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Die Synergie zwischen Magnesium und Vitamin D und die Bedeutung des Letztgenannten für eine optimale Immunfunktion und die allgemeine Gesundheit habe ich bereits in anderen Artikeln dargelegt – vor allem im Hinblick auf die Senkung Ihres Risikos von COVID-19. Frühere Studien haben auch die Rolle hervorgehoben, die dieses Duo für die kognitive Funktion bei älteren Menschen sowie für die allgemeine Mortalität spielt.
Vitamin D und Magnesium schützen die geistige Gesundheit
Eine dieser Studien, »Association of Vitamin D and Magnesium Status with Cognitive Function in Older Adults: Results from the National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) 2011 to 2014«1 weist darauf hin, dass Vitamin D nicht nur Nervenstrukturen schützt und eine Rolle bei der neuronalen Kalziumregulation spielt, sondern offenbar auch Ihr Risiko für Neurodegeneration im Alter beeinflusst.

Magnesium wird nicht nur für die Umwandlung von Vitamin D in seine aktive Form benötigt,2,3,4 sondern spielt auch eine Rolle bei der kognitiven Gesundheit. Ein Magnesiummangel ist an verschiedenen neurologischen Störungen beteiligt.
»Höhere Serumspiegel von 25(OH)D sind bei älteren Menschen mit einem verringerten Risiko verbunden, Einbußen der kognitiven Fähigkeiten zu erleiden. Dies scheint mit der Höhe der Magnesiumzufuhr zusammenzuhängen.«
Anhand von NHANES-Daten (Anmerkung d. Red.: Das National Health and Nutrition Examination Survey ist eine statistische Erhebung bzw. ein Forschungsprogramm des National Center for Health Statistics (NCHS) in den USA) von 2.984 Teilnehmern über 60 Jahren verglichen die Forscher den Serum-Vitamin-D-Status und die ernährungsbedingte Magnesiumzufuhr mit den Werten von kognitiven Funktionen.
Nach der Bereinigung um Störfaktoren, einschließlich des Gesamtkalorienverbrauchs und der Magnesiumaufnahme, standen höhere Vitamin-D-Spiegel im Blut in Verbindung mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit, beim neuropsychologischen »Digit-Symbol-Substitutionstest« (Anmerkung d. Red.: ein neuropsychologischer Test, der empfindlich auf Hirnschäden, Demenz, Alter und Depression reagiert) einen niedrigen kognitiven Funktionswert zu erhalten.
Die gleiche Tendenz war festzustellen, wenn man die Vitamin-D-Aufnahme und nicht den Blutspiegel betrachtete. Die Korrelation zwischen höheren Vitamin-D-Spiegeln und besseren kognitiven Funktionen war besonders stark bei denjenigen, deren Magnesiumzufuhr 375 Milligramm oder mehr pro Tag betrug. Die Autoren erklärten:
»Wir fanden heraus, dass höhere 25(OH)D-Serumspiegel bei älteren Menschen mit einem verringerten Risiko verbunden waren, Einbußen bei den kognitiven Funktionen zu erleiden. Dies schien mit der Magnesiumzufuhr zusammenzuhängen.«5
Magnesium verbessert die Plastizität des Gehirns
Während allein die Magnesiumzufuhr in der obigen Studie keinen Einfluss auf die kognitive Funktion zu haben schien, haben andere Untersuchungen die Rolle dieses Minerals für gesunde kognitive Fähigkeiten hervorgehoben.
