Inhaltsverzeichnis
- Artemisia annua, auch »einjähriger Beifuß« genannt, kommt aus der Familie der Korbblütler und wächst naturgemäß in Europa und Asien, wird aber auch in Afrika angebaut.
- In der TCM wurde schon vor tausenden Jahren die Heilwirkung der Pflanze beschrieben. Ein Derivat der Pflanze, Artemisinin, wird erfolgreich gegen Malaria eingesetzt. Aktuell laufen Tests am Max-Planck-Institut in Potsdam zu einer möglichen Heilwirkung bei COVID-19.
- Artemisia annua soll eine krebsheilende Wirkung besitzen und sogar zur Apoptose von Krebszellen führen. Die Pflanze ist ein extrem starkes Antioxidans und kann auch in Form von Nahrungsergänzung oder Tee verwendet werden.
- Artemisia annua kann auch auf dem Balkon oder im Garten angebaut und deren Blätter zu Tee, Pulver oder Salben weiterverarbeitet werden.
Kurzer Steckbrief der Artemisia annua
Artemisia annua, auch »einjähriger Beifuß« genannt, ist ein Verwandter unseres bekannten Beifußes »Artemisia vulgaris« und eine Pflanzenart in der Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler. Die einjährige Pflanze wächst naturgemäß in Europa und Asien, wird aber auch in Afrika angebaut. Die Pflanze wird circa 150 Zentimeter hoch, der Stängel ist meist kahl, die Laubblätter fein gefiedert und die Blüten sind gelb.

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Die Heilpflanze hat durch die Traditionelle Chinesische Medizin einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht, da China im Vietnamkrieg verzweifelt nach einem Mittel gegen Malaria suchte und dieses in der TCM gefunden wurde. Die chinesische Pharmakologin Tu Youyou fand in alten Schriften aus dem 3. Jahrhundert einen Hinweis auf »Quing Hao«, wie der einjährige Beifuß in chinesischer Sprache genannt wird.
In der TCM wurde Quing Hao unter anderem genutzt, um Parasiten zu bekämpfen. Die Professorin testete Artemisia annua an malariakranken Mäusen und stellte mit Erstaunen fest, dass die Malaria-Erreger allesamt vernichtet wurden. Für diese Entdeckung bzw. des extrahierten Wirkstoffs Artemisinin, der Millionen Menschen das Leben retten konnte, erhielt sie über 40 Jahre später, 2015, den Nobelpreis für Medizin. Tu Youyou ist zu diesem Zeitpunkt bereits 84 Jahre alt.
Artemisia annua als Heilpflanze
In den überlieferten Schriften der Traditionellen Chinesischen Medizin wurde die Heilpflanze nicht nur gegen Parasiten eingesetzt, auch viele andere Krankheiten wurden mit Artemisia annua behandelt. Die Pflanze diente zur Behandlung von Wunden, Infektionen aller Art, Verdauungsstörungen, Hautproblemen, Gelenkbeschwerden und sogar Krebs. Mittlerweile wurde die heilende Kraft der Pflanze in mehr als 1.000 wissenschaftlichen Studien untersucht.
Artemisia annua gegen COVID-19?
Bereits bei den Ausbrüchen von SARS-CoV und MERS-CoV wurden Behandlungen mit chinesischen Kräutern erforscht. Auch gegenwärtig werden sämtliche Medikamente, die gegen Malaria oder Ebola eingesetzt wurden, auf eine Wirkung bei COVID-19 untersucht. Bereits zu der Zeit von SARS-CoV zeigten chinesische Studien, dass Artemisia annua ein wirkungsvolles pflanzliches Arzneimittel gegen das Virus war. Da SARS-CoV-2 der gleichen Spezies Coronaviren angehört, liegt es nahe, dass die Pflanze auch bei dem neuartigen Coronavirus helfen könnte.
Nun sollen Laborstudien an Zellen durchgeführt werden, um die Extrakte aus der Artemisia-annua-Pflanze auf eine mögliche Wirksamkeit zu prüfen. Die Untersuchungen übernehmen ein Team des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam gemeinsam mit dem amerikanischen Unternehmen ArtmiLife Inc. sowie einige Forschern aus Dänemark und Deutschland.1
Heilend bei viralen Infektionen aller Art – sogar Aids
Artemisia annua bekämpft nachweislich Viren.2 Es konnte sogar eine erstaunliche Beobachtung bei Malaria-Patienten gemacht werden, die zudem an AIDS erkrankt waren, und deren Malaria mit Artemisinin behandelt wurde. Die AIDS-Infektion und deren Symptome konnten gebessert werden. Seither beschäftigen sich auch Studien mit der Möglichkeit, dass diese Pflanze auch Aids heilen könnte.3
Gezielte Zerstörung von Krebszellen
Schon in der TCM wurde die Pflanze bei Krebserkrankungen eingesetzt. Ebenso wurden auch wieder bei den mit Artemisinin behandelten Malariapatienten festgestellt, dass zusätzlich vorhandene Tumore im Wachstum gehemmt wurden. Heute können Sie in hunderten Studien nachlesen, welch eine positive Wirkung diese Pflanze auf Krebserkrankungen haben kann. Erstaunlich aber wahr: Selbst das größte Krebszentrum der Welt, das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, spricht dieser Pflanze eine krebshemmende Wirkung zu, obwohl es üblicherweise eher der Pharmaindustrie zugetan ist.4
Das Geheimnis der krebshemmenden Wirkung von Artemisinin liegt in seiner Reaktion mit dem Mineralstoff Eisen.5 Eisen befindet sich in hohen Konzentrationen in Malariaerregern sowie auch Krebszellen. Kommen Artemisinin und Eisen in Kontakt, kommt es zu einer chemischen Reaktion, durch die freie Radikale erzeugt werden. Wird eine hohe Anzahl an Sauerstoffradikalen in einer Krebszelle freigesetzt, wird sie geradezu vernichtet. Gesunde Zellen werden dabei von den freien Radikalen verschont, da diese keine erhöhte Eisen-Konzentration zeigen.
