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In Großbritannien wollen drei Organisationen gemeinsam herausfinden, ob Hunde mit ihren extrem begabten Nasen Personen erkennen können, die an COVID-19 erkrankt sind. Die gemeinnützige Organisation Medical Detection Dogs arbeitet zu diesem Zweck mit Wissenschaftlern der London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) und der Durham University zusammen.
Den Berichten des kanadischen Fernsehsenders CTV News zufolge hat die Organisation bereits mit den Vorbereitungen begonnen. Die Hunde sollen 6 Wochen trainiert werden, um »gegen Ende der Epidemie eine schnelle, nicht-invasive Diagnose zu ermöglichen«.1 Die Tiere werden mit Proben infizierter Patienten trainiert. Dieses Vorgehen basiert auf der Annahme, dass jede Krankheit ihren eigenen Geruch hat.
Die Hunde lernen, auch symptomfreie Reisende aufzuspüren
Die Organisation Medical Detection Dogs hat Hunde bereits erfolgreich darauf trainiert, den Geruch von Krankheiten wie Krebs, Parkinson oder bakterielle Infektionen zu erkennen. Die Tiere können sogar lernen, subtile Abweichungen in der Hauttemperatur aufzuspüren – sie könnten also auch Personen anzeigen, die Fieber haben.
»Grundsätzlich sind wir uns sicher, dass Hunde COVID-19 erkennen können«, sagt Claire Guest, Gründerin und CEO von Medical Detection Dogs in einem Interview mit CTV News. »Wir untersuchen nun, wie wir den Geruch des Virus von Patienten sicher abnehmen und den Hunden anbieten können.
Die Hunde sollen am Ende in der Lage sein, jeden zu überprüfen, auch solche Menschen, die keine Symptome zeigen und uns anzeigen, wer getestet werden muss. Wir versprechen uns davon ein schnelles, effektives, nicht-invasives Vorgehen, das die begrenzten Testressourcen des NHS (National Health Service) schont und gewährleistet, dass diese nur dort eingesetzt werden müssen, wo sie wirklich notwendig sind.«
Weil entsprechend trainierte Hunde in der Lage sind, Malaria überaus präzise zu erkennen, glaubt der Leiter der Abteilung für Seuchenbekämpfung der LSHTM daran, die Tiere könnten auch mit »hoher Wahrscheinlichkeit« auf die Erkennung von COVID-19 trainiert werden. Jede Atemwegserkrankung habe ihre eigene olfaktorische Signatur.
Auch Steve Lindsay von der Durham University vertraut darauf, Hunde künftig auf Flughäfen einzusetzen um mit Corona infizierte Reisende zu erkennen. Sie könnten so eine weitere Erkrankungswelle verhindern.
Weitere Krankheiten, auf deren Aufspüren Hunde trainiert werden können
Spezielle anatomische Eigenschaften verleihen der Hundenase die Fähigkeit, selbst verschwindend kleine Mengen eines bestimmten Geruchsstoffs zu erkennen – in dieser Fähigkeit sind sie schätzungsweise eine Million Mal effizienter als Menschen. Aus diesem Grund kann der feine Geruchssinn eines Hundes beim Aufspüren vieler Erkrankungen des Menschen hilfreich sein. Alle haben ihren jeweils charakteristischen Geruch:

- Harnwegsinfektionen
- Magen-Darm-Störungen (z.B. Gastritis aufgrund einer Infektion mit H. pylori)
- Diabetes
- Psychische Erkrankungen
- Endokrine Krankheiten (z.B. Cushing-Syndrom)
- Schilddrüsenstörungen
- Zirrhose
- Candida-Ösophagitis
- Nebenhöhlenentzündung
- Alkoholmissbrauch
Möglicherweise wird man bereits in naher Zukunft beim Arztbesuch gebeten, zunächst den ganzen Körper von dem vierbeinigen, pelzigen Assistenten des Arztes abschnüffeln zu lassen!