Gedächtnisstörungen treten auf, wenn die Verbindungen (Synapsen) zwischen Gehirnzellen abnehmen. Dabei können zwar viele Faktoren ins Spiel kommen, doch Magnesium ist ein besonders wichtiger. Dr. David Perlmutter, ein Neurologe und Fellow des American College of Nutrition, stellte fest:
»Wie jetzt entdeckt wurde, spielt Magnesium eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung von Nervenkanälen, die an der synaptischen Plastizität beteiligt sind. Das bedeutet, dass Magnesium für die physiologischen Ereignisse, die für die Lern- und Gedächtnisprozesse grundlegend sind, von grundlegender Bedeutung ist.«6
Wie man 2010 herausfand, verbesserte das sogenannte Magnesium-Threonat, eine spezielle Form von Magnesium, »die Lernfähigkeit, das Arbeitsgedächtnis sowie das Kurz- und Langzeitgedächtnis bei Ratten.«7 Den Autoren zufolge »deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass eine Erhöhung des Magnesiumgehalts im Gehirn sowohl die kurzfristige synaptische Fazilitation (Bahnung) als auch die langfristige Gedächtnisleistung verstärkt und die Lern- und Gedächtnisfunktionen verbessert.«
COVID-19 kann dem Gehirn Sauerstoff entziehen
Wo wir gerade beim Thema Gehirn sind: In einem Artikel der Washington Post vom 01. Juli 2020 wurden die Ergebnisse von Autopsien von COVID-19-Patienten überprüft.(8) Überraschenderweise berichteten chinesische Forscher, dass COVID-19-Patienten eine Reihe von neurologischen Symptomen aufweisen können.9
In einem am 12. Juni 2020 im New England Journal of Medicine veröffentlichten Leserbrief10 wurden auch die neuropathologischen Merkmale von COVID-19 diskutiert. Die Washington Post berichtete:11
»Patienten haben über eine Reihe neurologischer Beeinträchtigungen berichtet, darunter die verminderte Fähigkeit zu riechen oder zu schmecken, ein veränderter Geisteszustand, Schlaganfälle, Krampfanfälle – ja sogar Delirium … Im Juni meldeten Forscher in Frankreich, dass 84 Prozent der Patienten auf der Intensivstation neurologische Probleme hatten. Ein Drittel war bei der Entlassung verwirrt oder desorientiert.«
»… Ebenfalls in diesem Monat stellten die Forscher in Großbritannien fest, dass 57 von 125 Coronavirus-Patienten mit einer neurologischen oder psychiatrischen Diagnose neueren Datums einen Schlaganfall aufgrund eines Blutgerinnsels im Gehirn erlitten hatten, und 39 wiesen einen veränderten psychischen Zustand auf.«
»Auf der Grundlage solcher Daten und Einzelberichte machte sich Isaac Solomon, ein Neuropathologe am Brigham and Women’s Hospital in Boston, daran, systematisch zu untersuchen, wo sich das Virus im Gehirn einnisten könnte.«
»Er führte bei achtzehn aufeinanderfolgenden Todesfällen Autopsien durch, bei denen er Schnitte von Schlüsselbereichen entnahm: der Großhirnrinde (die graue Substanz, die für die Informationsverarbeitung verantwortlich ist), dem Thalamus (der den sensorischen Input moduliert), den Basalganglien (verantwortlich für die motorische Kontrolle) und anderen …«
Während Ärzte und Forscher zunächst vermuteten, eine Entzündung des Gehirns habe die neurologischen Probleme bei einigen Patienten verursacht, ergaben Solomons Autopsien interessanterweise nur sehr wenige Entzündungen. Stattdessen schienen diese neurologischen Symptome das Ergebnis von Hirnschäden zu sein, die durch Sauerstoffmangel verursacht wurden.
Anzeichen von Sauerstoffmangel gab es sowohl bei Patienten, die eine längere Zeit auf der Intensivstation verbracht hatten, als auch bei Patienten, die nach einem kurzen, aber schweren Krankheitsschub plötzlich verstarben. Ich halte es für wahrscheinlich, dass dies auf eine Zunahme der Gerinnung im Mikrogefäßsystem des Gehirns zurückzuführen ist.
Solomon sagte der Washington Post, er sei von diesem Befund »sehr überrascht«. Es ergibt jedoch Sinn, wenn man bedenkt, dass COVID-19-Patienten nachweislich an Sauerstoffmangel leiden. Die Washington Post berichtete:12
»Wenn das Gehirn nicht genügend Sauerstoff bekommt, sterben einzelne Nervenzellen ab … Bis zu einem gewissen Grad kann das Gehirn des Menschen das kompensieren, aber irgendwann ist der Schaden so groß, dass sich verschiedene Funktionen beginnen zu verschlechtern … Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Menschen schnell zusätzlichen Sauerstoff zu geben, um irreversible Schäden zu verhindern.«
Auswirkungen von Magnesium und Vitamin D auf die Sterblichkeit
Um auf Magnesium und Vitamin D zurückzukommen: Frühere Untersuchungen unter Verwendung von NHANES-Daten aus den Jahren 2001 bis 2006 ergaben, dass die beiden Stoffe einen positiven Einfluss auf die Gesamtmortalitätsraten haben.13 Diese Studie wies auch darauf hin, Magnesium »mache bei Patienten mit einer magnesiumabhängigen, Vitamin-D-resistenten Rachitis die Resistenz gegen eine Vitamin-D-Behandlung im Wesentlichen rückgängig«.
Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass eine Magnesiumsupplementierung Ihren Vitamin-D-Spiegel erhöht, indem mehr davon aktiviert wird, und dass Ihr Sterblichkeitsrisiko daher durch eine erhöhte Magnesiumzufuhr gesenkt werden könnte. Genau das haben sie tatsächlich festgestellt. Die Autoren erklärten:
»Eine hohe Zufuhr von Gesamt-, Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel-Magnesium war unabhängig voneinander mit einem signifikant reduzierten Risiko eines Vitamin-D-Mangels beziehungsweise einer Vitamin-D-Insuffizienz verbunden. Die Zufuhr von Magnesium interagierte maßgeblich mit der Zufuhr von Vitamin D bezogen auf das Risiko sowohl eines Vitamin-D-Mangels als auch einer Vitamin-D-Insuffizienz.«
»Darüber hinaus zeigte sich ein umgekehrter Zusammenhang zwischen der Gesamtzufuhr von Magnesium und der Vitamin-D-Insuffizienz vor allem bei Bevölkerungsgruppen mit hohem Vitamin-D-Mangel beziehungsweise dem Risiko für eine Vitamin-D-Insuffizienz.«
»Ferner wurde der Zusammenhang von Serum 25(OH)D mit der Mortalität, vor allem aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs, durch die Magnesiumzufuhr modifiziert, und ein umgekehrter Zusammenhang trat vor allem bei denjenigen auf, deren Magnesiumzufuhr über dem Durchschnitt lag.«
»Unsere vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass möglicherweise die Magnesiumzufuhr allein oder ihre Wechselwirkung mit der Vitamin-D-Zufuhr zum Vitamin-D-Status beitragen kann. Die Verbindungen zwischen Serum 25(OH)D und dem Mortalitätsrisiko lassen sich durch die Höhe der Magnesiumzufuhr modifizieren.«
Magnesium senkt den Vitamin-D-Bedarf um 146 Prozent
Einer 2018 veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchung zufolge könnten bis zu 50 Prozent der Amerikaner, die Vitamin-D-Präparate einnehmen, keinen nennenswerten gesundheitlichen Nutzen erzielen, da das Vitamin D einfach in seiner inaktiven Form gespeichert wird, und das, weil sie zu wenig Magnesium aufnehmen.14,15
Eine 2013 veröffentlichte Studie hat dieses Problem ebenfalls hervorgehoben und kam zu dem Schluss, dass eine höhere Magnesiumzufuhr dazu beiträgt, das Risiko eines Vitamin-D-Mangels zu verringern, indem mehr davon aktiviert wird. Die Autoren merkten an:16
»Eine hohe Zufuhr von Gesamt-, Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel-Magnesium war unabhängig voneinander mit einem deutlich verringerten Risiko eines Vitamin-D-Mangels beziehungsweise einer Vitamin-D-Insuffizienz verbunden.«
»Die Zufuhr von Magnesium stand in deutlichem Zusammenhang mit der Zufuhr von Vitamin D in Bezug auf das Risiko sowohl eines Vitamin-D-Mangels als auch einer Vitamin-D-Insuffizienz … Unsere vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass möglicherweise die Magnesiumzufuhr allein oder ihre Wechselwirkung mit der Vitamin-D-Zufuhr zum Vitamin-D-Status beitragen kann.«
Vor kurzem kam GrassrootsHealth zu dem Schluss, dass Sie 146 Prozent mehr Vitamin D benötigen, um einen Blutspiegel von 40 ng/ml (100 nmol/l) zu erreichen, wenn Sie kein zusätzliches Magnesium einnehmen, im Vergleich zur Einnahme von Vitamin D mit mindestens 400 Milligramm Magnesium pro Tag.17

Das Zusammenspiel von Magnesium und Vitamin D funktioniert nicht in eine, sondern in beide Richtungen. Interessanterweise verbessert Vitamin D zwar die Magnesiumaufnahme,18 doch die Einnahme hoher Dosen von Vitamin D kann auch zu einem Magnesiummangel führen.19 Dies liegt wiederum daran, dass Magnesium bei der Umwandlung von Vitamin D in seine aktive Form benötigt wird.
