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Die Lebenserwartung für neugeborene Mädchen liegt aktuell bei 83 Jahren und für Jungen bei 78 Jahren. Es gibt jedoch Orte auf dieser Welt, die sogenannten »Blue Zones«, in denen die Lebenserwartung deutlich höher liegt. Was können wir von der Lebensweise dieser Menschen lernen?

Was sind Blue Zones?

Das Konzept der Blue Zones entstand im Jahr 2004 aus der geographischen Arbeit von Gianni Pes und Michel Poulain, welche die Provinz Nuoro auf Sardinien als die Region mit der höchsten Konzentration an hundertjährigen Männern identifizierten.1 Der Begriff »Blue Zones« kam durch eine eher zufällige Handlung der beiden Wissenschaftler auf: Sie zeichneten die betreffenden Gebiete mit blauen Kreisen auf ihrer Karte ein.

Sardinien gilt als Insel der Hundertjährigen

Gemeinsam mit Pes und Poulain erweiterte der Bestsellerautor und National Geographic Fellow Dan Buettner den Begriff und erklärte fünf weitere von ihm und seinem Team validierte Regionen als Blue Zones. Er veröffentlichte den Begriff im Jahr 2005 erstmals im National Geographic Magazin in der Titelstory »The Secrets of a Long Life«.2

Nachdem es zu den erklärten Zielen der Menschheit gehört, unser Leben zu verlängern und uns ein gesünderes Leben zu ermöglichen, werden fleißig Forschungen zu den Blue Zones betrieben. Beispielsweise untersucht die Schweizer Forschungsgruppe Bluezones und die Forschungsgruppe Haslberger der Universität Wien sekundäre Pflanzenstoffe aus den Blue Zones und prüft, ob diese im Bereich Anti-Aging und alterungsbedingten Krankheiten helfen könnten.3

Auch in China werden Regionen untersucht, in denen die Bewohner bei bester Lebensqualität sehr alt werden.4 Und wie könnte es anders sein: Auch in Italien werden Forschungen angestellt.5

Die fünf Blue Zones nach Dan Buettner

In seinem Buch hat Dan Buettner diese fünf Regionen als Blue Zones herausgestellt:6

  • Sardinien in Italien – besonders die Regionen Ogliastra, Barbagia von Ollolai und Barbagia von Seulo. Seulo hielt von 1996 bis 2016 den Rekord von Hundertjährigen und soll der Ort sein, an dem die Menschen am längsten auf der Welt leben.
  • Die Inseln Okinawa in Japan – hier werden Gruppen von Menschen untersucht, die zu den am längsten lebenden auf der Welt gehören.
  • Die Stadt Loma Linda in Kalifornien – hier wird eine Gruppe der christlichen Religionsgemeinschaft »Siebenten-Tags-Adventisten« untersucht, die zu den am längsten lebenden Menschen Nordamerikas zählen.
  • Die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica – hier leben die meisten über 100-jährigen Männer.
  • Die Insel Ikaria in Griechenland – fast jeder Dritte schafft es bis in die Neunzigerjahre und es gibt weitaus geringere Raten von Krebs und Herzerkrankungen.

Was die fünf Blue Zones miteinander verbindet: die Lebensweise der Menschen

Bei näherer Betrachtung der Lebensweise von Menschen in den Blue Zones fällt auf, dass Familie und Gemeinschaft sowie Spiritualität einen hohen Stellenwert haben. Zudem gestaltet sich die Ernährung überwiegend pflanzlich und tägliche Bewegung und Arbeit an der frischen Luft gehören bis ins hohe Alter zum Alltag. Auch der Konsum von Genussmitteln beschränkt sich meist auf wenige Gläschen Wein.

9 Lektionen für ein längeres Leben

Dan Buettner und sein Team führten Befragungen in den Blue Zones durch, um herauszufinden, was wir von ihnen lernen können. Er fand neun Faktoren, die er die »Power 9«7 nannte und die für die hohe Lebenserwartung verantwortlich sein könnten.

1. Regelmäßige Bewegung

Die Menschen in den Blue Zones arbeiten häufig bis ins hohe Alter an Haus und Garten, gehen spazieren und genießen gemeinschaftliche Aktivitäten im Freien. Es geht hier also nicht um Leistungssport, sondern um regelmäßige und moderate Bewegung.

2. Sinn

Den Sinn des eigenen Lebens zu erkennen und im Alltag zu finden, sorgt für eine innere Zufriedenheit und zahlreiche Momente des Glücks. Menschen in den Blue Zones haben häufig bis ins hohe Alter wichtige Aufgaben in der Familie und der Gemeinschaft.

3. Umgang mit Stress

Stress ist bei vielen Krankheiten die treibende Kraft. Bei den Menschen in Blue Zones wurde beobachtet, dass sie kleine Rituale in den Alltag einführen, welche für den Stressabbau sorgen. Die Menschen in Okinawa huldigen täglich ihre Vorfahren, die Adventisten beten, auf Ikaria gibt es den Mittagsschlaf und auf Sardinien die Happy Hour.

4. Weniger essen

Dieser Punkt wird uns nicht so gut gefallen wie der Gedanke an einen Mittagsschlaf, jedoch ist auch dies eine Gemeinsamkeit der Menschen in Blue Zones. In Okinawa sagt man, dass man aufhören soll zu essen, wenn der Magen zu 80 Prozent voll ist. Es wurde zudem beobachtet, dass Menschen in den Blue Zones ihre letzte Mahlzeit häufiger klein ausfallen lassen und spät abends nichts mehr essen.

5. Pflanzenbasierte Ernährung mit frischen Zutaten

In den Blue Zones werden kaum industriell gefertigte Nahrungsmittel verwendet. Auf dem Speiseplan stehen hauptsächlich frisches Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und gelegentlich etwas Fisch, selten Fleisch.

