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Grüner Tee ist ein wahres Multitalent. Seine positiven Wirkungen auf unsere Gesundheit sind ebenso erstaunlich wie vielfältig. Er beugt Krankheiten vor, hemmt Entzündungen, bekämpft Krebs, macht fit und bremst den Alterungsprozess. Ein triftiger Grund, einmal einen genaueren Blick auf seine Inhaltsstoffe und deren Wirkung zu werfen.

Grüner oder schwarzer Tee – worin liegen die Unterschiede?

Egal ob es sich um grünen, schwarzen oder weißen Tee, Matcha, Oolong oder Pu Erh Tee handelt, die Pflanze aus der er gewonnen wird, ist immer die gleiche: Camellia Sinensis. Der Unterschied der Tees liegt nicht in ihrer pflanzlichen Herkunft, sondern darin, wie das Blattgut nach der Ernte verarbeitet wird. Die meisten Tees durchlaufen einen Prozess, den man Fermentation (Oxidation) nennt. Bei einer Fermentation sind Dauer und Intensität entscheidend. Schwarzer Tee wird komplett fermentiert, Oolong Tee nur zum Teil. Grüner Tee wird im Gegensatz dazu überhaupt nicht fermentiert. Die gepflückten Blätter werden stattdessen geröstet oder gedämpft. Durch das kurze Erhitzen schließen sich die Blattporen und die Fermentation wird verhindert. So bleiben die typische grüne Farbe der Blätter und nahezu alle im frischen Blatt enthaltenen Wirkstoffe erhalten. Um diese Wirkung noch zu steigern werden beim Matcha Tee darüber hinaus die Teepflanzen beziehungsweise der -knospen, kurz vor der Ernte noch mit lichtdichten Netzen beschattet. Diese Beschattung bewirkt im Reifeprozess die vermehrte Bildung von Katechinen, Aminosäuren und Chlorophyll, was das Blatt noch reichhaltiger, weicher und leuchtend grüner werden lässt.

Was der Kaiser von China schon schätzte

Die Geschichte des grünen Tees führt weit in die Vergangenheit zurück. Der Legende nach hat der legendäre Kaiser Shennong, 2.737 v. Chr., der als Vater der chinesischen Medizin gilt, die Entdeckung gemacht. Beim Verbrennen eines Kamelienstrauchs, der botanisch mit dem grünen Tee verwandt ist, bemerkte er dessen charakteristisches Aroma und erforschte daraufhin seine Heilwirkung – der Beginn einer wahren Erfolgsgeschichte. Die Nachricht von den Heilwirkungen des Tees verbreitete sich praktisch in Windeseile. Im 8. Jahrhundert brachten buddhistische Mönche den grünen Tee dann nach Japan, wo die Zeremonie des Teepulvers mit Begeisterung weiterentwickelt und zur Blüte gebracht wurde.

Grüner Tee ist gesund!

Ob Sencha, Matcha, Gyokura oder Gunpowder – grünen Tee gibt es in vielen Varianten. Er wird seit fast 5ooo Jahren als eine der größten Heilpflanzen geschätzt. Alzheimer, Multiple Sklerose, Darm- und Prostatakrebs oder Diabetes sind nur einige der Krankheiten, bei denen grüner Tee positive Wirkungen haben soll. Er gilt als eines der stärksten Antioxidantien mit krebsfeindlicher Wirkung und neutralisiert freie Radikale. Er senkt den Cholesterinspiegel im Blut. Er verbessert den Fettstoffwechsel und beschleunigt die Fettverbrennung, was gerade auch im Hinblick auf den Wunsch abzunehmen, hilfreich sein kann. Er erweitert die Blutgefäße und hat kardiovaskulären Nutzen beispielsweise bei Arteriosklerose. Er wirkt antiviral, antibakteriell und antimykotisch – die Liste seiner wunderbaren Wirkungen ließe sich unendlich weiterführen.

Es sind insbesondere die in ihm enthaltenen Catechine, die für die große Bandbreite an gesundheitlichen Wirkungen verantwortlich sind. Catechine sind sehr starke Antioxidantien, die sogar die Vitamine C und E in ihrer Wirkung übertreffen. Sie gehören innerhalb der Phytamine zur Gruppe der Polyphenole und darunter zu den Flavonoiden (sekundäre Pflanzenstoffe, mit stark antioxidativen Eigenschaften). Alle Lebensmittel mit einem hohen Flavonoidgehalt, wie beispielsweise auch dunkle Schokolade, Weintrauben, Äpfel und Beeren, wirken stark antioxiativ. Catechine kommen besonders reichlich im grünen Tee vor, der vier Arten von Catechinen enthält: Epicatechin, Epicatechin-Gallat, Epigallocatechin und Epigallocatechin-3-Gallat. Besonders gut untersucht ist in diesem Zusammenhang das Catechin Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG). Zahlreiche Arbeiten aus der Grundlagenforschung haben in den vergangenen Jahren hierzu ermutigende Ergebnisse geliefert. Entdeckt wurden Hinweise darauf, dass EGCG entzündungshemmend wirkt und ein fehlgeleitetes Immunsystem drosseln könnte. Nervenzellen kann es vor schädlichen Einflüssen des Immunsystems und vor hochaggressiven Sauerstoffverbindungen schützen. An der Charité in Berlin laufen aktuell Studien, die unter anderem die Rolle von EGCG bei der Gefäßerweiterung, also insbesondere in Hinblick auf seine kardioprotektiven Effekte (Arteriosklerose) erforschen.1 Oder auch Studien zur Wirkung bei entzündlichen neurologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose.2,3 Alles sehr vielversprechend!

