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Weltweit sind Karies, Gingivitis und Parodontitis als Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch. Einen nicht unerheblichen Einfluss auf ihre Entstehung hat die Mundhygiene. Grüner Tee kann hier wertvolle Ergänzung und Alternative sein – »damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.«

Auf einen Blick
  1. Weltweit leiden etwa 50 bis 90 Prozent der Erwachsenen unter Zahnfleischentzündungen. Was zunächst harmlos klingt, kann sich bei einer entsprechenden Prädisposition schnell zu einer Parodontitis entwickeln – und dann lockern sich die Zähne und fallen im schlimmsten Fall sogar aus.
  2. Neben der richtigen Zahnpflege ist eine gute Mundhygiene entscheidend, um Zahnbelag, Zahnstein sowie Zahnerkrankungen, Zahnfleischproblemen und Entzündungen des Zahnhalteapparates vorzubeugen.
  3. Herkömmliche Mundspülungen enthalten in den meisten Fällen den umstrittenen Wirkstoff Chlorhexidin. Hier kann eine Spülung aus grünem Tee eine ebenso wirksame Alternative sein – ganz ohne Nebenwirkungen.

»Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können« – dieser Klassiker unter den Werbeslogans für Zahnpaste hat sich für viele leider ins Gegenteil verkehrt. Weltweit sind Karies, Gingivitis und Parodontitis als Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch. Einen nicht unerheblichen Einfluss auf ihre Entstehung hat die Mundhygiene. Grüner Tee kann hier wertvolle Ergänzung und Alternative sein.

»Sind die Zähne schon geputzt?« – das ist die obligatorische Zubettgehfrage ab dem ersten Zahn. Spätestens seit dem Kinderbuchklassiker Karius und Baktus weiß jedes Kind: Wer seine Zähne nicht ordentlich putzt, bekommt Löcher – also Karies. Dass neben den Zähnen aber auch das Zahnfleisch gesund sein sollte, wissen schon nicht mehr ganz so viele. Ist das Zahnfleisch entzündet, schmerzt oder brennt jeder Bissen und man spricht von Parodontitis. Dann macht Essen keinen Spaß mehr. Besonders der Genuss von säurehaltigen Nahrungsmitteln wie Obst kann zur reinsten Qual werden. Aber mit guter Zahnpflege und Mundhygiene kann man einer Zahnfleischentzündung vorbeugen.

Woran erkennen Sie eine Zahnfleischentzündung?

Eine Zahnfleischentzündung kann äußerst schmerzhaft sein.
©Stefano Garau – stock.adobe.com

Rötungen oder Schwellungen sind allererste Warnsignale für eine Zahnfleischentzündung. Aber auch wenn das Zahnfleisch beim Essen oder beim Zähneputzen zu bluten beginnt, sollten die Alarmglocken schrillen, denn Zahnfleischbluten gilt als erstes Anzeichen für eine Entzündung. Anfänglich ist eine Zahnfleischentzündung noch nicht sonderlich schmerzhaft, allenfalls lästig.

Tut man nichts gegen diese Entzündung, die man auch Gingivitis nennt, kommt es zunächst zu verstärktem Mundgeruch und einem Rückgang des Zahnfleischs. Im weiteren Verlauf greifen die Bakterien den Kieferknochen an und es entwickelt sich eine sogenannte Parodontitis. Bei einer Parodontitis beginnt sich der Halteapparat aus Zahnfleisch und Kieferknochen, in dem die Zähne fest verankert sind, aufzulösen. Die Zähne lockern sich und fallen im schlimmsten Fall aus. Um dem vorzubeugen, heißt es in erster Linie: Putzen, putzen und noch einmal putzen.

Krimi im Mund

Die richtige Zahnpflege ist wichtig – von frühester Kindheit an.
©Atamanenko Evgeny – stock.adobe.com

Im Mund leben in einem Milliliter Speichel 600 bis 1000 unterschiedliche Bakterienarten. Wenn sie die Chance dazu bekommen, also wenn die Zähne nicht geputzt werden, vermehren sie sich rasant und haften als Biofilm auf den Zähnen, Schleimhäuten und der Zunge. Die meisten dieser Bakterien sind völlig harmlos. Andere sind sogar überaus wichtig, um unsere Nahrung während des Kauvorgangs schon im Mund vorzuverdauen, um Entzündungen vorzubeugen oder um die Immunabwehr zu unterstützen.