6. Keine Drogen, außer Wein

In den Blue Zones wird wenig geraucht und auch andere Drogen sind uninteressant. Eine Ausnahme stellt der Wein dar – dieser wird tatsächlich sehr regelmäßig getrunken. Allerdings meist in Gesellschaft, zum Essen und nur ein bis zwei Gläser am Tag.

7. Spiritualität und Religion

Die Menschen in den Blue Zones praktizieren verschiedene Formen von Glauben und es ist auch nicht wichtig, welcher Religion oder Überzeugung man sich verbunden fühlt. Es geht um das Gefühl der Zugehörigkeit und der Hoffnung sowie das Engagement in einer gemeinsamen Bewegung.

8. Family first!

Enge Beziehungen zu der Familie sind in den Blue Zones besonders wichtig. Meist wohnen die Familien inklusive Großeltern in einem Haus oder in unmittelbarer Nähe, es wird ein Lebenspartner gewählt und die Kinder mit viel Liebe und Zeit erzogen.

9. Soziale Netzwerke

Viele Menschen in Blue Zones engagieren sich nicht nur in der Familie, sondern auch bei Nachbarn, Freunden und anderen Gruppen. Freundschaften halten oft ein Leben lang und Einsamkeit gibt es kaum. Ältere Menschen fühlen sich in der Gemeinschaft geschätzt.

Es liegt in unserer Hand

Da die eigene Gesundheit und die Lebenserwartung zu einem großen Teil von der Lebensweise abhängen, steht es in unserer Macht, unsere Lebensqualität zu verbessern. Im Folgenden finden Sie Tipps für eine gesunde Ernährung und einen erfüllenden Lebensstil, die wir uns von den Blue Zones abgucken können.

5 Tipps für eine gesunde Ernährung

1. Essen Sie täglich Nüsse

Diese sind eine hervorragende Quelle für pflanzliche Proteine, wichtige Fettsäuren und wertvolle Vitamine und Mineralien.

2. Verzichten Sie weitestgehend auf Zucker

In den Blue Zones wird generell wenig Zucker gegessen. Versuchen Sie täglich weniger als 50 Gramm Zucker zu essen und achten Sie dabei auch auf den Zuckergehalt in sämtlichen industriell verarbeiteten Lebensmitteln.

3. Reduzieren Sie Kuhmilch

Milchprodukte sowie auch Eier werden in den Blue Zones eher selten konsumiert. Für Käse und Joghurt wird häufig Ziegenmilch genutzt.

4. Verzichten Sie auf Fleisch

Streichen Sie Fleisch, soweit es geht, aus Ihrem Ernährungsplan und ersetzen Sie es durch maximal drei kleine Portionen Fisch pro Woche. Achten Sie bei dem Fisch auf die Qualität und Herkunft. Menschen in Blue Zones ernähren sich zu 95–100 Prozent pflanzlich.

5. Trinken Sie hauptsächlich Wasser und ungesüßten Tee

Der Genuss von Softdrinks und gesüßten Säften aus Fruchtsaftkonzentrat sollte auf ein Minimum reduziert werden.

5 Tipps für einen erfüllenden Lebensstil

1. Kümmern Sie sich gut um Ihre Familie und Ihre Freunde!

Es trägt maßgeblich zur inneren Zufriedenheit bei, wie stark die Verbindungen zu Ihrer Familie und geliebten Menschen ist. Wählen Sie Ihren Kreis der wichtigsten Menschen weise und kümmern Sie sich gut um Ihre Lieblingsmenschen.

2. Finden und leben Sie den Sinn in Ihrem Leben!

Wer morgens weiß, wofür er aufsteht, kann Antriebslosigkeit in freudvolle Motivation wandeln. Entdecken wir den Sinn in unserem Tun, fließt Liebe in unser Handeln. Und was in Liebe getan wird, wird gut getan.

Auch Spiritualität spielt eine große Rolle, wobei es nicht wichtig ist, welchem Glauben oder Überzeugung man folgt

3. Bewegen Sie sich an der frischen Luft!

Spaziergänge im Wald, Tischtennis mit Freunden oder Gartenarbeit machen Spaß und sorgen mühelos für Bewegung und Sauerstoff in Ihrem Körper.

4. Engagieren Sie sich in Gruppen

Ob der Dackelclub, die Hilfsorganisation oder die Glaubensbewegung – finden Sie Gruppen, die zu Ihren Interessen passen und verbinden Sie sich mit Gleichgesinnten. Dies sorgt stets für frischen Input, Austausch und Inspiration.

5. Führen Sie Rituale in Ihren Alltag ein

Kleine Rituale geben Struktur und Zeitfenster, die nur für Sie selbst bestimmt sind. Rituale können Meditationen oder Achtsamkeitsübungen sein, Bewegungsformen, ein spezieller Ort, eine geliebte Teesorte oder eine kreative Tätigkeit. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, denn es geht einfach nur darum, seine eigenen Ruheinseln zu schaffen und jederzeit zu wissen, wann die nächste Auszeit auf einen wartet. Was meinen Sie, wie die Sardinier sich jeden Tag auf ihren Mittagsschlaf freuen!

Fazit

Es lässt sich nicht eindeutig nachweisen, warum genau die Menschen in den Blue Zones so alt werden. Jedoch muss man sagen, dass Dan Buettner Gemeinsamkeiten festgestellt hat, wie starke Gemeinschaften, natürliche Ernährung, Entschleunigung und Bewegung an der frischen Luft, die im Allgemeinen als gesund und lebensverlängernd gelten. Seine Veröffentlichungen sind eine weitere Erinnerung daran, wie wir unser leben gesünder und lebenswerter gestalten können.

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