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Vorsicht Nährstoffräuber! Teil 6
Diese Artikelserie basiert auf dem Buch Vorsicht Nährstoffräuber! von Suzy Cohen. In diesem sechsten Teil erfahren Sie, welche Nährstoffräuber Ihnen Biotin (Vitamin B7) entziehen, welches nicht nur wichtig für unsere Schönheit ist.
Biotin (Vitamin B7)
Keine Frage: Biotin macht Sie hübscher! Sind Ihre Nägel brüchig, wächst Ihr Haar langsam und ist stumpf? Gut möglich, dass ein Biotinmangel die Ursache ist.
In einer vor Jahren im Journal of Nutrition veröffentlichten Studie fütterten die Forscher Mäuse mit einer Mischung aus Biotin und einigen wenigen anderen B-Vitaminen – und stellten fest, dass bei alten Tieren die natürliche Haarfarbe zu einem gewissen Grad wiederhergestellt werden konnte.1 Diese Veränderung der Haarfarbe wurde bei einer Ergänzung mit der natürlichen Form der Nährstoffe (wie sie in der Natur in der Nahrung der Tiere enthalten sind), nicht aber bei Multivitamin-Ergänzungsmitteln beobachtet. Doch sollten weißhaarige Senioren über diese Nachricht nicht gleich in Begeisterung verfallen. Ich muss Ihnen leider gestehen, dass es mir nicht gelungen ist, auch nur eine einzige fundierte klinische Untersuchung am Menschen aufzutreiben, die belegen würde, dass Biotin auch bei Menschen die Haarfarbe wiederherstellt.
Welche Aufgabe hat Biotin?
Aber auch wenn es die grauen Haare nicht beseitigt, es gibt genügend Studien, die zeigen, dass Biotin nicht nur Haut und Haare, sondern auch Leber, Bauchspeicheldrüse und Herz stärkt. Es hat also offensichtlich eine weit größere Bedeutung als die eines Schönheitsmittels. Zuallererst hilft es, die Nahrung aufzuspalten, nämlich Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß. Außerdem unterstützt es die Regulierung von Cholesterin und Blutzucker.
Biotin, das auch als Vitamin B7 bekannt ist, gehört zur Familie des Vitamin-B-Komplexes. Wie alle B-Vitamine löst es sich in Wasser und nicht im Fettgewebe. Aber wussten Sie, dass es bisweilen als Vitamin H bezeichnet wird? Das »H« steht für das deutsche Wort »Haut«.
Wie Biotin im menschlichen Körper hergestellt wird
Eine gewisse Menge Biotin kann im menschlichen Darm gebildet werden. Allerdings geschieht dies nicht in den Zellen, sondern dank der harten Arbeit nützlicher Bakterien. Die Produktion von Biotin setzt eine natürliche, gesunde Besiedlung mit freundlichen Bakterien voraus. Bei eingeschränkter Darmfunktion, bei unzureichend gesunder Darmflora oder chronischem Durchfall entsteht ein Biotinmangel.
Das erklärt, warum Antibiotika Nährstoffräuber sowohl von Probiotika als auch von Biotin sind. Ohne die Anwesenheit der guten Mikroorganismen, die Ihre Darmflora bilden, kann kein Biotin produziert werden. Tatsächlich wird Biotin in der Natur von allen möglichen Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen, Algen und einigen Pflanzen erzeugt.
Woran erkennt man einen Mangel an Biotin?
Mangelsymptome können unter anderem sein: Haarausfall (Alopezie), hohes Cholesterin, Blutzucker-Schwankungen, Lebervergrößerung, Herzrhythmusstörungen, Depression, Missempfindungen der Haut (Parästhesien), seborrhoische Dermatitis, geringer Appetit, schwache Abwehrkräfte sowie Muskelkater oder -schmerzen. Kinder können bei Biotinmangel ein verschlossenes Verhalten an den Tag legen oder Anzeichen einer Entwicklungsverzögerung aufweisen.
Da Biotin direkt im Zitrat- oder Krebs-Zyklus wirkt (der chemischen Reaktion im Körper, durch welchen die Nahrungsenergie freigesetzt wird), ist nachvollziehbar, dass ein Biotinmangel zu Müdigkeit führen kann. Biotin hilft auch, die Symptome eines Zinkmangels zu mindern, da es die Verweildauer von Zink im Körper erhöht. Bei Diabetikern besteht häufig gleichzeitig ein Mangel an Biotin und an Zink. Es ist eines der sichersten und besten B-Vitamine, die als Ergänzungsmittel eingenommen werden können.
Nährstoffräuber von Biotin (Vitamin B7)
Säureblocker
- Cimetidin
- Esomeprazol
- Famotidin
- Lansoprazol
- Nizatidin
- Omeprazol
- Pantoprazol
- Rabeprazol
- Ranitidin
Analgetika
- butalbitalhaltige Medikamente
Antazida
- Aluminium- und Magnesium-Hydroxid
- Aluminiumkarbonat Gel
- Aluminiumhydroxid
- Kalziumkarbonat
- Magnesiumhydroxid
- Natriumbicarbonat
Antibiotika (einige Beispiele)
- Amoxillin
- Azithromycin
- Ceflaclor
- Cefdinir
- Cephalexin
- Ciprofloxacin
- Clarithromycin
- Doxycyclin
- Erythromycin
- Levofloxacin
- Minocyclin
- Sulfamethoxazol und Trimethoprim
- Tetracyclin
Antikonvulsiva
- Carbamazepin
- Oxcarbazepin
- Phenobarbital
- Phenytoin
- Primidon
- Zonisamid
Wenn Sie Ergänzungsmittel gegen einen Biotinmangel einnehmen, dann nehmen Sie das Vitamin mindestens 4 Stunden vor oder nach dem Antikonvulsivum ein.