Ein weiteres Artemisia-Derivat, Artesunat, zeigte in Tests sogar die Apoptose von Krebszellen – den programmierten Zelltod. Artesunat blockiert Mechanismen der Krebszelle, die für ihr Überleben notwendig sind und lässt sie absterben.6
Artemisia annua als Super-Antioxidans
Das antioxidative Potenzial der Artemisia annua ist mit einem ORAC-Wert (Oxygen Radical Absorption Capacity) von 72.820 Punkten enorm hoch. Vergleichsweise schneidet sogar die Blaubeere, die bereits eine starke antioxidative Wirkung zeigt, mit einem ORAC-Wert von 2.400 Punkten schlecht dagegen ab.
Um von dieser Wirkung zu profitieren, können Sie Artemisia annua als Extrakt in Kapseln und Pulverform kaufen. Zudem gibt es einige Anbieter für gemahlene Blätter und Tee von biologisch angebauten Pflanzen. Der Nährstoffgehalt der Artemisia annua ist auch nicht zu verachten: Kalium, Kalzium, Phosphor, Schwefel, Selen, Zink und Vitamin E sind darin enthalten. Zudem zeigt die Pflanze ein gutes Aminosäureprofil und beinhaltet Polyphenole, wie beispielsweise Quercetin, sowie Bitterstoffe.
Übersicht der Anwendungsgebiete von Artemisia annua in Form von Nahrungsergänzung oder Salben
- virale und bakterielle Infektionen aller Art
- Fieber
- Entzündungen
- Herpes simplex
- Hautkrankheiten wie Infektionen, Hautpilze, Psoriasis, Ekzemen und Akne
- offene Wunden
- Hämorrhoiden
- Diabetes
Anwendungshinweise für Artemisia annua
Da keine Nebenwirkungen bekannt sind, kann man Artemisia annua in Maßen auch regelmäßig zur Stärkung des Immunsystems und Vorbeugung von Krankheiten einnehmen. Bei viralen Infekten oder akuten Entzündungen kann eine höhere Dosis eingenommen werden, um dem Körper zu helfen, feindliche Viren zu zerstören und Entzündungen auszuheilen.
Zur inneren Anwendung gibt es Artemisia annua als Tee, Pulver oder als Extrakt in Kapseln oder Pulver. Nahrungsergänzung aus Artemisia annua sollten Sie nicht gemeinsam mit Eisen einnehmen. Am besten nehmen Sie die Nahrungsergänzung etwa 1 Stunde vor der Mahlzeit ein.
Zu einer Salbe verarbeitet hilft die Pflanze bei Akne, Ekzemen, Hautpilz und Herpes. Sie können sich Artemisia annua auch auf dem Balkon oder im Garten anbauen. Die Pflanze heilt und schützt nicht nur, sie verströmt auch einen wunderbaren Duft. Sähen Sie hierfür die Samen im Februar auf der Fensterbank aus, halten Sie die Pflanzen im Freien und ernten die Blätter noch vor der Blüte, etwa im Oktober.
Die getrockneten Blätter können Sie als Tee nutzen (mindestens 10 Minuten ziehen lassen) oder sie zu einem Pulver vermahlen. Aus dem selbsthergestellten Pulver können Sie sich auch eine Salbe zubereiten, indem Sie 10 Gramm des Artemisia-Pulvers und 100 Gramm Oliven- oder Rizinusöl mischen. Erhitzen Sie die Mischung für 1 Stunde in einem leicht köchelnden Wasserbad, filtern sie diese anschließend durch ein Tuch und geben 10 Gramm geschmolzenes Bienenwachs hinzu. In sauberen und luftdichten Gläschen abgefüllt kann die Salbe etwa 1 Jahr lang verwendet werden.
Quellen & weiterführende Informationen
- Max-Planck-Gesellschaft: »Artemisia annua in Labortests gegen das Coronavirus« de, 14. April 2020.
- Romero M, Serrano M, Vallejo M et al.: »Antiviral Effect of Artemisinin From Artemisia Annua Against a Model Member of the Flaviviridae Family, the Bovine Viral Diarrhoea Virus (BVDV)« Planta Med, Oktober 2006, 72(13):1169-74. doi: 10.1055/s-2006-947198.
- Yan S, Li Y, Wang Y et al.: »Research Progress of Effect of Artemisinin Family Drugs on T Lymphocytes Immunomodulation« Zhongguo Zhong Yao Za Zhi, November 2019, 44(22):4992-4999, doi: 10.19540/j.cnki.cjcmm.20190618.401.
- Memorial Sloan Kettering Cancer Center: »Artemisia annua«org, März 2018.
- Efferth T: »From Ancient Herb to Modern Drug: Artemisia Annua and Artemisinin for Cancer Therapy« Semin Cancer Biol, Oktober 2017, 46:65-83, doi: 10.1016/j.semcancer.2017.02.009.
- Hamacher-Brady A, Stein H, Turschner S et al.: »Artesunate Activates Mitochondrial Apoptosis in Breast Cancer Cells via Iron-Catalyzed Lysosomal Reactive Oxygen Species Production« J Biol Chem, Februar 2011, 286(8):6587-601, doi: 10.1074/jbc.M110.210047.