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Was sind die Konsequenzen der sozialen Isolation? Studien zeigen, dass die Auswirkungen sozialer Isolation die theoretischen Gefahren einer Ansteckung mit Covid-19 übersteigen können.

»Eine traurige Seele kann dich schneller töten als ein Keim.«

John Steinbeck
Unter dem Kontaktverbot leiden Kinder und ältere Menschen am meisten

Hunderte Millionen Kinder und Erwachsene sind derzeit entweder in Quarantäne zuhause oder als »systemrelevante« Arbeitnehmer in der Öffentlichkeit unterwegs und halten unnatürlichen Abstand voneinander. Ihnen wurde erklärt, dass dies der beste Weg sei, ihre eigene und die öffentliche Gesundheit vor einem tödlichen Virus zu schützen. Aber was sind die Konsequenzen der sozialen Isolation, dieses Massenexperiments der sozialen Distanzierung?

Was ist soziale Distanzierung und soziale Isolation?

Soziale Distanzierung, auch körperliche Distanzierung genannt, ist als eine Reihe nicht-pharmazeutischer Maßnahmen definiert, die ergriffen werden, um die Ausbreitung mutmaßlich ansteckender Krankheiten durch die Wahrung körperlicher Distanz zwischen den Menschen und die Reduktion der Häufigkeit, mit der Menschen miteinander in Kontakt kommen, zu verhindern. Unabhängig davon, ob die soziale Distanzierung die Krankheitsübertragung tatsächlich effektiv verhindert, führt sie immer zu einem gewissen Maß an sozialer Isolation. Die soziale Isolation ist als Unterbrechung sozialer Beziehungen, institutioneller Verbindungen oder der Teilnahme an der Gemeinschaft definiert.

13 Studien belegen, dass die soziale Isolation das Sterberisiko erhöht

Eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Studien bestätigt, dass die soziale Isolation sowohl auf die psychische als auch die körperliche Gesundheit sowie das Wohlbefinden der Menschen einen äußerst negativen Einfluss hat. Wie die folgenden 13 Studien belegen, konnte eine signifikante Erhöhung der Sterblichkeit nachgewiesen werden:

1. Eng P., Rimm E., Fitzmaurice G., Kawachi I.: »Social ties and change in social ties in relation to subsequent total and cause-specific mortality and coronary heart disease incidence in men.« Am J Epidemiol. 2002;155(8):S. 700-709.
2. Berkman L., Syme S.: »Social networks, host resistance, and mortality: a nine-year follow-up study of Alameda County residents«. Am J Epidemiol. 1979;109(2): S.186-204.
3. Schoenbach V., Kaplan B., Fredman L., Kleinbaum D.: »Social ties and mortality in Evans County, Georgia«. Am J Epidemiol. 1986;123(4): S. 577-591.
4. House J., Robbins C., Metzner H.: »The association of social relationship and activities with mortality: prospective evidence from the Tecumseh Community Health Study«. Am J Epidemiol. 1982;116(1): S. 123-140.
5. Forster L., Stoller E.: »The impact of social support on mortality: a seven-year follow-up of older men and women«. J Appl Gerontol. 1992;11(2): S. 173-186.
6. Kawachi I., Ascherio A., Rimm E., Giovannucci E., Stampfer M., Willett W.: »A prospective study of social networks in relation to mortality and cardiovascular disease in men in the USA«. J Epidemiol Community Health. 1996;50(3): S. 245-251.
7. Yasuda N., Zimmerman S., Hawkes W., Fredman L., Hebel J., Magaziner J.: »Relation of social network characteristics to 5-year mortality among young-old versus old-old white women in an urban community«. Am J Epidemiol. 1997;145(6): S. 516-523.
8. Zhang X., Norris S., Gregg E., Beckles G.: »Social support and mortality among older persons with diabetes«. Diabetes Educ. 2007;33(2): S. 273-281.
9. Horsten M., Mittleman M., Wamala S., Schenck-Gustafsson K., Orth-Gomer K.: »Depressive symptoms and lack of social integration in relation to prognosis of CHD in middle-aged women: the Stockholm Female Coronary Risk Study«. Eur Heart J. 2000;21(13): S. 1072-1080.
10. Berkman L., Melchior M., Chastang J., Niedhammer I., Leclerc A., Goldberg M.: »Social integration and mortality: a prospective study of French employees of Electricity of France-Gas of France«. Am J Epidemiol. 2004;159(2): S. 167-174.
11. Giles L., Glonek G., Luszcz M., Andres G.: »Effect of social networks on 10 year survival in very old Australians: the Australian Longitudinal Study of Aging«. J Epidemiol Community Health. 2005;59(7): S. 574-579.
12. Holt-Lunstad J., Smith T., Layton B.: »Social relationships and mortality risk: a meta-analytic review«. PLoS Med. 2010;7(7):e1000316.
13. Matthew Pantell, MD: »Social Isolation: A Predictor of Mortality Comparable to Traditional Clinical Risk Factors«. 2013 Am J Public Health November.