Antivirale Mittel
- Delavirdin
- Foscarnet
- Lamivudin
- Nevirapin
- Zidovudin, AZT
- Zidovudin und Lamivudin
Hormonersatztherapie / Orale Kontrazeptiva
- Estradiol
- Östrogenhaltige Medikamente
- Estrogen und Progesteron
- Konjugierte Östrogene
- Ethinylestradiol (in vielen Antibabypillen)
Nichtsteroidale Aromatasehemmer bei Brustkrebs
- Anastrozol (Arimidex)
SERM
(Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren – eingesetzt bei Brustkrebs)
- Raloxifen
- Tamoxifen
- Toremifen
Sulfonamide
- Sulfa-Antibiotika
- einige Diabetesmedikamente
Sonstige
- Alkohol
- Alle Medikamente, die nützliche Darmbakterien zerstören, sind Nährstoffräuber von Biotin
- Östrogendominanz
- Nikotin
- Rohes Eiweiß
Biotin: Was auf Ihren Teller gehört
- Erdnüsse
- Haselnüsse
- Mandeln
- Soja-Protein
- Käse
- Rinderleber
- Blumenkohl
- Bierhefe
- Eigelb
- Weizenkeime
- Cashewnüsse
- Joghurt
- Süßkartoffeln
- Spinat
- Mangold
- Hülsenfrüchte
- Schellfisch
- Lachs
- Tomaten
- Avocados
- Bananen
Viele halten es schon für ausreichend, Eier zu essen, um den Biotinspiegel zu erhöhen. Das stimmt aber nicht – es sei denn, man äße rohe Eier, und das kann ich nicht empfehlen. Biotin findet sich natürlich im Hühnereiweiß. Dieses Protein enthält ein kleineres Peptid, Avidin genannt, welches sich wie angeklebt an das Biotin bindet, sodass das B-Vitamin intakt bleibt und vom menschlichen Körper nicht aufgenommen werden kann. Diese Liebesaffäre wollen Sie nun aufbrechen, damit das Biotin absorbiert werden kann. Wenn Sie die Eier kochen, so wird auch das Avidin-Biotin-Problem gelöst, weil das Avidin Hitze nicht ausstehen kann. Wenn Sie also das Ei erhitzen, werden die »Liebenden« getrennt, deshalb empfehlen viele Experten Rührei als Quelle von Biotin.
Wenn Sie nicht genügend Biotin bekommen, obwohl Sie die Speicher wohlgefüllt wähnen, so kann dies schwerwiegende Folgen haben, denn ein Biotindefizit könnte dazu führen, dass der Spiegel an Wachstumshormonen (HGH) und IGF-1 (des dem Insulin ähnlichen Wachstumsfaktors I) unterdrückt werden kann, wie eine 2009 im European Journal of Nutrition veröffentlichte Studie ergeben hat.2 HGH und IGF-1 sind (chemisch gesprochen) unterschiedliche Hormone, aber beide dienen dazu, Jugend und Wachstum zu fördern, sie unterstützen den Muskelaufbau und wirken der Alterung entgegen (der berühmte Anti-Aging-Effekt). Nicht genug, dass sie uns unser jugendliches Aussehen erhalten, sie schützen vor Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Osteoporose, Faltenbildung, ergrautem Haar, Gewichtszunahme, Depression und Muskelschwund.
Kein Wunder also, dass Biotin unsere Schönheit bewahrt – und jetzt liegt uns auch der wissenschaftliche Beweis dafür vor! Kurz: Die Einrichtung eines Nährstoff-Sicherheitssystems, das Biotin einschließt, kann uns innerlich und äußerlich verschönern. Am besten wirkt es im Verein mit den anderen B-Vitaminen – B1, B6, Folsäure und den übrigen, nehmen Sie also Ihr Biotin zusammen mit einem vollen B-Komplex ein. Und verlassen Sie sich nicht auf Eier!
Ein preisgünstiger Weg zu besserem Befinden – Nahrungsergänzung mit Biotin
- Fürs allgemeine Wohlbefinden: 100–1000 Mikrogramm (μg) täglich
- Nährstoffräuber-Dosis: 1000–5000 μg täglich
Was Sie sonst noch über Biotin wissen sollten
In der Regel ist Biotin in Form von D-Biotin in Ergänzungsmitteln enthalten, und das ist auch kein Problem. Hohe Konzentrationen dieses Nährstoffs finden sich in Gelée Royale (einem Bienenprodukt) und Bierhefe. Präparate für Haut, Haar und Nägel enthalten zumeist 2000 bis 5000 μg. Überschüssiges Biotin wird mit dem Urin ausgeschieden, es scheint selbst in hoher Dosierung (bis zu 5000 μg täglich) nicht toxisch zu wirken. Biotin agiert am besten im Verein mit den übrigen Familienmitgliedern, die allesamt in einem B-Komplex zu finden sind.
Noch etwas: Sparen Sie sich das Geld für Shampoos, die angeblich Biotin zur Förderung des Haarwachstums enthalten. Es schadet zwar nicht, aber nur Nahrungsergänzungsmittel versorgen Darm und Zellen mit der aktiven Form von Biotin. In einem Shampoo wird es nur zusammen mit Ihrem Geld den Abfluss hinuntergespült. Also: Schlucken Sie es – schütten Sie es sich nicht auf den Kopf.
Der 7. Teil dieser Serie finden Sie hier …
Dieser Artikel ist ein zusammengefasster Auszug aus meinem Buch Vorsicht Nährstoffräuber!