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Dass Atemwegsinfekte wie Influenza und COVID-19 vor allem im Winter auftreten, hängt in erster Linie mit zwei Dingen zusammen: der Wintersonne und dem Winterwetter zum einen und einem geringen Vitamin-D-Spiegel zum anderen. Ein Vitamin-D-Mangel trägt aber nachweislich zu akutem Lungenversagen (ARDS) bei, einer der Haupttodesursachen im Zusammenhang mit COVID-19.

Wenn – wie im Winter – die Sonne wenig scheint, die Temperatur genauso wie die Luftfeuchtigkeit niedrig ist, überleben viele Viren außerhalb des Körpers besser.1

Vitamin D ist ein wichtiger Bestandteil im Immunsystem des Körpers. Weil aber im Winter die Dosis an UVB-Strahlung, die man durch die Sonne aufnimmt, nur gering ist und die meisten Menschen nur wenig oder gar kein Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, sind die Vitamin-D-Spiegel niedrig.

Im Winter reicht das Sonnenlicht nicht aus, um uns in ausreichendem Maße mit Vitamin D zu versorgen

Am Winterwetter und der Dauer des Sonnenscheins können wir nichts ändern, sehr wohl aber am Vitamin-D-Spiegel, denn der lässt sich durch die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln anheben.

Vitamin D besitzt mehrere Mechanismen, die das Risiko von Infektionen reduzieren können.2 Zu den mit Blick auf Atemwegsinfekte wichtigen Mechanismen gehören:

  • Vitamin D kurbelt die Produktion von Cathelicidinen und Defensinen an, die die Überlebensfähigkeit und die Replikationsgeschwindigkeit der Viren senken und das Risiko einer bakteriellen Infektion reduzieren können, und
  • Vitamin D schwächt den Zytokinsturm ab, der Entzündungen verursacht und das Brustfell schädigt, was zu Lungenentzündung und Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS, fachsprachlich für akutes Lungenversagen) führen kann.

Ein Vitamin-D-Mangel trägt nachweislich zu ARDS bei, was als eine der Haupttodesursachen im Zusammenhang mit COVID-19 gilt.3 Eine Analyse der Todesfallrate in zwölf amerikanischen Bezirken während der Influenza-Pandemie von 1918/19 ergab, dass Bezirke im sonnigen Süden und Westen des Landes eine deutlich geringere Todesfallrate aufwiesen (im Allgemeinen durch Lungenentzündung) als solche im dunkleren Nordosten der USA.4

Empfehlung zur Reduzierung des Infektionsrisikos

Personen, gefährdet sind, an Influenza und/oder COVID-19 zu erkranken, sollten die Einnahme von 10.000 IE Vitamin D täglich (250 Mikrogramm pro Tag) erwägen. Die Einnahme sollte einige Wochen lang erfolgen, um rasch die Konzentration von 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) zu steigern.

Anschließend kann die Dosis auf 5.000 IE pro Tag gesenkt werden. Ziel sollte sein, den 25(OH)D-Spiegel auf über 40 bis 60 Nanogramm pro Milliliter (100 bis 150 Nanomol pro Liter) zu steigern. Deswegen sollte die Dosis so hoch sein, dass der gewünschte Wert erreicht und gehalten wird.

Für die Behandlung von Menschen, die sich mit COVID-19 infiziert haben, sind vermutlich höhere Vitamin-D-Dosierungen erforderlich, um die 25(OH)D-Konzentration rasch steigern zu können.

Vitamin D ist ein inaktives Prohormon, das als saisonales »bedingtes« Vitamin gilt, da Vitamin D im Winter oder wenn Menschen im Sommer drinnen sind oder sich bedeckt halten, normalerweise nicht von der Haut produziert wird. Vitamin D wird durch die Einwirkung von UVB-Strahlung auf 7-Dehydrocholesterol in der Haut und eine nachfolgende Wärmereaktion produziert. Es tritt dann in den Blutkreislauf ein und erhält, wenn es in die Leber gelangt, eine Hydroxylgruppe, wodurch es zu 25-OH-D wird. Das ist das Stoffwechselprodukt, das gemessen wird, will man den Vitamin-D-Spiegel bestimmen.

