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Rund 8 Milliarden Menschen brauchen eine gesunde Ernährung
Die Weltbevölkerungsuhr läuft und zeigt schon heute 7,78 Milliarden Menschen an. Alle brauchen eine nährstoffreiche und giftstofffreie Nahrung. Für Gabe Brown ist das nur möglich, wenn die Böden gesund sind und Pflanzen, Tier und Mensch wirklich nähren können. Denn in der Bodenqualität liegt der Ursprung von allem, was dort gedeihen kann.
Wie aber sieht die Realität heute aus? Nachhaltige Bodenbewirtschaftung nimmt zu, doch noch immer ist der größte Teil der Ackerflächen mit Kunstdünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln überfrachtet. Den Böden fehlen wichtige Nährstoffe. Die massive Bodenbearbeitung zerstört den Lebensraum von zahllosen Bodenlebewesen. Immer mehr Menschen bekommen die Folgen für Ihre Gesundheit zu spüren.
Obwohl uns eine reiche Palette an Nahrungsmitteln zur Verfügung steht, nehmen die durch Nährstoffmangel und Giftstoffe verursachten Probleme zu. Viele Mediziner schauen noch heute auf die Symptome statt sich auf die oft aufwändige Suche nach den wahren Ursachen zu begeben. Die gängigen Bluttests geben in vielen Fällen nicht die reale Situation im Körper wieder. Jeder kennt die Worte des großen griechischen Arztes Hippokrates: »Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein«, doch wie das wirklich gelingt, dazu hat Gabe Brown in seinem liebevoll gestalteten Buch Aus toten Böden wird fruchtbare Erde Grundlegendes zu sagen.
Regenerative Landwirtschaft – eine Bewegung verändert die Zukunft des Bodenanbaus
»Wir sind davon überzeugt, dass Glaube, Familie und die Arbeit mit den natürlichen Ressourcen, die uns Gott zur Verfügung gestellt hat, uns ein sinnerfülltes Leben schenken.
Wir nutzen diese Ressourcen voll Freude, um Landschaften ihren ursprünglichen, gesunden Zustand zurückzugeben. So schaffen wir eine ökologisch nachhaltige Zukunft.«
Gabe Brown
»Wie um alles in der Welt kann sich jemand, der in der Stadt groß geworden ist und dessen einziger Kontakt mit Pflanzen darin bestand, den Rasen zu mähen, mit einer derartigen Begeisterung der Bodengesundheit und Regeneration von Ackerland verschreiben?«, fragt sich Gabe Brown noch heute manchmal überrascht. Aufgewachsen ist er in der Stadt, und sein Leben »plätscherte ohne größere Zwischenfälle dahin« bis er eines Tages durch einen jener lebensverändernden Zufälle mit Ackerbau und Viehzucht in Berührung kam und einen Lehrgang besuchte. Das war in der 9. Klasse, und Gabe hatte Feuer gefangen.
Schließlich pachtete er Weideland, zog auf eine Farm und unternahm zusammen mit seiner Familie die ersten Gehversuche als Landwirt. Seine Erfahrungen mit konventioneller Landwirtschaft und Viehzucht waren wenig erfreulich. Es folgten Katastrophenjahre, in denen eine Reihe von Missernten ihn an den Rand des Bankrotts brachten. Gabe gab nicht auf. Er befasst sich mit anderen Konzepten der Landnutzung und begann einschneidende Veränderungen vorzunehmen, die ihn und seine Familie einen verblüffenden neuen Weg erkunden ließen: die regenerative Landwirtschaft.
Mit fünf Säulen der Bodengesundheit zum Erfolg
»Die Natur selbst hat die fünf Prinzipien der Bodengesundheit während vieler Zeitalter entwickelt«, schreibt Gabe Brown in seinem Buch »Sie haben weltweit Gültigkeit – überall dort, wo das Licht der Sonne auf die Erde trifft und Pflanzen gedeihen, sind sie am Werk. Gärtner, Landwirte und Viehzüchter auf der ganzen Welt wenden diese Prinzipien an, um eine fruchtbare, mächtige Humusschicht hervorzubringen, in der die Niederschläge gut versickern. … Alle Landwirte und Tierhalter sollten diese Prinzipien unbedingt verstehen, denn wenn sie missachtet werden, setzt sich die Zerstörung unserer natürlichen Ressourcen – und nicht nur unserer Böden – bis zum bitteren Ende fort«.
Nur eine intakte Erde kann gesunde Pflanzen hervorbringen, die Menschen und Tiere nähren. Die Natur ist ein selbstregulierendes System, das mit gelegentlichen Belastungen wie Dürreperioden zurechtkommen kann, nicht aber mit einem Trommelfeuer an letztlich lebensfeindlichen Substanzen.
Die 1. Säule: Entlastung des Bodens
Mechanische Bodenbearbeitung zerstört das hochkomplexe Ökosystem des Erdreichs und damit die Bodenfruchtbarkeit. Das Gleiche gilt für große Mengen an Kunstdünger, Herbiziden und Pestiziden. Synthetischer Stickstoff kann Bodenstickstoff nicht ersetzen. Wir müssen die mechanische, chemische und physikalische Zerstörung des Bodens reduzieren. Statt dessen muss die Oberfläche geschützt (2. Säule) und chemische Mittel durch natürliche Maßnahmen ersetzt werden.