Bei der oben angeführten 13. Studie mit dem Titel »Social Isolation: A Predictor of Mortality Comparable to Traditional Clinical Risk Factors« (Soziale Isolation: Prädiktor der Sterblichkeit im Vergleich zu traditionellen klinischen Risikofaktoren) haben Wissenschaftler festgestellt, dass soziale Isolation bei beiden Geschlechtern zu Todesfällen führte und das die soziale Isolation ein ebenso starker Sterblichkeitsfaktor war wie das Rauchen und sogar ein stärkerer Faktor als ein hoher Blutdruck.1

In einem weiteren lesenswerten jüngst erschienenen Artikel mit dem Titel »The Pandemic America Forgot About« (Die Pandemie, die Amerika vergessen hat) wurde ebenfalls auf diese gesundheitlichen Bedenken hingewiesen:2

»Einsamkeit und soziale Isolation haben die gleichen kardiovaskulären Auswirkungen, als würde man täglich 15 Zigaretten rauchen3, doch diese Faktoren erhöhen auch das Risiko der »allgemeinen Mortalität«. Mit anderen Worten die Gefahr, aus irgendeinem Grund zu sterben. Einsamkeit erhöht das Risiko eine Demenz zu entwickeln um 50 Prozent, einen Schlaganfall zu erleiden um 32 Prozent und die Gefahr, an Krebs zu sterben, um 25 Prozent.«

Soziale Isolation könnte zu einer erhöhten Infektionsanfälligkeit beitragen

In einer in der Zeitschrift JAMA 1997 veröffentlichten Studie mit der Überschrift »Social Ties and Susceptibility to the Common Cold« (Soziale Beziehungen und die Anfälligkeit für die normale Erkältung)4 untersuchten Wissenschaftler die Wirkung einer sechstägigen Quarantäne auf die Anfälligkeit gesunder Menschen, die zwei Rhinoviren ausgesetzt wurden, welche mit der normalen Erkältung in Verbindung stehen. Die Anfälligkeit wurde durch das Maß der in ihrem Leben üblichen sozialen Diversität bestimmt, d. h. ihren Kontakten zu Freunden, der Familie, den Arbeitskollegen sowie der Gemeinschaft. Die Studie zeigte: »Vielschichtige soziale Netzwerke waren mit einer größeren Abwehrkraft gegenüber Erkrankungen der oberen Atemwege verbunden«:

Zusammenfassung der Studie

Studienziel: Der Hypothese nachzugehen, diverse Beziehungen zu Freunden, der Familie, Arbeitskollegen und der Gemeinde seien mit erhöhten körpereigenen Abwehrkräften gegenüber Infektionen verbunden.

Durchführung der Studie: Nach Erfassung des Ausmaßes von 12 Arten sozialer Beziehungen (d. h. Ehepartner, Eltern, Freunde, Arbeitskollegen, Mitgliedschaft in einer sozialen Gruppe) wurden den Testteilnehmern Nasentropfen verabreicht, die einen von zwei Rhinoviren enthielten. Im Anschluss wurde überwacht, ob sie eine Erkältung entwickelten.

Studienanordnung: Quarantäne

Teilnehmer: Insgesamt 276 gesunde Freiwillige im Alter von 18 bis 55 Jahren, weder seropositiv auf menschliche Immunschwäche noch schwanger.

Ergebnismessungen: Erkältungen (Erkrankung durch eine verifizierte Infektion), Schleimbildung, mukoziliäre Reinigungsfunktion und Menge der Virusvermehrung.

Ergebnisse: Die Teilnehmer mit mehr Arten sozialer Beziehungen waren in der Reaktion auf beide Virentypen weniger anfällig für normale Erkältungen, sie produzierten weniger Schleim, konnten sich diesem besser entledigen und gaben weniger Viren ab. Diese Zusammenhänge waren unverändert durch statistische Kontrollen virusspezifischer Antikörper vor Testbeginn, von Virustyp, Alter, Geschlecht, Jahreszeit, Bodymaßindex, Bildung oder Herkunft.

