Inhaltsverzeichnis
In der TCM schon lange bekannt: Schisandra chinensis
In China wird Schisandra chinensis, die Chinabeere, seit Jahrtausenden für Lust, Liebeskraft und Vitalität sowie zur Linderung und Heilung vielfältiger Beschwerden verwendet. Das älteste chinesische Heilkräuterkompendium, die »Materia Medica« des Shen Nung (etwa 2600 v. Chr.) berichtet davon, dass die Frucht bei regelmäßigem Verzehr ein langes, gesundes Leben ohne Alterungserscheinungen und eine Steigerung der Lebensenergie Qi verleiht.
Bei uns erobert sich die kleine rote Frucht mit dem sehr speziellen Geschmack erst langsam ihren Platz: Süß, sauer, leicht salzig, bitter und scharf liegt sie auf der Zunge und ist nicht gerade das, womit man das Müsli verfeinert. Aus diesem Grund wird Schisandra in der Regel für medizinische Zwecke und als Verjüngungsmittel, zur Lebensverlängerung und Energiesteigerung und bei Erschöpfung genutzt.
Die Eigenschaften von Schisandra
Die Wintergarten-Kletterpflanze ist in China, Japan und Korea heimisch und wird vor allem im Nordosten, in der Provinz Liaoning, angebaut. Sie gehört zu der Familie der Sternanisgewächse (Schisandraceae), deren bekannteste Art das Chinesische Spaltkörbchen (Schisandra chinensis), auch Chinabeere genannt, ist. In der Heilkunde werden jedoch auch andere Arten verwendet.
Die Frucht der fünf Elemente
Da Schisandra alle fünf Geschmacksrichtungen aufweist, wird sie in China auch »Wu Wei Zi« (Frucht der fünf Elemente) genannt. Jede der Geschmacksrichtungen entspricht in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) einem Element und hat eine eigene Heilwirkung. Doch Wu Wei Zi ist nicht nur die Frucht der fünf Elemente, sie hilft auch, die »drei Schätze« Qi (Energie), Jing (Essenz) und Shen (göttlicher Geist, Seele) in einen Ausgleich zu bringen, sodass sie harmonisch zusammenarbeiten.
Diese Eigenschaft ist besonders bedeutend, da ein Ungleichgewicht nach der TCM früher oder später zu Erkrankungen führt. Die hervorstechendste Eigenschaft der Schisandra-Beere ist ihre adaptogene Wirkung.1 Sie wirkt sowohl anregend als auch beruhigend. Dies ist kein Widerspruch: Als Adaptogen sorgt Schisandra für den Ausgleich der Körper- und Organfunktionen in die Richtung, die die Balance und den natürlichen Zustand wiederherstellt. Was zu viel ist, wird vermindert, bei einem Mangel wird vermehrt. Wu Wei Zi stand schon bei den chinesischen Kaisern in dem Ruf, potenz- und luststeigernd zu sein und vorzeitigen Samenerguss zu verhindern.
Die Wirkung von Schisandra
Tatsächlich weist die Beere verschiedene Eigenschaften auf, die unter anderem die Samenproduktion erhöhen und die Blutzufuhr in den Genitalien bei Männern und Frauen steigern. Die stärkere Durchblutung führt bei Frauen zu einem größeren Wärme- und Lustempfinden und sorgt für Entspannung, bei Männern wird die Erektionsfähigkeit gesteigert. Dabei spielt die Menge des die Durchblutung fördernden Stickstoffs eine Rolle.
Eine mit Athleten 1999 durchgeführte Studie belegte, dass Schisandra Stickstoff und Kortisol im Blutplasma erhöht und zu höherer Leistung führt.2 Potenzmittel wie Viagra wirken auf dieser Basis: Sie hemmen den Abbau von Stickstoff, sodass er länger zur Verfügung steht.
Schisandra lindert Müdigkeit, Erschöpfung und Fibromyalgie, hilft bei Schlafstörungen3 und erhöht die körperliche Ausdauer4. Auch positive Wirkungen auf die geistige Fitness wurden belegt. Die Frucht erhöht die Konzentrationsfähigkeit, die geistige Koordination und Ausdauer.5 Sie schützt die Leber und kann bei der Behandlung von Hepatitis hilfreich sein, wie an mehr als 500 Fällen gezeigt wurde.6 Belegt sind die antioxidative Wirkung, die verjüngt, vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, die Gesundheit fördert und das Leben verlängern kann, und die entzündungshemmende Wirkung7.
Bewährt hat sich die Chinabeere bei Atembeschwerden, Husten und Asthma, bei Heuschnupfen8, zur Normalisierung der Blutzuckerwerte (Diabetes mellitus Typ 2)9 und bei schlechter Sehfähigkeit und schlechtem Gehör. Zur krebszellenhemmenden Wirkung der Beere gibt es eine Reihe ausgesprochen positiver Studien, die jedoch noch einer weiteren Überprüfung bedürfen.
Noch nicht ausreichend nachgewiesen ist die blutreinigende Wirkung, die Schisandra traditionell zugeschrieben wird. Bisher wies eine Studie des Gefäßspezialisten Dr. Chevallier der Middlesex-Universität in die Richtung einer Reinigung der Gefäße.
Die Wirkstoffe von Schisandra
Schisandra weist eine Vielzahl von aktiven Wirkstoffen auf: Lignane wie Schisandrin B, das besonders antioxidativ wirkt, Gomisane, Schisandrol A und Triterpene gelten als aktive Wirkstoffe. Auch Vitamin C und E und ätherische Öle sind nachgewiesen. Eine Untersuchung weist 39 Wirkstoffe nach (Lu & Chen, 2008). Die Entdeckung neuer Wirkstoffe ist noch nicht abgeschlossen.
Die große Zahl der Wirkstoffe und ihre Vielfalt sind ein Schlüssel für die adaptogene Kraft der Heilpflanze und ihren vielfältigen Einsatz. Ähnlich wie bei anderen adaptogenen Heilpflanzen (etwa Ginseng) verfügt die Frucht oder das Pulver der Schisandra-Früchte im Vergleich zu den einzelnen isolierten Wirkstoffen über ein breiteres Spektrum an Wirkkraft.
Die Anwendung von Schisandra
In der chinesischen Heilkunde werden nicht nur die Beeren, sondern auch das in ihnen enthaltene Öl und die getrockneten Blätter (»chinesische Limonenblätter«) genutzt. Neben Schisandra-Kapseln gibt es Schisandra-Öl, das auch als ätherisches Öl Verwendung findet.
Aus den getrockneten Beeren können ein alkoholischer Auszug oder ein Tee hergestellt werden, der etwa 20 Minuten ziehen muss. Schwangere und stillende Frauen sollten mit der Einnahme von Adaptogenen vorsichtig sein, also auch mit Schisandra. Als Nebenwirkungen sind ansonsten Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden, Sodbrennen und Hautausschlag
bekannt.