Dieses Produkt ist zunächst einmal inaktiv, wird in den Nieren aber in 1,25-OH-2D (Calcitriol) umgewandelt und in den Blutkreislauf geschickt, um dort bei der Regulierung der Serumspiegel von Calcium zu helfen. Auch andere Organe können 25-OH-D bei Bedarf in Calcitriol umwandeln, etwa zur Bekämpfung von Krebszellen. Den Haupteffekt von Vitamin D bewirkt Calcitriol beim Ankoppeln an den Vitamin-D-Rezeptoren, die sich an den Chromosomen fast jeder Zelle im Körper finden. Das führt zur Herauf- oder Herunterregelung zahlreicher Gene.

Für die Aktivierung von 25-OH-D ist ein ausreichender Magnesiumspiegel erforderlich.5 In unserer modernen Gesellschaft leiden viele Menschen an Magnesiummangel, insofern ist zusätzlich zur Gabe von Vitamin D die Einnahme von Magnesium (300 bis 400 Milligramm täglich als Zitrat, Chlorid oder Malat) zu erwägen. Daten der Personen, die freiwillig am von GrassrootsHealth.net durchgeführten 25-OH-D-Messprogramm teilnahmen, zeigen, dass die Verabreichung von Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel einer 400 IE täglich höheren täglichen Einnahme von Vitamin D entsprach.6

So sieht die aktuelle Studienlage aus

Die klassische Rolle von Vitamin D besteht zunächst einmal darin, die Absorption und Verstoffwechslung von Calcium und Phosphat zu regulieren, aber darüber hinaus wirkt sich Vitamin D auch außerhalb des Skeletts sehr stark aus. Viele Auswirkungen kennen wir aus Beobachtungsstudien, in denen die Serumwerte für 25-OH-D von Menschen mit speziellen Erkrankungen oder Beschwerden mit denen von Menschen ohne derartige Diagnose statistisch verglichen wurden.

Bei derartigen Studien wird im Allgemeinen festgestellt, dass Konzentrationen zwischen 30 und 50 Nanogramm pro Milliliter (75 bis 125 Nanomol pro Liter) mit einem verringerten Risiko für Krankheiten wie Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes Mellitus und andere assoziiert werden als Konzentrationen, die unterhalb von 10 bis 20 Nanogramm liegen.7 Bei zwei großangelegten randomisierten Kontrollstudien stellten die Wissenschaftler in den sekundären Analysen einen signifikanten Rückgang der Inzidenz und der Mortalität von Krebs und beim Herausbilden von Diabetes aus Prädiabetes fest.8

Was jetzt benötigt wird, sind rasch zu entwickelnde öffentliche Studien, die bewerten, wie sich bei Populationen, bei denen die empfohlenen Serumkonzentrationen gegeben sind, diese Konzentrationen auf die Verhinderung von COVID-19-Infektionen auswirken. Ein weiteres Projekt von zentraler Bedeutung wäre es, der Frage nachzugehen, wie es bei Personen, die schwere Symptome einer COVID-19-Infektion entwickeln, um die Serumkonzentrationen von 25-OH-D bestellt ist. Die Konzentrationen sollten erfasst werden.

Heaneys Richtlinien und Kontrollstudien

Bevor medizinische Systeme aus ihrer Sicht neuartige Behandlungsansätze akzeptieren, benötigen sie im Allgemeinen randomisierte Kontrollstudien, die die Wirksamkeit und die Risiken des Ansatzes untersuchen. Bei Vitamin D ist diese Auflage problematisch, denn die meisten randomisierten Kontrollstudien, die bislang stattgefunden, hielten sich nicht an Heaneys Richtlinien für Studien zu Nährstoffen.

Heaneys Richtlinien9 auf Vitamin D übertragen:

  1. Das basale 25-OH-D ist zu messen, es muss als Einschlusskriterium für die Teilnahme an der Studie gelten und es ist im Bericht der Studie festzuhalten.
  2. Die Vitamin-D-Supplementierung muss so groß sein, dass sie den Vitamin-D-Status verändert, und sie muss gemessen werden.
  3. Bei den Studienteilnehmern muss die Veränderung am 25-OH-D gemessen und im Bericht der Studie aufgeführt werden.
  4. Es ist der Hypothese nachzugehen, dass eine Veränderung von 25-OH-D (und nicht nur eine Veränderung der Vitamin-D-Aufnahme) den gewünschten Effekt erzielt.
  5. Um zu gewährleisten, dass der getestete Nährstoff der einzige nährstoffbezogene begrenzende Faktor bei der Reaktion ist, muss der Status der Ko-Nährstoffe optimiert werden.