Die Erkältungsanfälligkeit sank dosisabhängig mit zunehmender Diversität des sozialen Netzwerks. Es bestand ein angepasstes relatives Risiko von 4 zu 2 bei Personen mit den wenigsten Arten sozialer Beziehungen (1 bis 3) im Vergleich zu Personen mit den meisten Arten sozialer Beziehungen (6 oder mehr). Zwar erhöhten das Rauchen, schlechter Schlaf, Alkoholabstinenz und eine geringe Zufuhr von Vitamin C die Katecholaminspiegel der Studienteilnehmer, und ein introvertierter Charakter war ebenfalls mit einer erhöhten Anfälligkeit für Erkältungen verbunden, doch dies konnte nur zum Teil für das Verhältnis von Diversität des sozialen Netzwerks und der Erkältungshäufigkeit verantwortlich gemacht werden.

Schlussfolgerungen: Ein vielschichtiges soziales Netzwerk war mit einer erhöhten Abwehrkraft gegenüber Erkrankungen der oberen Atemwege verbunden.

Freiwillig oder verordnete Isolation – ein großer Unterschied

Diese Studie spricht für eine freiwillige, jedoch nicht für eine vorgeschriebene soziale Isolierung und Quarantäne. Wird sie dem Gesunden von außen aufgezwungen, verstärkt sie wahrscheinlich das Gefühl der Ohnmacht und Isolation. Wird sie selbst auferlegt, zum Beispiel wenn sich jemand nicht wohlfühlt, dann könnte sie tatsächlich als Maßnahme der Selbstbefähigung und Selbstberuhigung betrachtet werden.

Die soziale Isolation hat eindeutig gravierende negative psychobiologische Folgen. Diese werden von den Gesundheitsbehörden nicht berücksichtigt, die die Öffentlichkeit davon überzeugen wollen, dass COVID-19 in Zeiten der auferlegten, zeitlich unbegrenzten und fast weltweiten Quarantäne die einzige relevante Bedrohung unserer Gesundheit und unseres Wohlergehens sei.

Wenn man darüber hinaus bedenkt, dass die soziale Distanzierung Menschen die Möglichkeit nimmt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sollte man berücksichtigen, dass ein starker epidemiologischer Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und einer Vielzahl negativer gesundheitlicher Auswirkungen besteht: Eine Untersuchung aus dem Jahr 2015 ergab, dass Männer nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes ein um 85 Prozent erhöhtes Risiko einer allgemeinen Sterblichkeit haben.5

Darüber hinaus hat eine Studie, die 2020 in The Lancet über »Psychological Effects of quarantine and how to reduce it« (Die psychologischen Auswirkungen der Quarantäne und wie sie zu verringern sind) veröffentlicht wurde, ergeben, dass »die negativsten Auswirkungen durch die Auferlegung einer Freiheitsbeschränkung entstehen.«6 In der Studie heißt es:

»Die Trennung von geliebten Menschen, der Verlust der Freiheit, die Ungewissheit über den Krankheitsstatus und Langeweile können mitunter dramatische Auswirkungen zur Folge haben. Bei früheren Seuchenausbrüchen wurde von Selbstmorden, starker Verärgerung und Klagewellen berichtet.«

Gemessen an der erhöhten Erkrankungsrate und Sterblichkeit übersteigen diese Folgen wahrscheinlich die theoretischen Gefahren einer Ansteckung mit COVID-19.

Die soziale Distanzierung und Isolation führen nachweislich zu Schäden, die bei der Kalkulation der Risiken und Vorteile berücksichtigt werden müssen, wenn man ein ganzes Land unter Quarantäne stellt, wie auch die daraus folgenden psychologischen, biologischen und wirtschaftlichen Konsequenzen einer solchen Maßnahme.

Falls Sie Interesse haben, sich weiter mit diesem Thema zu befassen, sollten Sie einen Blick auf eine Untersuchung werfen, die jüngst auf Stand for Health Freedom unter dem Titel »Könnte die unbegrenzte Macht der Regierung gefährlicher sein als die Bedrohung durch eine Infektionskrankheit?« gepostet wurde.

Dieser Artikel erschien am 03. April 2020 auf GreenMedInfo.

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