Grüner Tee gegen Arteriosklerose

Haben Sie schon einmal von dem Begriff des »Asiatischen Paradox« gehört? Er bezeichnet das Phänomen, dass in den Bevölkerungen Asiens trotz eines extrem hohen Zigarettenkonsums eine niedrige Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenkrebs besteht.4 Verantwortlich gemacht wird hierfür der hohe Grünteekonsum (von täglich mehr als 1,5 Litern). Eine Studie aus Japan kommt zu dem Ergebnis, dass erhöhter Grünteekonsum mit einer gesenkten allgemeinen, aber auch durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedingten Mortalität einhergeht.5 Inzwischen wurde in weiteren wissenschaftlichen Studien festgestellt, dass die sogenannten Polyphenole in den Blättern des Grüntees auch vor Arterienverkalkung, Bluthochdruck und Herzinfarkt schützen können. Durch Rauchen, starke UV-Strahlung, genauso wie durch Stoffwechselvorgänge werden im Körper Sauerstoffradikale freigesetzt, die Zellen schädigen und an der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt sind. Die Antioxidantien in grünem Tee helfen dem Körper dabei, diese Stoffe unschädlich zu machen.

Im European Journal of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation veröffentlichten Dr. Nikolaos Alexopoulos und Kollegen von der Athens Medical School in Griechenland die Ergebnisse einer randomisierten Studie, die zeigte wie hilfreich grüner Tee für die Gefäßgesundheit sein kann.6 Der Prozess der Arteriosklerose beginnt ausgehend von einer Verletzung der inneren Arterienwandschicht – der Intima, die aus einer Lage einzelliger Endothelzellen besteht. Es hatte sich gezeigt, dass grüner Tee die Aktivität der Endothelzellen, also dieser inneren Arterienwandschicht, deutlich verbessern konnte. Eine Funktionsstörung des Endothels gilt als ein Hauptfaktor für das Fortschreiten einer Arteriosklerose. Ein gesundes Gefäßsystem hängt also unabdingbar mit dem Zustand des Endothels zusammen.

Krebs und grüner Tee

In der Zellularmedizin ist die Bedeutung von grünem Tee, insbesondere dem darin enthaltenen Polyphenol Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) seit Jahren bekannt. Eine große, über 15 Jahre angelegte schwedische Studie mit 61.000 Teilnehmerinnen, legt nahe, dass der Konsum von grünem Tee das Risiko vermindert, an Eierstockkrebs zu erkranken.7 In einer Untersuchung aus China aus dem Jahr 2002 wurden ebenfalls deutliche Effekte gefunden.8 Ein möglicher Schutzeffekt gegen Krebs wird auch durch die Ergebnisse einer Studie von Binns und Mitarbeitern an der Curtin University of Technology (Australien) aus dem Jahr 2006 untermauert.9,10 Man hat festgestellt, dass EGCG altersbedingte Schäden an der Erbsubstanz mindern und die Bildung von (Tumor-)Blutgefäßen – jenen Gefäßen, die ein Tumor für sein Wachstum braucht – bei gutartigen und bösartigen Tumoren hemmen kann. Dies scheint glücklicherweise bei den meisten Krebsarten zu funktionieren.

Darmpolypem

Grüner Tee beziehungsweise Grüntee-Extrakt kann offenbar auch das Polypenwachstum im Darm hemmen – und damit die Entstehung von Darmkrebs. Die Wissenschaftler um Professor Dr. Thomas Seufferlein von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Halle und Professor Dr. Julia Stingl vom Institut für Naturheilkunde und Klinische Pharmakologie der Universität Ulm starteten 2011 die sogenannte MIRACLE-Studie, die den Nutzen von grünem Tee zur Darmkrebsvorsorge untersucht. MIRACLE steht für Minimizing the Risk of Metachronous Adenomas of the Colorectum with Green Tea Extract.11 Zielgruppe der Studie sind Patienten, bei denen im Rahmen der Krebs-Früherkennung bereits der Darm gespiegelt und Polypen entdeckt und entfernt wurden.

Die Kardiologische Abteilung der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg untersucht in einer klinischen Studie die Wirksamkeit von grünem Tee bei der erblichen Stoffwechselerkrankung Transthyretin-Amyloidose, einer leukämie- beziehungsweise krebsähnlichen lebensbedrohlichen Erkrankung. Hier ist die Funktion bestehender Blutzellen gestört, die sich unkontrolliert vermehren und zu Eiweißablagerungen im Körpergewebe insbesondere im Herzmuskel führen.

