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Viele Viren, zum Beispiel Influenza-, SARS- oder die relativ harmlosen Erkältungsviren, gehen bei höheren Temperaturen schnell zugrunde. Das ist auch der Grund, weshalb die Grippewellen jedes Jahr während der kalten Jahreszeit über uns kommen. Sobald es wärmer wird, klingen sie ab. Doch was ist mit dem neuartigen Coronavirus? Eine Studie aus China scheint zu belegen, dass es ebenfalls hitzeempfindlich ist.

Coronavirus: Ist seine Aktivität saisonal abhängig?

Im Sommer, wenn es wärmer wird, ist der Spuk vorbei. Stimmt das? Die Experten sind sich derzeit noch nicht einig, wie das Coronavirus auf eine sommerliche Erwärmung reagieren wird. Allerdings gibt es Hinweise, dass ihm die Hitze nicht guttut. Wenn dem tatsächlich so ist, könnte es durchaus sein, dass die Pandemie mit Zunahme der sommerlichen Temperaturen etwas zurückgeht.

Eine kürzlich an der Sun Yat-sen Universität in der chinesischen Provinz Guangdong durchgeführte Studie, über die in der South China Morning Post1 berichtet wurde, scheint die Hitzeempfindlichkeit von SARS-CoV-2 zu bestätigen. Die Forscher stellten fest, dass sich das Virus am schnellsten bei einer Temperatur von 8,72 °C ausbreitet. Bei höheren Temperaturen wird seine Aktivität gebremst und es wird geschwächt. Bei ganz hohen Temperaturen kann es sogar sein, dass es abstirbt.

Auch der Virologe Alexander Kekulé2 vom Universitätsklinikum Halle äußerte bei einem Interview im Deutschlandfunk vorsichtig Hoffnung: »Es könnte sein, dass uns der Sommer hilft.« Kritiker der These, dass SARS-CoV-2-Viren hitzeempfindlich sind – wie zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation WHO – halten dem jedoch entgegen, dass auch in heißen Ländern, wie zum Beispiel Brasilien oder Australien, Corona-Infektionen aufgetreten sind. Allerdings nicht in der großen Menge wie in den Ländern der kühleren Nordhalbkugel.

Was mit Viren bei Hitze passiert

Wie Viren auf Hitze reagieren, ist von Typ zu Typ sehr unterschiedlich. Im Wesentlichen hängt es davon ab, wie die Viren aufgebaut sind. Viren, die außen keine Fetthülle haben, sondern überwiegend nur aus Eiweißen und Erbgut bestehen, sind bei hohen Temperaturen relativ stabil und widerstandsfähig. Dazu gehören zum Beispiel Noroviren oder Dengue-Viren.

Eine der umfangreichsten Untersuchungen, wie sich Viren, die als Auslöser von Atemwegserkrankungen bekannt sind, auf Umwelteinflüsse wie die Umgebungstemperatur verhalten, haben Forscher der Universität Edinburgh3 durchgeführt. Sie werteten über den Zeitraum von 6 Jahren insgesamt 52.060 Proben mit Viren in Bezug auf verschiedenen Wetterbedingungen aus. Dabei stellten sie fest, dass hüllenlose Viren wie Rhinoviren oder Adenoviren (beides Erkältungsviren) das ganze Jahr hindurch unabhängig von der Umgebungstemperatur nahezu unverändert aktiv sind.

Behüllte Viren, zu denen Influenza-, RSV- und eben Coronaviren gehören, sind hingegen temperatursensibel.

Sie sind bei kalten Wetterbedingungen am aktivsten. Das ist auch der Grund, weshalb jedes Jahr während der Winterzeit die Influenza-Grippe bei uns um sich greift.

Eine Fetthülle schützt das Coronavirus

Das SARS-CoV-2-Virus ist von einer Fettschicht umhüllt, die nicht besonders hitzebeständig ist. Diese Schicht verhärtet bei Kälte zu einer Art gummiartigem Gel, welches das Virus umgibt und vor Schädigungen von außen schützt. Diese Schutzhülle kann sogar von normalen Reinigungsmitteln nicht angegriffen werden.