Aber wie so oft im Leben gibt es neben den Guten auch die Bösen, wie etwa den zahnschädigende Streptococcus mutans, der Zucker in aggressive Säuren umwandelt, den Zahn entmineralisiert und so Zahnfleisch und Zahnschmelz angreift. Oder den Parodontose verursachenden Actinobacillus actinomycetem comitans, der die Zahnhälse hinunterkriecht und es sich in den Zahnfleischtaschen bequem macht. Nur wenn man es schafft, den Zahnbelag und mit ihm die schädlichen Bakterien unter Kontrolle zu halten, lässt sich das Risiko einer Parodontitis reduzieren.

Die richtige Mundhygiene

Neben der richtigen Zahnpflege ist eine gute Mundhygiene entscheidend, um Zahnbelag, Zahnstein sowie Zahnerkrankungen, Zahnfleischproblemen und Entzündungen des Zahnhalteapparates vorzubeugen. Eine gute Mundhygiene hat darüber hinaus auch einen positiven Einfluss auf die allgemeine Gesundheit. Eine gesunde Ernährung und die bekannten Utensilien wie Zahnbürste und -pasta, Zahnseide, Munddusche oder Mundspülung sind die unverzichtbare Basis.

Chlorhexidin als Mundspülung?

Chlorhexidin verengt die Blutgefäße und trägt so zu ernsthaften Herzkrankheiten bei.
©denissimonov – stock.adobe.com

Die klassische Behandlung mit Mundspülungen, die Chlorhexidin (CHX) enthalten. Chlorhexidin ist wohl der am weitesten verbreitete Wirkstoff. Dieser Stoff verfügt über ein breites antibakterielles Wirkspektrum und wird vor allem in der Zahnmedizin verwendet, aber auch als Desinfektionsmittel auf Pflastern, in Wundheilsalben und Pudern. Chlorhexidin kann die Bakterienmenge im Speichel um bis zu 90 Prozent reduzieren. Allerdings ist der Wirkstoff inzwischen auch nicht mehr unumstritten, denn er kann unschöne Nebenwirkungen haben.

Bei längerem Gebrauch kann es zu einer Störung der Geschmacksempfindung, bräunlichen Ablagerungen oder Verfärbungen von Zähnen, Zahnfleisch und Zunge sowie einer Schädigung der Mundschleimhaut kommen. Die wohl schwerwiegendste Nebenwirkung ist allerdings eine allergische Reaktion bis hin zum anaphylaktischem Schock. Aus diesem Grund sind Mundspülungen mit Chlorhexidin zur Behandlung von Parodonitis in den USA inzwischen verschreibungspflichtig. Chlorhexidin verengt zudem die Blutgefäße. 2013 wurde eine Studie1 in der Fachzeitschrift Free Radical Biology and Medicine veröffentlicht. Hier zeigte sich, dass Mundspülungen mit Chlorhexidin zu Bluthochdruck und ernsthaften Herzkrankheiten führen können – und das bereits bei einer zweimaligen Anwendung am Tag.

Und auch das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) weist auf die Gefährlichkeit von Chlorhexidin hin.2,3 Grund genug sich nach Alternativen umzusehen. Und eine solche zeichnet sich in Form von grünem Tee ab, der einen nicht unerheblichen Beitrag zu einer gesunden Mundflora leisten kann.

