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An der Spitze der produktiven Runde zur Beschaffung von Risikokapital stand Breakthrough Energy Ventures1, ein Fonds, der 2015 von Gates und einem Zusammenschluss privater Investoren gegründet wurde, um »Energieinnovationen voranzutreiben«. Zu den Mitinvestoren2 gehören unter anderen Jeff Bezos, Michael Bloomberg, Richard Branson, George Soros und Mark Zuckerberg.
Falls es nicht offensichtlich ist, warum eine angeblich auf den Klimawandel fokussierte Investmentgruppe, die hauptsächlich aus Männern besteht, an einem von Frauen geführten Biotech-Babynahrungsmittelhersteller interessiert sein sollte, haben die Medien dies in den Schlagzeilen vorbuchstabiert: Biomilq zufolge wird die künstliche, im Labor gezüchtete »Muttermilch« einen kleineren CO2-Fußabdruck3 hinterlassen als herkömmliche Säuglingsnahrung.
Unter Betonung der offensichtlich prosozialen Ziele des Start-ups sagte eine der Gründerinnen Journalisten gegenüber, das Unternehmen habe »potenziellen Investoren vom ersten Tag an klar gemacht, dass Rentabilität nicht das Kerninteresse ist«. Nachdem sie jedoch erklärt hatte, dass das Start-up »sehr sorgfältig darauf achte, von welchen Investmentfirmen es Geld annehme,4 indem es sich auf auftragsorientierte und nicht auf gewinnorientierte Investoren konzentriere«, gab sie zu, dass »jeder, der nur halbwegs etwas taugt, sehen kann, dass es hier einen potenziell sehr großen Markt gibt«.
»Schätzungen gehen davon aus, dass der Markt für Säuglingsnahrung bis 2026 weltweit einen Wert von fast 104 Milliarden Dollar haben wird, gegenüber 45 Milliarden Dollar im Jahr 2018.«
Ein »sehr großer Markt«
Biomilq ist nur die jüngste Wiederholung unternehmerischer Versuche, den perfekten Ernährungsplan der Natur zu untergraben. Bereits in den 1930er Jahren vermuteten Forscher, dass der kommerzielle Muttermilchersatz eine Kehrseite hatte und die Kindersterblichkeit5 erhöhte. Dieser negative Zusammenhang wurde in den 1970er Jahren noch deutlicher, als Nestlé begann, seine Babynahrung aggressiv an verarmte Mütter in Entwicklungsländern zu vermarkten,6 was zur Unterernährung und zum Tod von Millionen von Säuglingen beitrug.
Obwohl die internationale Gemeinschaft im Bereich des öffentlichen Gesundheitswesens in der Folgezeit die Förderung des Stillens verstärkte, hinkten notwendige – und damit zusammenhängende – Verbesserungen wie sauberes Trinkwasser7 und sanitäre Einrichtungen hinterher.
Nestlé ist bis heute einer der drei führenden Anbieter von Säuglingsnahrung, und der Markt dafür boomt8 nach wie vor. Schätzungen gehen davon aus, dass er bis 20269 weltweit einen Wert von fast 104 Milliarden Dollar haben wird, gegenüber 45 Milliarden Dollar im Jahr 2018.
Obwohl die Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Desease Control and Prevention) und die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehlen, Säuglinge in den ersten 6 Monaten ausschließlich zu stillen10 (und mindestens weitere 6 Monate, wenn »Ergänzungsnahrung« eingeführt wird), geben 60 Prozent der US-Mütter11 ihren Babys die Brust »nicht so lange, wie sie es beabsichtigen«.
Positiv zu vermerken ist, dass 84 Prozent der Säuglinge12 in den USA inzwischen einige Erfahrungen mit dem Stillen haben und 57 Prozent noch 6 Monate lang teilweise gestillt werden; andererseits werden nur 48 Prozent beziehungsweise 25 Prozent 3 beziehungsweise 6 Monate lang ausschließlich gesäugt. Damit bleibt eine große Marktnische für Muttermilchersatzprodukte, die Unternehmen wie Biomilq nur allzu gerne besetzen wollen.