Kommt es zu einer Ansteckung und gerät das Virus in die Atemwege, so ist es dort warm und die Fetthülle beginnt zu schmelzen. Der Innenteil des Virus wird freigelegt, sodass es in die Zellen der Atemwege eindringen und diese infizieren kann. Ist das Virus jedoch nicht in einem Wirt, sondern im Freien großer Wärme ausgesetzt, so schmilzt auch in diesem Fall die Fetthülle und das Virus geht zugrunde.

Beim SARS-CoV-2-Virus scheint dieser Prozess aber erst bei 56 °C einzusetzen. Niedrigere Wärmegrade schwächen es lediglich und bremsen seine Aktivität – aber schon das alleine gibt Grund zur Hoffnung, dass die Coronavirus-Pandemie mit zunehmender Sommerwärme zurückgeht.

Was ist mit der Sommergrippe?

Jedes Jahr während der Sommermonate, wenn es so richtig schön heiß ist, passiert es: Plötzlich kratzt der Hals, die Nase läuft, die Stimme krächzt heiser und manchmal kommen auch noch Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen hinzu. Betroffene fühlen sich so elendig krank wie während des Winters, wenn sie an einer Grippe oder einem grippalen Infekt leiden.

Doch warum können während der heißen Monate Viren eine Grippeinfektion verursachen? Setzt ihnen die hohe Temperatur nicht zu? Die Antwort ist einfach: Die Sommergrippe ist keine echte Grippe und wird durch hitzeresistente Erkältungsviren verursacht. Es sind sogenannte Enteroviren wie etwa Coxsackie-Viren oder ECHO-Viren, welche nicht wie die Grippe- oder Coronaviren in erster Linie durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen, sondern durch Schmierinfektion übertragen werden – also durch Händeschütteln oder das Berühren kontaminierter Flächen, zum Beispiel Türklinken. Diese Enteroviren fühlen sich bei Hitze erst richtig wohl, treten dafür aber während der kalten Jahreszeit so gut wie nicht auf.

Was das SARS-CoV-2 in der warmen Jahreszeit bremst

Sonnenlicht, höhere Luftfeutlichkeit und höhere Temperaturen erschweren es, dem Coronavirus sich auszubreiten

Zum einen scheint das neuartige Coronavirus, selbst wenn es erst bei einer Temperatur ab 56 °C zugrunde geht, auch schon bei niedrigeren Wärmegraden geschwächt zu werden. Zum anderen setzt ihm die im Sonnenlicht enthaltene UV-Strahlung zu und schwächt es zusätzlich. Und dann scheint die höhere Luftfeuchtigkeit, wie sie während der Sommermonate herrscht, seine Überlebenszeit in ausgehusteten oder -geniesten Tröpfchen an der Luft zu verkürzen.

Das SARS-CoV-2-Virus findet die besten Überlebensbedingungen in der kalten und trockenen Winterluft. Außerdem kommt noch hinzu, dass das Verhalten der Menschen im Sommer anders ist als im Winter. Sie halten sich nicht so häufig in größeren Gruppen in engen Räumen auf, sondern gehen vermehrt ins Freie. Dort gehen sie unbewusst auf Abstand, je heißer es ist. Das erschwert es dem Virus, sich auszubreiten, so dass die Ansteckungshäufigkeit abnimmt.

Zum Schutz vor Atemwegsinfektionen in die Sauna

Die Coronaviren sind temperaturempfindlich. Ein Saunabesuch verringert die Anzahl der Viren und schwächt sie ab.

Wer selbst noch etwas aktiv für seinen Schutz vor Coronaviren unternehmen möchte, könnte das tun, indem er regelmäßig zwei- bis dreimal in der Woche in die Sauna geht. Die Hitze tötet Viren ab, die Atemwegserkrankungen auslösen.4 Hat man sich über Tröpfcheninfektion angesteckt und sind Coronaviren eingeatmet worden, so halten sich diese etwa die ersten 3 Tage in den oberen Atemwegen – zum Beispiel in den Nasennebenhöhlen – auf, bevor sie nach unten in die Lungen gelangen. Die heiße, in der Sauna eingeatmete Luft erreicht leicht 56 °C, so dass die Coronaviren absterben oder – bei einer niedrigeren Temperatur – zumindest deutlich abgeschwächt werden. Ein schlagkräftiges Immunsystem kann dann besser damit fertig werden.

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