Grüner Tee – eine gesunde Alternative

Eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigt, dass grüner Tee – vor allem durch das in ihm enthaltene Catechin Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) – eine Parodontitisbehandlung (mit Scaling und Root Planing, also einer Wurzelglättung) positiv begleiten kann. Die Catechine des grünen Tees wirken sowohl antiviral als auch antimykotisch und antibakteriell. Dadurch kann die Mundflora entsprechend positiv beeinflusst und Karies vorgebeugt werden.4

Grüner Tee wirkt durch seine Catechine antiviral, antimykotisch und antibakteriell – ein Wundermittel für gesunde Zähne!
©Glamy – stock.adobe.com

2013 testete eine iranische Forschergruppe in einer randomisierten Studie die Wirksamkeit einer Mundspülung auf der Basis von grünem Tee im Vergleich mit Chlorhexidin.5 Die vierzig Studienteilnehmer, Medizinstudenten im Alter von 18 bis 25 Jahren, wurden zu Beginn der Studie auf ihre Zahngesundheit hin untersucht, also auf Entzündungen des Zahnfleisches, Zahnfleischbluten, Ausmaß des Zahnbelags (Plaquebildung) und Verfärbungen der Zähne.

Nach einer Zahnreinigung wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe erhielt eine Mundspülung auf Basis von grünem Tee, die speziell für die Studie mit einem Tanningehalt von 1 Prozent hergestellt wurde. Die andere Gruppe erhielt eine Mundspülung mit 0,12-prozentigem Chlorhexidin. 4 Wochen lang spülten die Teilnehmer zusätzlich zu ihrer normalen Zahnreinigung zweimal täglich 1 Minute lang mit 15 Millilitern der jeweiligen Lösung. Im Verlauf der Studie zeigte sich, dass die Spülungen mit grünem Tee genauso wirksam waren, wie jene mit Chlorhexidin. Bei den Teespülungen traten allerdings deutlich weniger Zahnverfärbungen auf.

Mit konzentrierten Teespülungen wurden in der Vergangenheit bereits in mehreren Studien gute Ergebnisse erzielt.6,7 Aber auch auf anderen Ebenen wirkt sich grüner Tee positiv auf die Mundgesundheit aus.8 In einer in Japan durchgeführten Kohortenstudie, deren Ergebnisse 2010 veröffentlicht wurden, an der über 25.000 Männern und Frauen teilnahmen, wurde festgestellt, dass das Risiko eines Zahnverlustes bei den Personen signifikant niedriger war, die täglich mindestens eine Tasse grünen Tee tranken.9 Wer also regelmäßig grünen Tee trinkt, stärkt damit sein Zahnfleisch.

Welche Sorte Grüntee eignet sich als Mundspülung?

Besonders wichtig für die Wirksamkeit ist also der Catechingehalt des grünen Tees – je höher, umso besser. Daher sollten Sie beim Kauf eines grünen Tees hierauf besonderes Augenmerk legen. Aber welcher Tee hat nun welchen Catechingehalt? Sich hier zurechtzufinden ist nicht einfach. Umso erfreulicher, dass 2001 eine detaillierte Analyse des Catechingehalts zahlreicher Teesorten veröffentlicht wurde.10

Die verschiedenen Sorten des grünen Tees unterscheiden sich hinsichtlich ihres Catechingehalts.
©smspsy – stock.adobe.com

Die vielleicht bei uns bekannteste Teesorte Sencha hat einen relativ geringen Catechingehalt. Auch grüner Tee in Beuteln weist meist einen eher geringen Gehalt an Catechinen auf. Generell lässt sich sagen: Je jünger die Teeblätter bei der Pflückung sind und je mehr Sonne sie bekommen haben, desto höher der Catechingehalt. Am meisten EGCG besitzt offenbar die Teesorte Benifuuki, aber auch Sorten wie Sayamamidori, Gokou, Sayamakaori, Okumidori, Yamatomidori und Izumi enthalten noch viel Catechin. Bezüglich des Catechingehalts sind neben der Teesorte allerdings auch noch Aspekte wie Erntezeitpunkt, Ziehzeit und -temperatur und das Thema Grünteepulver, -kapseln und Grünteeextrakt versus Teeaufguss zu beachten.