Die 2. Säule: Schutz der Bodenoberfläche
Die Bodenoberfläche braucht eine schützende Schicht aus Pflanzen oder Pflanzenresten. Überall ist die Natur bestrebt, den Boden zu bedecken und das Erdreich vor Erosion durch Wasser und Wind zu schützen. Dann vermehren sich Regenwürmer und alle anderen Lebewesen rasch und schaffen einen lebendiges, fruchtbares Ökosystem.
Die 3. Säule: Erzeugung von Vielfalt
»Streben Sie nach Vielfalt«, rät Gabe Brown, »sowohl bei Pflanzen- als auch bei Tierarten«. In der Natur gibt es keine Monokulturen! Wer den Blick über eine naturbelassene Landschaft schweifen lässt, wird eine unermessliche Vielfalt entdecken. Gräser, krautartige Pflanzen und Sträucher gedeihen in einem harmonischen Miteinander. Manche haben flache Wurzeln, andere tiefgehende, die einen haben faserige Wurzelstämme, die anderen Pfahlwurzeln. Manche enthalten mehr Kohlenstoff, andere weniger. Jede Pflanze und ihre Wurzeln schenkt ihren eigenen Beitrag zur Bodengesundheit. Diese Vielfalt hält da Ökosystem gesund, sodass es seine Aufgaben wahrnehmen kann.
In der gängigen landwirtschaftlichen Produktion hat Vielfalt kaum noch Platz. Häufig wird nur eine Art von Feldfrüchten angebaut, wodurch der Boden einseitig belastet wird. Weizen-, Mais- und Rapsfelder brauchen vier Nutzpflanzenkategorien, um optimal zu regenerieren. Jede dieser Kategorien wirkt sich anders auf die Ökosysteme der Äcker aus. Der Ökologe Dr. David Tilman von der University of Minnesota wies nach, dass angebaute Pflanzen mit zunehmender Artenfülle gesünder und kräftiger sind und den Bodenmikroben eine bessere Ernährung bieten.
Die 4. Säule: Durchwurzelung des Bodens
Auch nach der Ernte sollte das Erdreich solange wie möglich von lebendigen Wurzeln durchzogen sein. Bei einem Spaziergang im Frühjahr oder zur Zeit der Schneeschmelze können wir beobachten, dass sich bereits die ersten Pflanzen ihren Weg bahnen, und im späten Herbst oder frühen Winter sind manche Pflanzen an der gleichen Route immer noch grün und haben also auch dann noch lebendige Wurzeln. Diese Wurzeln ernähren die Bodenlebewesen, die wiederum die Nährstoffkreisläufe ankurbeln, von denen die Pflanzen profitieren. So ist es in der Natur, warum sollten wir davon abweichen? Jeden Herbst baut Gabe Brown nun 2-jährige Pflanzen an, die bis in den frühen Winter wachsen. Nach der Winterruhe führen sie den Bodenorganismen zu einer Zeit Nahrung zu, in der das Ackerland früher brach lag. Wird er gefragt, welche Maßnahme am meisten zur Erneuerung seiner Böden beigetragen hat, fällt es ihm leicht, zu antworten: »Ich baue Pflanzen an!«
Die 5. Säule: Einbindung von Tieren
Ohne Tiere geht in der Natur nichts, erklärt Gabe Brown. Tiere in die landwirtschaftlichen Prozesse einzubeziehen hat viele Vorteile – unter anderem regt die Beweidung Pflanzen dazu an, mehr Kohlenstoff in den Boden zu bringen. Generell werden die Stoffkreisläufe angeregt, sodass Regenwürmer, Insekten und Mikroorganismen einen Wohnraum finden.
Die nächste Generation – Aufbauarbeit für die Zukunft
»Ich bin der Ansicht, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb erst dann nachhaltig ist, wenn er in die nächste Generation übergeben wurde«, sagt Gabe Brown. Stattdessen verlassen die Kinder den Hof, die Erbschaft wird verkauft, oft parzellenweise. Gabe Brown möchte diese Entwicklung umkehren. Dazu haben er und seine Familie einen 200-Jahres-Plan entwickelt, der für die folgenden Generationen eine attraktive und sichere Lebensgrundlage bietet mit dem Ziel, 200 Jahre Nachhaltigkeit zu erreichen.
2012: Gabe Brown gewinnt den Growing Green Award für Nahrungsmittelerzeuger
Natural Resources Defense Council (NRDC) ist eine non-profit Organisation, die »dafür eintritt, die Erde zu schützen – die Menschen, Pflanzen und Tiere und die natürlichen Systeme, von denen alles Leben abhängt«. Dazu werden Menschen gefördert, die Führungsstärke bei neuen Konzepten zur nachhaltigen Nahrungsmittelerzeugung bewiesen haben. Jedes Jahr würdigt das NRDC solche außergewöhnlichen Leistungen durch eine Auszeichnung, den Growing Green Award. 2012 war es Gabe Brown, dessen herausragende Arbeit durch diesen Preis ausgezeichnet wurde.
Gabe Brown ist längst nicht mehr nur Landwirt und Viehzüchter. Unter dem Leitsatz »Landschaften regenerieren für eine nachhaltige Zukunft« hält er auf seinen zahlreichen Reisen Vorträge und ist einer der beliebtesten Redner bei Konsumenten, alternativen Landwirten und sogar bei konventionellen Bauern, die etwas ändern wollen. Sommer für Sommer strömen Hunderte von Menschen auf die Brown`s Ranch, um Gabe und seine Familie kennenzulernen und von seinem Wissen zu profitieren.