Bei Open-Label-Feldstudien, die auf Heaneys Richtlinien aufsetzten, wurde für Krankheiten wie Brustkrebs ein deutlich reduziertes Risiko festgestellt.10

Wie sicher ist eine Vitamin-D-Supplementierung?

Zur Sicherheit von hochdosierter Vitamin-D-Supplementierung hieß es kürzlich im Abstract eines Artikels:11

»Während dieser Zeit haben wir mehr als 4.700 Patienten aufgenommen, von denen die überwältigende Mehrheit einer Supplementierung mit entweder 5.000 oder 10.000 IE pro Tag zustimmte. Aufgrund von krankheitsbedingten Bedenken stimmten einige höheren Dosierungen von 20.000 bis 50.000 IE pro Tag zu. Es gab bei keinem Patienten Fälle von Hypercalcämie durch Vitamin D3 oder sonstige negative Ereignisse, die sich auf die Supplementierung mit Vitamin D3 zurückführen ließen.« Viele weitere Berichte sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Supplementierung mit Vitamin D sicher ist.

Studien, in denen es darum ging, festzustellen, welche Dosis erforderlich ist, um einen Serumspiegel zwischen 40 und 60 Nanogramm pro Milliliter (100 bis 150 Nanomol pro Liter) zu erzielen, stellten eine breite Spanne an Reaktionen auf eine spezifische Vitamin-D-Zufuhr fest, insofern ist es nötig, zu Beginn der Vitamin-D-Supplementierung und nach 2, 3 Monaten Supplementierung die Werte für 25-OH-D zu messen. Hypercalcämie stellt das einzige signifikante Risiko dar,12 aber unterhalb eines Werts von 150 Nanogramm pro Milliliter (375 Nanomol pro Liter) tritt sie nicht auf und sie lässt sich einfach behandeln, indem man die Supplementierung stoppt.

Während der aktuellen COVID-19-Pandemie sollten vor allem Personen aus dem Gesundheitsbereich und Ersthelfer Vitamin D supplementieren.13

Was ist bei der Behandlung von COVID-19-Patienten wichtig?

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Behandlung von Personen mit COVID-19 mehrere Ziele verfolgt:

  1. Reduzierung der Symptome;
  2. Die negativen Folgen der Infektion zu verringern, etwa die aufgrund einer Lungenentzündung eingeschränkte Sauerstoffaufnahme;
  3. Falls möglich, soll das Virus daran gehindert werden, zu überleben und sich zu vervielfältigen;
  4. Der Patient soll so lang am Leben erhalten werden, dass das körpereigene Immunsystem den Infekt bezwingen kann.

Wie unlängst erörtert, benötigt das komplexe und integrierte Immunsystem mehrere spezifische Mikronährstoffe, darunter die Vitamine A, D, C, E, B6 und B12, dazu Folat, Zink, Eisen, Kupfer und Selen. Sie alle spielen in jeder Phase der Immunreaktion sehr wichtige, oftmals synergistische Rollen. Die Mikronährstoffe, bei denen die unterstützende Wirkung des Immunsystems am besten belegt ist, sind Vitamin C, Vitamin D und Zink.

Verfügbare Fakten sprechen dafür, dass eine Supplementierung mit mehreren Mikronährstoffen, die über eine das Immunsystem fördernde Rolle verfügen, das Immunsystem beeinflussen und das Infektionsrisiko reduzieren kann.14 Insofern sollte bei der Behandlung von COVID-19-Patienten mehr Aufmerksamkeit auf die Unterstützung des Immunsystems gelenkt werden.

Daten, die auf GrassrootsHealth.net von Freiwilligen erhoben wurden, unterstreichen die Wechselwirkung zwischen unterschiedlichen Supplementierungen, die auf das Immunsystem einwirken. Teilnehmer, die ungefähr 1.000 Milligramm Vitamin C täglich einnahmen, kamen mit einer um 586 IE geringeren Vitamin-D-Supplementierung auf einen 25-OH-D-Wert von 40 Nanogramm pro Milliliter.15

Wie sich die Vitamine B6, B12 und K2 sowie Calcium auf 25-OH-D auswirkten, können Sie auf GrassrootsHealth.net einsehen.

Der Artikel erschien am 09. April 2020 auf Orthomolecular Medicine News Service.

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