Grundsätzlich gilt aber: Was für eine Mundspülung ideal ist, ist zum Trinken eher gewöhnungsbedürftig und auch nicht immer ideal. Denn einerseits ist der bittere Geschmack, der mit den Catechinen einhergeht, nicht jedermanns Sache. Andererseits kann ein hoher Catechingehalt für den Körper unter Umständen auch belastend sein. Aber an dieser Stelle geht es ja um grünen Tee als Mundspülung.

Wie bereitet man die Grüntee-Mundspülung zu?

Bereitet man sich einen grünen Tee zum Trinken zu, dann gilt ja: bei einer Temperatur von 70 bis 80 Grad aufgießen und circa 2 Minuten ziehen lassen. Für eine Mundspülung können Sie den Grüntee allerdings bei höheren Temperaturen aufgießen, denn: Je höher die Temperatur, umso mehr Catechine lösen sich. Stellen Sie Ihre Grüntee-Mundspülung also mit kochendem Wasser her.

Und: Sie sollten den grünen Tee um einiges länger ziehen lassen, nämlich 5 bis 10 Minuten. Auf einen Nenner gebracht könnte man sagen: Je heißer der grüne Tee aufgegossen wird und je länger der zieht, desto wirksamer, aber auch bitterer ist am Ende Ihre Mundspülung. Im Idealfall sollten Sie Ihre Mundspülung täglich frisch zubereiten. Sie können Sie aber auch 3-4 Tage aufheben, allerdings möglichst kühl lagern.

Eine Mundspülung aus grünem Tee ist also eine wirksame natürliche Alternative zu herkömmlichen Mundspülungen, denn sie trägt mindestens genauso gut zur Mundhygiene bei und ist noch dazu frei von schädlichen Nebenwirkungen.

Quellen & weiterführende Informationen

  1. Kapil V, Haydara S, Pearl V et al.: »Physiological role for nitrate-reducing oral bacteria in blood pressure control«. Free Radical Biology and Medicine, Volume 55, Februar 2013, 93-100.
  2. »Antisepsis: Anaphylaktische Reaktionen unter Chlorhexidin«. aerzteblatt.de. September 27, 2013.
  3. Borsch J: »Anaphylaktische Reaktionen unter Chlorhexidin«. DAZ online. September 09, 2013.
  4. Kudva P, Tabasum ST, Shekhawat K: »Effect of green tea catechin, a local drug delivery system as an adjunct to scaling and root planing in chronic periodontitis patients: A clinicomicrobiological study«. Journal of Indian Society of Periodontology. 2011 Jan-Mar; 15(1): 39–45. doi: 10.4103/0972-124X.82269
  5. Radafshar G, Ghotbizadeh M, Saadat F et al.: »Effects of green tea (Camellia sinensis) mouthwash containing 1% tannin on dental plaque and chronic gingivitis: a double-blinded, randomized, controlled trial.« Journal of investigative and clinical dentistry. 2017; 8(1): e12184.
  6. Kaur H, Jain S, Kaur A: »Comparative evaluation of the antiplaque effectiveness of green tea catechin mouthwash with chlorhexidine gluconate.« Journal of Indian Society of Periodontology. 2014; 18(2): 178-182.
  7. Jenabian N, Moghadamnia AA, Karami E et al.: »The effect of Camellia sinensis (green tea) mouthwash on plaque-induced gingivitis: a single-blinded randomized controlled trial.« Daru 2012; 20(1): 39.
  8. Khurshid Z, Zafar MS, Zohaib S et al.: »Green tea (Camellia sinensis): Chemistry and oral health.« Open Dent J 2016; 10(Suppl 1): 166-173.
  9. Koyama Y, Kuriyama S, Aida J, Sone T et al.: »Association between green tea consumption and tooth loss: cross-sectional results from the Ohsaki Cohort 2006 Study.« Prev Med 2010; 50(4): 173-179.
  10. Maeda-Yamamoto M, Sano, M, Matsuda N et al.: »The Change of Epigallocatechin-3-O-(3-O-methyl) gallate Content in Tea of Different Varieties, Tea Seasons of Crop and Processing Method«. Nippon Shokuhin Kagaku Kogaku Kaishi, Vol. 48, No. 1, 2001, S.64-68.

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