»Die Website von Biomilq erwähnt kurz »strenge Qualitätsstandards«, sagt aber nichts über die kurz- oder langfristige Sicherheit, sodass viele potenzielle Fragen unbeantwortet bleiben.«
Die perfekte Nahrung der Natur verbessern
Die beiden Mitbegründerinnen von Biomilq gestehen, dass sie »ganz aus dem Häuschen über das enorme Potenzial« sind. Eine der beiden ist Lebensmittelwissenschaftlerin – die vorher bei General Mills und der Gates Foundation arbeitete (wo sie pflanzliche Proteine13 erforschte) –, während die andere Zellbiologin ist, die einst durch persönliche Stillprobleme ausgebremst wurde. Auf der Website wird eine »Beraterin« vorgestellt, die auch Referentin der Rockefeller Foundation Food Initiative ist.
Die beiden Unternehmerinnen geben zu, dass »Stillen eine der wirksamsten Methoden ist, um eine gesunde Entwicklung von Kindern zu gewährleisten«, und dass Muttermilch »Tausende von einzigartigen Molekülen enthält, die in einem perfektem Verhältnis gemischt sind,14 um einen Säugling während einiger der wichtigsten Wachstumsphasen zu ernähren.« Sie erkennen ferner an, dass »wir alle hier sind, weil diese kraftvollen [menschlichen Brust-] Zellen seit Millionen von Jahren15 Milch produzieren.«
Obwohl die »Proof-of-Concept«-Experimente, die mit Geldern von Breakthrough Energy Ventures finanziert wurden, nur zwei von diesen »Tausenden« von Molekülen (Laktose und Kasein) hervorbrachten, scheinen die beiden Frauen in ihrer Hybris davon überzeugt zu sein, dass ihr biotechnologischer Prozess es ihnen ermöglichen wird, etwas zu schaffen, das »›ernährungsphysiologisch‹, aber nicht notwendigerweise ›immunologisch‹16 der Muttermilch nahe kommt«.
Schon seit geraumer Zeit interessieren sich Babynahrungswissenschaftler für Techniken, mit denen die Unterschiede zwischen Mutter- und Folgemilch überwunden werden können. Ein Forscher warnte jedoch bereits 201117: »Bei Säuglingsnahrung mit neuartigen Inhaltsstoffen mit starker biologischer Wirksamkeit, die mit neuen Techniken hergestellt wurde, wird es äußerst wichtig sein, dass ihre Sicherheit und Wirksamkeit streng bewertet werden, da ›funktionelle Wirkungen‹ nicht unbedingt mit einem gesundheitlichen Nutzen gleichzusetzen sind.« Offenbar glaubt Biomilq die Antwort gefunden zu haben, da es sein im Labor hergestelltes Produkt dreist als »menschliche Muttermilch« oder – wie die beiden Gründerinnen es lieber bezeichnen – als »kultivierte Muttermilch«18 vermarktet.
Die Website von Biomilq erwähnt kurz »strenge Qualitätsstandards«, sagt aber nichts über die kurz- oder langfristige Sicherheit, sodass viele potenzielle Fragen unbeantwortet bleiben. Zum Beispiel: Woher stammen die menschlichen Brustzellen, die Biomilq zur Kultivierung seines Produkts verwenden wird? Besteht angesichts der Tatsache, dass die Muttermilch eine »reichhaltige Quelle mütterlicher genetischer Information«19 ist, ein Risiko des Transfers fremder RNA oder DNA oder epigenetischer Veränderungen? Wie die Forschung zeigt, ist Muttermilch weder auf der Ebene der Proteine noch auf der der Gene20 eine »einheitliche Substanz«, und ihre Variabilität beeinflusst die Auswirkungen auf Neugeborene.
