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Kalium und Eisen sowie viele Vitamine (A, D, E, K, B1, B2, B6, B12, C, H) in der Kuhmilch.4
Weil besonders die Vitamine B2 und B12 schwer ohne tierische Nahrungsmittel aufgenommen werden können, empfiehlt wohl auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 200–250 Gramm Milch oder Milchprodukte und 50–60 Gramm Käse am Tag zu konsumieren.5 Dies würde laut Frasers Studie bereits ein 50 Prozent höheres Brustkrebsrisiko ausmachen.
Eine mögliche Lösung für das Dilemma ist es, die in der Kuhmilch enthaltenen wichtigen Vitamine durch andere Nahrungsmittel, wie frischem Gemüse, zu sich zu nehmen. Die Vitamine B2 und B12 kann man auch in Form von hochwertiger Nahrungsergänzung einnehmen. Die Kuhmilch im Kaffee oder dem Müsli kann man mit etwas Knowhow durch pflanzliche Milch ersetzen. Hier hat man mittlerweile eine große Auswahl.
Tipps für Milchalternativen
Für einen schaumigen Latte-macchiato-Effekt empfehle ich Ihnen die »Barista« Varianten der Soja- oder Hafermilch. Hafermilch jedoch bitte nicht bei Glutenunverträglichkeit. Im Müsli macht sich Mandel- oder Cashewmilch sehr gut. Milchreis schmeckt mit Kokosmilch einfach köstlich, vor allem wenn halbfette Kokosmilch verwendet oder die normale Kokosmilch mit Wasser gestreckt wird. Zum Backen eignet sich Sojamilch sehr gut und auch die Sahne beim Kochen kann durch Soja- oder Hafersahne ersetzt werden. Übrigens: Die Hersteller dürfen ihre Pflanzenmilch nicht »Milch« nennen, daher heißen diese meistens »Drink«.
Mittlerweile gibt es auch in vielen Cafés und Restaurants zumindest eine Milchalternative aus Soja. Doch gerade beim Soja stellen sich viele die Frage, ob dieses nicht auch krebserregend sein könnte. Oder bei Männern zu einem erhöhten Östrogenwert führt.
Ist Sojamilch krebserregend oder wirkt auf den Hormonhaushalt?
Laut Frasers Studie hat der Konsum von Sojamilch keinen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Andere Studien lassen sogar vermuten, dass eine Ernährung mit Soja für eine höhere Überlebensrate bei bestehender Krebserkrankung sorgen kann.6
Weiterhin hartnäckig hält sich der Mythos, dass Sojaprodukte einen Einfluss auf das Hormonsystem bei Männern zeigen und für eine vergrößerte Brust oder Zeugungsunfähigkeit sorgen können. Sojamilch enthält Isoflavone, denen eine östrogenähnliche Wirkung zugeschrieben wird. Isoflavone sind ähnlich aufgebaut wie Östrogen und können deshalb an dessen Rezeptoren anhaften. Isoflavone können Wirkweisen von Östrogen in Gang setzen, oder die Andockstellen für körpereigene Hormone belegen. Somit kann es die Wirkung von Östrogen nachahmen sowie blockieren und wirkt somit vermutlich eher ausgleichend.
Zumindest sind sich die Wissenschaftler in Bezug auf den Sojakonsum weitestgehend einig: Männer müssen keine Angst haben, zu viele weibliche Hormon-Nachahmer im Körper zu beherbergen. In Studien wurde kein deutlicher Einfluss auf den Östrogen- oder Testosteronspiegel festgestellt.7
Schädliche Wirkungen durch Soja wurden hauptsächlich in Studien mit Mäusen nachgewiesen und stehen in der Kritik, weil Nagetiere Isoflavone anders verstoffwechseln als Menschen.
Fazit
Kuhmilch ist genau genommen dafür da, für das schnelle und kräftige Wachstum kleiner Kälber zu sorgen. Auch wir Menschen erhalten anfangs die wertvolle Muttermilch, ersetzen diese allerdings nach einigen Monaten zunehmend durch leckeren Brei, der uns dann auch Abwechslung im Geschmackserlebnis bietet. Warum sollten wir überhaupt im Erwachsenenalter Kuhmilch, die Muttermilch, die nicht einmal für uns gedacht ist, trinken? Es gibt so viele gute Alternativen, die ohne Massentierhaltung und die umstrittenen tierischen Proteine auskommen.