Magnesium zusammen mit Vitamin K senkt den Vitamin-D-Bedarf noch weiter
Magnesium ist nicht der einzige Nährstoff, der einen signifikanten Einfluss auf Ihren Vitamin-D-Status haben kann. Wie die Daten von GrassrootsHealth weiter zeigen, können Sie Ihren oralen Vitamin-D-Bedarf allein durch die Zugabe von Magnesium und Vitamin K2 um satte 244 Prozent senken. Die Organisation berichtete:20
»… für diejenigen, die kein zusätzliches Magnesium oder Vitamin K2 einnahmen (also die Hälfte der Studienpopulation), wurde 244 Prozent mehr Vitamin D benötigt, um 40 ng/ml (100 nmol/l) zu erreichen, im Vergleich zu denjenigen, die normalerweise sowohl zusätzliches Magnesium als auch Vitamin K2 einnahmen.«

Wie Sie Ihren Magnesiumspiegel erhöhen können
Die empfohlene Tagesdosis für Magnesium beträgt je nach Alter und Geschlecht etwa 310 bis 420 Milligramm pro Tag,21 aber viele Experten sind der Ansicht, dass Sie vielmehr zwischen 600 und 900 Milligramm täglich brauchen.22
Ich persönlich glaube, dass viele Menschen von Mengen zwischen 1 bis 2 Gramm (1.000 bis 2.000 Milligramm) elementarem Magnesium pro Tag profitieren können, da die meisten von uns elektromagnetischen Feldern (EMF) ausgesetzt sind, die sich einfach nicht abschwächen lassen. Das zusätzliche Magnesium kann dabei helfen, die Schäden durch diese Exposition zu verringern.
Meine persönliche Empfehlung lautet: Sofern Sie keine Nierenerkrankung haben und nicht auf die Dialyse angewiesen sind, erhöhen Sie Ihre Magnesiumdosis kontinuierlich, bis Sie weichen Stuhlgang bekommen; dann sollten sie die Dosis reduzieren. Denn Sie möchten zwar die höchste Dosis, die Sie vertragen können, zu sich nehmen, aber trotzdem einen normalen Stuhlgang haben.
Wenn es um die orale Nahrungsergänzung geht, bevorzuge ich persönlich Magnesium-Threonat, da es offenbar am wirksamsten Zellmembranen durchdringen kann, einschließlich Ihrer Mitochondrien und der Blut-Hirn-Schranke. Aber ich mag auch Magnesium-Malat, Magnesium-Citrat und ionisches Magnesium aus molekularem Wasserstoff, da jede Tablette 80 Milligramm elementares Magnesium enthält.
Essen Sie mehr magnesiumreiche Lebensmittel
Zu guter Letzt: Auch wenn Sie möglicherweise (aufgrund denaturierter Böden) noch eine Magnesium-Ergänzung brauchen, wäre es sicherlich ratsam zu versuchen, so viel Magnesium wie möglich aus Ihrer Nahrung zu beziehen. Dunkelgrünes Blattgemüse ist in Bezug auf den Magnesiumgehalt führend, und das Entsaften Ihres Grüngemüses ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, Ihre Zufuhr zu erhöhen. Zu den Lebensmitteln mit hohem Magnesiumgehalt zählen:23
Avocados | Brokkoli |
Mangold | Kohlsprossen |
Blattgemüse | Bio-Weidemilch-Joghurt und Nattō (fermentierte Sojabohnen) |
Rote Beete | Pak Choi |
Kräuter und Gewürze wie Koriander, Schnittlauch, Kreuzkümmel, Petersilie, Senfkörner, Fenchel, Basilikum und Gewürznelken | Romana-Salat |
Dieser Artikel erschien erstmal am 16. Juli 2020 auf Mercola.com.