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Dieser Artikel ist ein Vorabdruck und hat noch keine Peer-Review durchlaufen. (Anmerkung d. Red.: Peer Review ist ein Verfahren zur Qualitätssicherung einer wissenschaftlichen Arbeit oder eines Projektes durch unabhängige Gutachter aus dem gleichen Fachgebiet). Der Artikel berichtet von neuen Ergebnissen aus der medizinischen Forschung, die noch bewertet werden müssen und insofern auch nicht in die klinische Praxis einfließen sollten.
Der Hintergrund
Seit im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan-Stadt der erste Cluster von Fällen identifiziert wurde, hat sich die Coronavirus-Erkrankung 2019 (COVID-19) rasch in China ausgebreitet. Sie verursachte bis zum 10. März eine massenhafte Weiterverbreitung in 109 Staaten/Territorien/Gebieten. Trotz des Mangels an öffentlich zur Verfügung stehenden Daten haben Wissenschaftler aus aller Welt Fortschritte dabei erzielt, das Ausmaß der Epidemie, die Basisreproduktionszahl und die Übertragungsmuster einzuschätzen (Anmerkung d. Red.: Die Basisreproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen eine infektiöse Person durchschnittlich ansteckt, wenn niemand gegenüber dem Erreger immun ist).
Zuletzt sprachen zusätzliche Erkenntnisse dafür, dass ein beträchtlicher Anteil der Personen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatten, nur wenige bis gar keine Symptome aufwies. Das spricht für die Notwendigkeit, das Übertragungspotenzial dieser jungen Krankheit neu zu bewerten.
In dieser Studie leiten wir Schätzungen zur Übertragbarkeit und Virulenz von COVID-19 in Wuhan-Stadt, China, ab, indem wir die grundlegende Übertragungsdynamik mithilfe zahlreicher Datenquellen rekonstruieren (Anm. d. Red.: Als Virulenz wird die Infektionskraft beziehungsweise der Ausprägungsgrad der pathogenen Potenz eines Erregers bezeichnet.)
Methoden der Untersuchung
Mithilfe statistischer Methoden und öffentlich verfügbarer epidemiologischer Datensätze leiten wir Schätzungen zur Übertragbarkeit und Schwere ab, die mit dem neuartigen Coronavirus einhergehen. Zu diesem Zweck integrierten wir die durch Laborbefunde gestützten täglichen Zahlen zu COVID-19-Erkrankungen und -Todesfällen in Wuhan-Stadt in unsere Analyse, ebenso wie epidemiologische Daten japanischer Personen, die in von der Regierung gecharterten Flugzeugen aus Wuhan-Stadt evakuiert wurden.
Die Ergebnisse der Untersuchung
Unsere nachträglichen Schätzungen zur Basisreproduktionszahl (R) in Wuhan-Stadt, China, für 2019/2020 erreichten Werte von bis zu 5,2 (95 Prozent Konfidenzintervall [KI]: 5,04-5,47) (Anm. d. Red: KI – Konfidenzintervall, bedeutet vereinfacht, dass die Ergebnisse zu 95 Prozent im Intervall, also innerhalb der statistischen Schätzung, liegen).
Verstärkte Eingriffe der Behörden in die öffentliche Gesundheit ab dem 23. Januar 2020 wurden mit einem R-Rückgang von 0,58 (95 Prozent KI: 0,51-0,64) assoziiert, wobei die Gesamtzahl der Infektionen (z.B. kumulative Infektionen) in Wuhan-Stadt auf 1.905.526 geschätzt wurde (95 Prozent KI: 1.350.283 – 2.655.936). Dadurch erhöhte sich der Anteil der infizierten Individuen auf 19,1 Prozent (95 Prozent KI: 13,5 – 26,6 Prozent).
Weiter stellten wir fest, dass die aktuellste, primitiv berechnete, infektionsbedingte Letalitätsrate (IFR) und die auf Zeitversetzung korrigierte IFR bei geschätzt 0,04 Prozent liegt (95 Prozent KI: 0,03-0,06 Prozent).
Dieser Wert ist um mehrere Größenordnungen kleiner ist als die primitive Schätzung für die Letalitätsrate (4,19 Prozent).
Unsere Schlussfolgerung
Wir haben mithilfe ökologischer Modellierung Schätzungen zu wichtigen epidemiologischen Parametern bezüglich der Übertragbarkeit und Virulenz von COVID-19 in Wuhan, China, im Januar und Februar 2020 erarbeitet. Die Stärke unseres Ansatzes liegt darin, mithilfe von Teilbeobachtungen (Anm. d. Red.: aus unterschiedlichsten Datenquellen), mit quantifizierter Unsicherheit auf epidemiologische Parameter zu schließen.
Diese Studie erschien am 13. März 2020 auf medRxiv.