Schon seit Jahren erkennen Hunde Krebs bei Menschen
Vor kurzem stellte der Forscher Ed Kane, PhD, eine Auswahl faszinierender Fallberichte und Studien über Hunde zusammen und veröffentlichte sie in einem Artikel auf der veterinärmedizinische Website dvm360.2
- 1989: Der Border Collie-Doberman-Mischling einer 44-jährigen Frau schnüffelte ständig an ihrem linken Oberschenkel. Bei der späteren Biopsie wurde dort ein bösartiges Melanom diagnostiziert.3
- 2001: Der Labrador-Retriever eines 66-jährigen Mannes schnüffelte wiederholt an dessen Bein, durch die Hose hindurch. Bei ihm wurde ein Basalzellkarzinom festgestellt.4
- 2004: Zwei Hunden, einem 4-jährigen Schnauzer und einem 6-jährigen Golden Retriever, wurde beigebracht, Melanom-Gewebeproben zu identifizieren, die auf die Haut gesunder Probanden aufgebracht wurden. Einer der Hunde identifizierte Proben als verdächtig, die zunächst negativ getestet worden waren und bei denen erst in einer weiteren histologischen Untersuchung eine geringe Anzahl befallener Zellen entdeckt wurden.5
- 2004: Sechs Hunde verschiedener Rassen und Altersstufen wurden darauf trainiert, den Urin von Patienten mit Blasenkrebs zu erkennen. Sie bestimmten in 41 Prozent der Fälle den Blasenkrebs korrekt.6
- 2006: Forscher trainierten fünf Haushunde mithilfe eines Futterbelohnungssystems, ausgeatmete Atemluftproben von Lungen- und Brustkrebspatienten zu identifizieren und sie von gesunden Kontrollpersonen zu unterscheiden. Die Trefferquoten lagen bei Lungenkrebs bei 99 Prozent und bei Brustkrebs bei 88 bis 98 Prozent; die Ergebnisse waren in allen vier Krankheitsstadien bemerkenswert ähnlich.7
- 2008: Einem Hund wurde beigebracht, Proben von Eierstockkrebs aus 31 unterschiedlichen histopathologischen Typen verschiedener Grade und Stadien zu identifizieren. In Doppelblindtests war der Hund in der Lage, alle Krebsproben mit 100-prozentiger Sensitivität und 97,5-prozentiger Spezifität zu erkennen, zudem konnte er die Eierstockkarzinome von anderen gynäkologischen Karzinomen mit 100-prozentiger Sensitivität und 91-prozentiger Spezifität unterscheiden.8
- 2010: Zwei Hunde wurden darauf trainiert, Eierstockkrebs von normalem Eierstockgewebe zu unterscheiden und Blutplasma von Patientinnen mit Eierstockkarzinomen zu erkennen. Die Gewebetest-Sensitivität lag bei 100 Prozent, die Spezifität bei 95 Prozent; die Blutplasma-Sensitivität betrug 100 Prozent, die Spezifität 98 Prozent.9
- 2011: Einem Belgischen Schäferhund wurde mit Klickertraining beigebracht, Prostatakrebspatienten an ihrem Urin zu erkennen. Der Hund identifizierte in 31 von 33 Patienten den Krebs korrekt, mit 91-prozentiger Sensitivität und Spezifität.10
- Ein Labrador-Retriever wurde darauf trainiert, anhand von Atem- und wässrigen Stuhlproben Dickdarmkrebs zu erkennen. Im Vergleich zur Darmspiegelung konnte der Hund aus Atemproben Krebs mit 91-prozentiger Sensitivität und 99-prozentiger Spezifität erkennen. Bei den Stuhlproben betrug die Sensitivität 97 Prozent und die Spezifität 99 Prozent. Selbst bei Krebs in frühen Stadien war die Treffsicherheit hoch.11
- Trainierte Hunde entdeckten erfolgreich Lungenkrebs anhand der menschlichen Atemluft – mit 90-prozentiger Sensitivität und 72-prozentiger Spezifität.12
- 2015: Zwei 3 Jahre alte Deutsche Schäferhunde, die auf die Personensuche nach Explosionen trainiert waren, wurden dazu ausgebildet, anhand spezieller flüchtiger Komponenten in den Urinproben von 362 Patienten menschlichen Prostatakrebs zu erkennen. Beim ersten Hund lag die Sensitivität bei 100 und die Spezifität bei 98 Prozent, beim zweiten Hund bei 99 bzw. 98 Prozent.13
- 2017: Forscher untersuchten in einer Studie, ob Hunde über ihren Geruchssinn Urinproben identifizieren konnten, die von Hunden mit diagnostiziertem Harnwegs-Übergangszellkarzinom stammten und verglichen die Ergebnisse mit einer Hunde-Kontrollgruppe.14
- 2017: Forscher untersuchten die Erkennung von Leberzellkarzinomen über den menschlichen Atem mithilfe des Geruchssinns von Hunden. Die Ergebnisse zeigten eine Genauigkeitsrate von 78 Prozent.15
Die oben in dieser Liste beschriebene Fallstudie aus dem Jahr 1989 ist der erste jemals publizierte Bericht über die Fähigkeit von Hunden, Krebs zu erkennen. Der Hund erschnüffelte die Erkrankung völlig spontan. Seither ist Wissenschaftlern klar, dass entsprechend trainierte Hunde dieses spontane natürliche Verhalten zum Wohl von Menschen einsetzen können.
Dieser Artikel erschien erstmal am 24. April 2020 auf Mercola.com.