Einem Nachrichtenbericht zufolge werden sich die Verbraucher von diesen Fragen wahrscheinlich nicht abschrecken lassen – da andere Produkte aus dem Labor bereits den Weg dafür geebnet haben – zu glauben, dass Petrischalenkulturen der realen Vorlage gegenüber gleichwertig sind: »Der Gedanke, Muttermilch in einem Labor zu züchten, dürfte der Öffentlichkeit nach der Popularität von im Labor erzeugtem Fleisch weniger fremd sein.«21
Ist es ein Zufall, dass Bill Gates und viele seiner Partner von Breakthrough Energy Ventures auch daran beteiligt waren, »Billionaire Burgers« und andere gefälschte Lebensmittel zu finanzieren, die »den Lebensmittelsektor mächtig durcheinander bringen«22? Zu den Unternehmen, die von der Großzügigkeit der Milliardäre profitieren, gehören Memphis Meats23 (im Tissue-Engineering aus Kalbsblut24 gezüchtetes Fleisch), Beyond Meat25 (belastet mit Mononatriumglutamat und gentechnisch veränderten Organismen), Impossible Foods26 (GVO-Soja), Motif Ingredients27 (spezialisiert auf die Suche nach »dem nächsten großen Ding in der Labornahrung«) und Apeel Sciences28 (Hersteller einer Barrierebeschichtung für Produkte aus pflanzlichen Materialien unbekannter Herkunft29).
»… täten heutige und zukünftige Mütter gut daran, sich daran zu erinnern, dass Muttermilch ›komplex‹, ›dynamisch‹ und ›hochgradig personengebunden‹ ist,
mit ausgeklügelten Komponenten, die ›nicht nur aus der Brust allein stammen‹ …«
Slippery Slopes (Dammbruchargumente)
Eine Abhandlung aus dem Jahr 200630, in dem »Transhumanismus, Medizintechnik und Slippery Slopes« diskutiert wurden, stellte fest, dass »wir uns in seltsamen Zeiten befinden«, in denen »die Vorstellung von der menschlichen Natur« und »der Platz der medizinischen und anderen Technologien in den Vorstellungen vom guten Leben« zum Greifen nah sind. Seit dieser Zeit sind die Dinge nur noch seltsamer geworden, da die Gates- und Rockefeller-Stiftungen und andere milliardenschwere Investoren alles finanzieren – von gentechnisch veränderten Moskitos31 über immer mehr GVO- und chemische Landwirtschaft32 bis hin zu »massiven chemischen Wolken«33 zur Kühlung der Erdoberfläche. In jedem Fall wird die Orthodoxie, dass Wissenschaft und Technologie unfehlbar sind, benutzt, um sich Fragen über unvorhergesehene Konsequenzen vom Leib zu halten.
Da die Gründerinnen von Biomilq ihren potenziellen Kundinnen versichern, ihr Produkt aus Mammazellkulturen werde »die ›Ernährung mit Muttermilch‹ mit der ›praktischen Anwendbarkeit von Säuglingsnahrung‹ kombinieren«, täten heutige und zukünftige Mütter gut daran, sich daran zu erinnern, dass Muttermilch »komplex«, »dynamisch« und »hochgradig personengebunden«34 ist, mit ausgeklügelten Komponenten, die »nicht nur aus der Brust allein stammen« – einschließlich Antikörpern aus den Immunzellen der Mutter, Hormonen aus ihrem endokrinen System und nützlichen Bakterien aus ihrem Mikrobiom.
Anstatt Millionen in ein im Labor entwickeltes Produkt zu investieren, das mit technischen Herausforderungen verbunden ist, sollten diejenigen, die wirklich etwas bewirken wollen, Frauen über die einzigartigen Vorteile des Stillens aufklären. Es wäre auch sinnvoll zu versuchen, rückständige Richtlinien am Arbeitsplatz sowie kulturelle und andere Barrieren zu beseitigen, die für einige Frauen das Stillen zu einer Herausforderung machen.
»Wirklich sinnvoll wäre zu versuchen, rückständige Richtlinien am Arbeitsplatz sowie kulturelle und andere Barrieren zu beseitigen, die für einige Frauen das Stillen zu einer Herausforderung machen.«
Dieser Artikel erschien erstmals am 25. Juni 2020 auf Children’s Health Defense.