Anstoß für die Studie war ein 2007 in der Zeitschrift Blood veröffentlichter Bericht12 über den Selbstversuch des Heidelberger Mediziners Prof. Dr. Werner Hunstein13,14, bei dem diese Bluterkrankung festgestellt wurde. Nach einer Chemotherapie erreichte er durch eine Eigenbehandlung mit täglich 2 Litern grünem Tee eine positive Wirkung seiner Herzamyloidose. Die körperliche Leistungsfähigkeit und die Herzfunktion verbesserten sich nachweislich, die krankhaften Eiweißablagerungen gingen zurück. Prof. Dr. Hunstein ist 2012 im gesegneten Alter von 83 Jahren verstorben. Ihm wurden durch seine Eigenbehandlung mit grünem Tee noch ein paar erfüllte Jahre geschenkt. Es deutet also vieles darauf hin, dass EGCG den körpereigenen Krebsschutz aktivieren kann, indem es ein Körperenzym zum Einsatz bringt, das die krebserregenden Stoffe in den Zellen unschädlich macht.

Grüntee bei Alzheimer und für ein gutes Gedächtnis

Am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin konnten Forscher nachweisen, dass EGCG giftige Eiweißablagerungen im Gehirn von Alzheimer- oder Parkinsonpatienten abbaut. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden 2008 in der Fachzeitschrift Nature Structural and Molecular Biology veröffentlicht.15 Der tödliche Prozess der Plaquebildung, der mit diesen Erkrankungen einhergeht, konnte unter Laborbedingungen umgekehrt werden.16 Eben diese Plaques, die sich im Gehirn ablagern, sind dafür verantwortlich, dass das Gehirn in seiner Funktion so sehr eingeschränkt wird. Offenbar sind sie Hauptursache für das Auftreten von Demenzerkrankungen. Es besteht also große Hoffnung, mithilfe von grünem Tee einer frühzeitigen Demenz entgegenwirken zu können.

Darüber hinaus regt der Wirkstoff in grünem Tee offenbar auch zur Bildung neuer Hirnzellen an, der sogenannten Neurogenese. Eine in der Fachzeitschrift Molecular Nutrition & Food Research veröffentlichte Studie17 zeigt, dass der Wirkstoff EGCG die Bildung neuer Hirnzellen fördert und es so zur Stärkung des Gedächtnisses und des räumlichen Lernvermögens kommt. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass regelmäßiges Grünteetrinken die körperliche, aber vor allem auch die geistige Fitness bis ins hohe Alter aufrechterhält.

Abnehmen mit grünem Tee

In den westlichen Industrienationen werden die Menschen immer dicker. Laut einer Erhebung des Robert Koch Instituts aus dem Jahr 2014 sind zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) in Deutschland übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen (23 % der Männer und 24 % der Frauen) ist sogar stark übergewichtig (adipös). Zahlreiche Studien zeigen positive Effekte von grünem Tee auf den Stoffwechsel, die Reduktion der Fettaufnahme und die Hormone. Grüner Tee reduziert die Fettaufnahme in Magen und Darm, indem er bestimmte Lipase-Aktivitäten (Enzyme für die Fettaufnahme) hemmt. Er regt den Stoffwechsel an und erhöht den Energiegrundumsatz des Körpers. Die in ihm enthaltenen Bitterstoffe können, abgesehen davon, dass sie für die Leber förderlich sind, auch den Hunger auf Zucker reduzieren. Grüner Tee trägt zur Regulierung der Darmflora bei und wirkt zudem antimykotisch. Grüntee ist ein wahres Schlankmacher-Getränk!

Grüner Tee – die richtige Zubereitung

Das A und O bei der Zubereitung von grünem Tee sind die Wassertemperatur und die Ziehzeit. Ist das Wasser zu heiß, lösen sich die guten Inhaltsstoffe wie Antioxidantien oder Gerbstoffe auf. Ist das Wasser zu kalt, werden diese Stoffe nicht im Wasser gebunden und der Tee hat keine Wirkung. Zieht er zu lange, wird er bitter. Zieht er zu kurz, schmeckt er kaum. Deshalb sollten Sie folgende Tipps beherzigen:

  • Verwenden Sie möglichst kalkarmes Wasser. 
  • Das Wasser nach dem Aufkochen auf 60 bis 80 Grad Celsius abkühlen lassen. Dann erst den Tee aufgießen. 
  • Grünen Tee eher sparsam verwenden. Drei leicht gehäufte Teelöffel pro Liter genügen meist völlig.
  • Die Ziehdauer variiert je nach Teesorte etwas. Länger als 3 Minuten sollte man aber keinen grünen Tee ziehen lassen.
  • Es ist zu empfehlen, zubereiteten grünen Tee nicht stehen zu lassen oder aufzubewahren, denn er verliert rasch seine Harmonie und Kraft. Also: Genießen Sie Ihren grünen Tee frisch zubereitet!

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