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Bewegung ist gesund, das wissen wir längst. Wie genau Bewegung auf unseren Körper wirkt, wird immer besser erforscht. Die Entdeckung der Myokine hat die Wissenschaft ein ganzes Stück weitergebracht, denn die Botenstoffe zeigen äußerst vielfältige Wirkmechanismen auf den gesamten Körper.

»Muskeln sind das größte Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers«

Bente K. Pedersen

Was sind Myokine?

Sie sind mitunter dafür verantwortlich, dass Sport so gesund für uns ist: Myokine sind Botenstoffe, die unsere Muskulatur ausschüttet, sobald sie stark belastet wird. Diese hormonähnlichen Botenstoffe wirken dabei nicht nur lokal in der Muskulatur, sondern gelangen über die Blutbahnen in alle Organe des Körpers. Es wurden insgesamt 600 Myokine entdeckt.1

Myokine sind ein wahrer Jungbrunnen mit ungeahnter heilender Wirkung

Im Jahr 2001 prägte die dänische Professorin Bente Klarlund Pedersen den Begriff »Myokine« und beschrieb deren erhöhtes Vorkommen durch das Training der Muskulatur.2 Myokine werden als eine Unterart der Interleukine – das sind zu den Zytokinen zählende Peptidhormone – eingestuft. Davon sind nur wenige erforscht, doch es konnten bereits beeindruckende Entdeckungen gemacht werden: Myokine helfen unter anderem, die Fettverbrennung zu optimieren, das Immunsystem zu stärken, Entzündungen und Infekten entgegenzuwirken, schweren Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Demenz vorzubeugen und das Wachstum von Nervenzellen und Blutgefäßen zu fördern.

Myokine können einen wahren Jungbrunnen darstellen, was auch eine Erklärung dafür ist, warum ältere Menschen, die sehr aktiv sind, meist auch weniger gesundheitliche Probleme haben.

Mehr als nur Kraft: Die Muskulatur als Stoffwechselorgan und körpereigene Drogerie

Unser Körper hat etwa 650 Muskeln (das kann tatsächlich variieren und nicht jeder Mensch hat gleich viele Muskeln), die für sämtliche Bewegungen zuständig sind, aber genauso an dem Temperaturhaushalt, der Verdauung und dem Stoffwechsel beteiligt sind. Die Muskulatur nimmt zwischen 30 (Frauen) und 40 (Männer) Prozent unserer gesamten Körpermasse ein. Dabei ist die Muskulatur mehr als nur eine ausführende Maschine, die den Körper gerade hält und die Tüten schleppt.

Die Muskulatur hat einen großen Einfluss auf unseren gesamten Stoffwechsel – wie viel Energie wir täglich brauchen, wie viel Fett wir verbrennen und wie viel Insulin in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Und was wir seit Neuestem auch wissen: Die Muskulatur stellt eine gewaltig große körpereigene Drogerie mit allerhand heilenden und pflegenden Stoffen dar!

Unsere Muskulatur produziert durch Bewegung die wertvollen Myokine, deren heilende Wirkungen wir heute größtenteils nur erahnen können. Bei den bereits untersuchten Myokinen kamen Forscher bereits zu beeindruckenden Ergebnissen und wir werden sicherlich noch weitere verblüffende Neuigkeiten aus der Forschung der Myokine erfahren.

Bisher erforschte Myokine

Interleukin-6 (IL-6)

IL-6 ist das erste Myokin, das identifiziert und erforscht wurde. Hier wurden schon einige heilende Wirkmechanismen festgestellt. IL-6 wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus,3 beugt Diabetes vor und ist in der Lage, Diabetes Typ II zu heilen.4 Es hemmt Entzündungen5 und soll sogar helfen, Krebs vorzubeugen.6

Interleukin-8 (IL-8)

IL-8 wurde bereits 1987 entdeckt und gehört zu der Gruppe der CXC-Motiv-Chemokine. Der Botenstoff wird zwar in geringeren Mengen als IL-6 ausgeschüttet und wirkt eher lokal,7 dennoch fördert er die Neubildung von Blutgefäßen.8

Interleukin-15 (IL-15)

IL-15 tritt in besonders hoher Konzentration auf und wirkt sich auf den Stoffwechsel aus. Der Botenstoff wird mit der Reduktion von Fettgewebe in Verbindung gebracht9 und soll einen verjüngenden Effekt auf die Haut haben.

Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF)

VEGF scheint die Teilung und Migration von Endothelzellen, welche an verschiedenen Stoffwechselfunktionen beteiligt sind, zu fördern. Der Botenstoff kann bei der Abwehr von Infekten helfen, den Blutdruck regulieren und das Wachstum neuer Blutgefäße stimulieren.10 Außerdem soll VEGF blutdrucksenkend wirken.11

Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF)

BDNF fördert das Wachstum neuer Nervenzellen und schützt unsere Neuronen und Synapsen vor dem Verfall.12 Unser Erinnerungs- und Lernvermögen kann somit verbessert werden. Im Gehirn ist es im Hippocampus, der Großhirnrinde und dem Vorderhirn aktiv, die wichtig für das Gedächtnis und abstraktes Denken sind.13

Mit Bewegung zur Selbstheilung

Bewegung ist Leben. Der Mensch ist seit Anbeginn seiner Zeit auf Erden darauf ausgelegt, sich viel zu bewegen. Heute leben wir jedoch in einer Gesellschaft, in der die körperliche Aktivität vieler Menschen drastisch reduziert wurde. Der Mensch sitzt und liegt heutzutage die meiste Zeit seines Lebens. Dies führt nicht nur dazu, dass sämtliche Muskeln verkürzen und verkümmern, sondern auch dazu, dass die hauseigene Apotheke geschlossen bleibt und der Körper ohne die wertvollen Stoffe auskommen muss, die ihm Heilung verschaffen könnten.

Der erste wichtige Schritt ist es, den Stellenwert von körperlicher Bewegung neu zu definieren. Nehmen Sie die Treppen statt dem Lift, gehen Sie öfter zu Fuß, quatschen Sie mit Freunden während eines Spaziergangs statt auf der Couch sitzend, setzen Sie sich in U-Bahn, Bus und Bahn aufrecht hin, ohne sich anzulehnen. Es sind kleine Dinge, die unsere Muskulatur den ganzen Tag über immer wieder aktiv halten können. Dies wird schnell dafür sorgen, dass Sie sich frischer fühlen, weniger Verspannungen haben und besser schlafen.

Damit die körpereigene Apotheke ihre Pforten öffnet und ein Heer wertvoller Myokine losschickt, müssen Sie sich jedoch noch etwas mehr anstrengen. Die größtmögliche Myokin-Ausschüttung, und das kann teilweise das Hundertfache des normalen Vorkommens einiger Botenstoffe sein, erreicht man, wenn man die Muskulatur stark belastet.

Das oft und teilweise auch zu Recht verpönte Bodybuilding stellt also das ideale Myokin-Training dar. Teilweise zu Recht verpönt, weil einige Menschen, die diesen Sport betreiben, es in einer ungesunden Art und Weise tun. Die Muskulatur wird häufig überfordert und der Körperfettprozent zu weit reduziert, als dass dies noch gesund sein könnte. Die Übungen kann man sich allerdings abschauen, denn eine starke und häufige Muskelkontraktion, bis die Muskulatur »brennt« und ausgepowert ist, sorgt für eine höchstmögliche Myokin-Ausschüttung.

Aber auch Ausdauertraining wie Laufen, Fahrradfahren, Skaten, Tanzen und Schwimmen sorgen für eine vermehrte Ausschüttung der heilsamen Botenstoffe. Yoga, Pilates & Co. sind ebenso eine gute Bewegungsform, wenn die Muskulatur dabei angesprochen wird.

Wie viel Bewegung braucht man?

Bewegung kann man fast nicht genug haben. Natürlich gibt es ein ungesundes Pensum, aber der menschliche Körper ist definitiv eine Hochleistungsmaschine und möchte auch so agieren. Wenn Sie jeden Tag etwa 10.000 Schritte gehen und mindestens dreimal in der Woche für mindestens 30 Minuten ein stärker beanspruchendes Sportprogramm absolvieren, dürfen Sie sich zu den »aktiven« Menschen zählen und tun enorm viel für Ihre Gesundheit.

Sie dürfen aber auch ruhig jeden Tag ein kraftvolles Training absolvieren, wichtig ist nur darauf zu achten, dass die Muskulatur nicht überlastet wird. Haben Sie Muskelkater in den Beinen, schonen Sie diese für 2 bis 3 Tage. Wechseln Sie die Muskelpartien, die Sie trainieren und wechseln Sie auch die Aktivität selbst.

Ideal ist es für den Körper, wenn er abwechslungsreich bewegt wird und die Muskulatur immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird. Wechseln Sie beispielsweise zwischen gezieltem Krafttraining, Schwimmen und Yoga, werden Ihre Muskeln aktiviert und gestärkt (der Effekt hält weit über das Training hinaus an), Ihre Ausdauer, Ihre Koordination und Balance werden verbessert und Sie üben sich in Entspannung und Körperwahrnehmung.

Stellen Sie sich selbst ein auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Sportprogramm zusammen oder holen Sie sich professionelle Hilfe.

Fazit

Wir wissen schon sehr lange, dass Bewegung zu den Hauptfaktoren für ein gesundes Leben zählt. Die Forschungen über die Myokine zeigen, wie Bewegung genau in unseren Organismus eingreift und welche vielfältigen Wirkungsweisen sich allein in diesem Bereich befinden. Auch die zukünftigen Forschungen werden noch viele spannende Fakten über den Zusammenhang von Sport und Gesundheit zutage bringen. Eines können wir uns nach wie vor sicher sein:

Mehr Bewegung bedeutet mehr Gesundheit, ein längeres Leben und bessere Laune.

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